Archiv ‘Abgänge’ Kategorie

Sollte Kunst verfaulen dürfen ?

Wir finden: Ja. Kunstwerke dürften nach ca. 20 Jahren Laufzeit ungeniert vermodern oder bereits als Kompost die Erde von einem „Urban“ – Garten bereichern. Gütesiegel wie „Mich kann man Schreddern“ oder „Ich bin Organisch“ sind Labels, die es zu etablieren gilt.

Doch was war der Ausgangspunkt dieser Gedankenreihe?

Die Stray Cat Bar oder eine verknorzte Stadt Zürich Mitte der Achtzigerjahre, die kleine anarchische Nischen duldete

Ich könnte damit anfangen Namen aufzuzählen, Namen von Künstlern, von Banditen, von Bands, welche die Stadt Zürich in einer Zeit des Umbruchs beschäftigten, provozierten und mich als Jugendlichen beeindruckt haben, diese ungezählten verwilderten Kerle, die damals in der Stray Cat Bar verkehrt sind.

Im Kreis 4, war diese Bar in den Achtziger bis Mitte Neunzigerjahre ganz klar Kult…

Blut

Ich schreibe. Ich schreibe und ich blute. Mit jeder Zeile, mit jeder weiteren Silbe, meine Pulsadern tiefer ritzend. Blut, viel Blut, mit dem ich diese Tischplatte hier und alles andere verschmiere.

Mit dem Schreiben und Bluten versiegt meine Wut, es schwinden all die Ängste, in die Du mich mit Deinem Schweigen fallen liessest. Ich verliere den Willen, mich in Dein Verliess hineinzusprengen. Ich gebe mich ganz hin, meinem nicht mehr Sein Können und berausche mich an meinem Verbluten, auf das, seiner Endlichkeit bewusst werdende, zitternde Herz horchend.

Sterbend hier auf diesem Stuhl zu sitzen, in Gedanken verloren, im Erinnern an Dich. Das Denken, das mir entgleitet, das Messer nun endlich, matter werdend, aus der Hand fallen lassen zu dürfen.

Der Pan / Durchblick

Durchblick

von Patrik „Pan“ Bocco 7.7.1970 – 2.4.2014

Krieg mich nicht rein. blick nicht durch
der Sonne Leuchten spiegelt sich und bricht
Lieder schwer. Lippen wie Blei ohne Spruch.
nichts mehr zu sagen. nichts in Sicht.

Kaulquappen toben sich im Lampenlicht
jede gibt alles. die Schönste zu sein
nur Frösche werden können sie nicht
sie bleiben lieber Zuckerwatte und klein

über sich selbst hinauswachsen mit Stil
ohne dabei Mutationen zu erleiden
kommt’s immer zur Entscheidung: wieviel?
wie dick auftragen. wie wenig kleiden?

alles nur Schall und Rauch im Wind. mein Kind
wer möchte noch auf den Zug aufspringen?
und im Heizkessel landen. eher geschwind
brauchen schon Brennmaterial. uns fortzubringen

wohin geht die Reise. wen mal fragen?
du weisst es nicht. was machst du hier?
ich kann dir bei meinem Herz nicht sagen
aber komm mit und vertraue. trinke ein Bier

was kümmert uns all das Blend und Feuerwerk
all die Stromleitungen. die gedreht. gewendet
und respektiere nur den Sturm. Bezerk
der alles zerstören kam. Durchblick endet.

(dem Herbalist entnommen / Jahr 2000 Ausgabe #35)

Pan war Gründungsmitglied von Vitaltransformer

Tipp: An ausgesuchten Dienstagabenden werden im Misterioso Jazz Club Stummfilme, die von Jazz-Musikern live vertont werden gezeigt. Dazwischen und danach wird in der legendären Jazz-Plattensammlung des viel zu früh verstorbenen Patrik „Pan“ Bocco gestöbert.

Die nächste Perle wird am Dienstag, 7.4.2015 gezeigt
Ioic Institute Of Incoherent Cinematography Elisabethenstrasse 14a 8004 Zürich

Am Schluss (mit Optionen)


gerade vorhin musste ich wieder eine dieser blattwanzen, die hier bei fröhlichem flugwetter zum geöffneten bürofenster hereinfliegen, per eilbeschluss, mit einigem wedeln und fuchteln, hinaus in den offenen, freieren raum spedieren. es ist eine dieser wanzen, die da mehrmals auch über die bildfläche unseres vitaltransformer-musikvideos krabbelt.
was soll dieser käfer? …lies, lies mehr