Archiv ‘Schreibware’ Kategorie

Ist Pierroz ein Düsterling?

ach nein, wer behauptet denn sowas? ganz im gegenteil: er gönnt den protagonisten seiner hörstücke sogar urlaub in fernen, paradiesischen destinationen.

reisen sie doch einfach mal mit, zu einer dieser oasen von pierroz, oasen der liebe und der glückserfüllung…

 grau und alt

du bisch grau und alt
bisch grau und alt
ich weiss das tuet weh
so isches halt
bisch grau und alt

dussä isches grau und chalt
s’isch grau und chalt
blibsch lieber dihei
muäterseele ällei

all jahr emal in thailand
ä süässi muuus a diner hand …oh ez wird’s schöööööön…

Neuschnee

es gibt kein altes und kein neues jahr und wenn der tag dämmert bleibt es dunkel, die sonne scheint auch in der nacht. mein herz schlägt nur, und wenn du das jetzt liest, dann weisst du, dass ich die ganze zeit immer nur, wenn man das noch denken nennen kann. mein herz klopft, es klopft an immer diesselbe wand, doch dahinter sagst du weder nein noch ja, du hast keine stimme und meine lungen füllen sich mit frost und atmen dieses zweite leben aus, das keines ist, weil das leben sich nicht in die karten schauen lässt. ich öffne die augen und sehe nicht, ich stehe auf und bleibe liegen. die bruchstücke meiner träume der letzten nacht, stopfe ich in den karton zu den vielen anderen, die ich dort aufbewahre, für ganz schlechte zeiten. und weil es nicht viel fantasie braucht um kalte füsse zu kriegen, aber viel fantasie um diese kalten füsse nicht zu spüren, schreie ich den ofen an, der sich nicht von selbst das holz in sein dummes maul schiebt, dem man wie einem kleinen kind alles, aber auch wirklich alles, vorkauen und zufüttern muss. es gibt kein altes und kein neues jahr und wenn der tag dämmert gehe ich raus und pisse deinen namen, in den über nacht gefallenen neuschnee.

Lindenblüten

lindenblüte
die wintersonne, die so flach zum fenster hereinscheint, wie sie das nur in diesen raren kurzen tagen überhaupt kann.
eine volle glaskanne mit lindenblütentee, die auf dem küchenbord an dem sonnenfenster steht und von den strahlen durchleuchtet wird.
das teekraut, getrocknete blüten vom lindenbaum, die in diesem heissen wasser zu einem zweiten leben erwachen und nochmals aufblühen.

klar, in dieses medium verirrt sich keine der sonst fleissigen bienen, und wenn, dann höchstens als ein sommerlandschaften träumendes, schlafendes insekt.
die kamera halte ich ganz nah ans glas und stelle sie wegen der doch langen belichtungszeit aufs bord ab.

makroeinstellung angewählt und dann mal mit kleinen variationen ungefähr zwanzigmal abgelichtet. die gezeigte aufnahme ist aus dem letzen drittel der session.

Digitalzoom-Vergrößerung: 0, Belichtungskorrektur: 0, Belichtungsprogramm: Normales Programm, Belichtungszeit: 1/100, Blendenwert: 2.8, Brennweite: 5.8, ISO-Empfindlichkeit: 100, Lichtquelle: Gutes Wetter

Eines Menschen Zeit

ich habe mich in den letzten tagen durch das leben von peter bamm gelesen. 1897 in deutschland geboren: ausbildung als arzt, chirurg, sinologe (chinakunde). er schrieb für feuilletons (daz), wurde später schriftsteller, starb 1975 in der schweiz.

in seinem 1972 herausgegebenen autobiographischen buch „eines menschen zeit“ durchlebt man als leser die teils heftigen geschehnisse des vergangenen jahrhunderts an der seite eines klugen, aufrechten, aber auch humorvollen humanisten.

mit einer notwendigen portion glück, hat er die groben erschütterungen zweier weltkriege mit – und überlebt, also auch zwei nachkriegszeiten, kulturelle, politische und gesellschaftliche wandlungen.

warum lese ich sowas? weil…

Eiskalt erwischt

jeder ist hier jedem ein fremder, wird schon bald zum feind, weil er deinen platz, deinen raum streitig macht, dich durch seine art in deiner freiheit beschneidet.

du, schon dadurch dass es dich gibt, bist du einer dieser vielen, die zuviel sind. du bist dumm und du wirst es bleiben. was du tust ist blöd und uninteressant. schon bald werden wir uns um dich kümmern müssen, weil du ein idiot bist.

wir werden versuchen uns so wenig wie nur irgendwie möglich mit dir abzugeben, weil du uns nichts bringst. wir haben keinen nutzen an dir. wir könnten die zeit und das geld für etwas gescheiteres verwenden, wenn es dich nicht gäbe.

das sagen wir dir zwar nicht, aber wir lassen dich das spüren.

du kannst das alles verdrängen aber früher oder später erwischt es dich eiskalt.