Recycling-Sammelstelle

Einmal mehr kann ich nur betonen, dass die Recycling-Sammelstelle, hier in diesem Kaff wo ich wohnhaftiert bin, das Beste ist, was es hier gibt. Das ist der Ort wo der Normalverbraucher seinen Abfall hinbringt, das ist der Ort wo ich aus diesem Abfall schönstglänzende Perlen herausfische.

So geschehen wieder gestern, wo ich eine ehrwürdige Ausgabe von Herman Hesse’s „Siddharta“ fand. In Buchform kam diese „indische Dichtung“ erstmals 1922 bei S. Fischer heraus, meine Perle ist die erste Einzelausgabe vom Suhrkamp Verlag von 1950, gedruckt in dieser altehrwürdigen Frakturschrift, mit einem Waschzettel von Hugo Ball im Schutzumschlag, den ich hier ohne freundliche Genehmigung ins Web schicke.
siddhartaklein
Hugo Ball (1886-1927) ist jener, der als Dadaist startete und als Emigrant in der Nähe von Hesse im Tessin eine neue Heimat fand, sich dort strengläubigen Kreisen anschloss und alte Mystiker studierte…(das sowas von sowas kommt?) „Flametti oder vom Dandysmus der Armen.“ ist ein Lesevergnügen erster Güte; eines der raren Prosawerke von eben diesem Hugo Ball.

Klappentext im Einband von Hermann Hesse’s indischer Dichtung „Siddharta“

Die Lehre des „Siddharta“, wenn man davon sprechen will, führt vom Priesterhaus weg an den Fluss, zum Natursymbol. Ob es ein indischer oder ein schweizerisches Paradies sei: immer sei es ein Naturparadies, nicht ein „geistiges“. Immer ist es das „Reich Gottes auf Erden“, und das Diesseits ist betont. Und da wie dort ist es der einzelne, der diese Welt vertritt; der sie sich im Gegensatze zu den anderen, erobern muss. Immer ist es ein Protestierender, ob er laut oder stumm protestiere. Immer sind es die greifbaren, die nächsten, die menschlichen Dinge, die dem schönen Scheine erobert und in ihn aufgelöst werden sollen. Es gilt keine äussere Authorität, heisse sie Vater oder Gautamo Buddha; nur die Stimme des eigenen Innern gilt. Es gilt kein errungener Besitz und keine geprägte Form, mögen sie wie im „Camenzind“ Zivilisation heissen oder wie im „Siddharta“ Offenbarung heissen. An die harte Welt der Dinge soll die Liebe anknüpfen, nicht an Gedanken, die von Dingen herkommen. Hugo Ball

3 Kommentare

  • die schönsten Scheine sind eh die blauen. Bitte keine Glasperlen mehr, lieber rote Lippen statt goldne Münder und Narzissen. Überhaupt, endlich wieder mal ein Sommer – es muss ja nicht der letzte sein.

    • herr meier 88 schreibt gerne. er fabuliert mit vorliebe im rätselhaften. hier spielt er verstecken mit den hauptwerken von hesse: „das glasperlenspiel“, „narziss und goldmund“ und „klingsors letzter sommer“.
      herr meier 88 arbeitet vielleicht in einer recyclingstelle oder wurde dort bei einem spaziergang mit der selbsthilfegruppe „freude am stricken im alter“ irrtümlicherweise zurückgelassen.
      aber er scheint dort seinen frieden in der bücherecke gefunden zu haben und die zeit seiner schnoddrigen, von frustriertem beigeschmack nicht ganz freien kommentaren, sind nun vergangenheit.
      lieber herr meier 88, falls sie das buch von hesse „die morgenlandfahrt“ dort im müllhaufen zufällig finden, bringen sie das buch bei vitaltransformer vorbei, wir spendieren ihnen dann gerne einen kaffee.

      mit herzliche grüssen
      pierroz i.a.vitaltransformer

      • ihr könnt mich mal. mit eurem zweitaufgekochten abwaschwasser holt ihr mich nicht hinterm ofen vor. erinnert stark an die laue schülermilch in der dreieckigen tetrapack – heutzutage wohl gesundheitsunterstützendes AbführJoghurt von Nestlé – nein Kurt, ab mit euch ins morgenland. kann mir immer noch meine eigene tasse leisten. M88

Lass den Knüppel im Sack und teile Deine Denke mit uns...

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.