Wie ihnen, werte Abonnentin, werter Abonnent vielleicht aufgefallen ist, sind die von mir verfassten Beiträge jetzt mit meinem originalen Profilbild verzieret. So sitzen wir uns nun also auf Augenhöhe gegenüber. Aus diesem Grund möchte ich sie, lieber Leser, liebe Leserin doch höflich bitten, dass sie sich etwas anziehen, wenn sie sich da vor mich hinsetzen, …Haare kämmen usw., was sich für einen zivilisierten Menschen mit Schamgefühl schickt. Danke.
Archiv ‘Vitaltransformer’ Kategorie
So klingt der Sommer 2015
Seit etwa einem Monat beglücken uns hier im Verlagsbüro neu – alte Klänge.
Neu, weil wir das noch nicht hatten und alt, weil die Musik, dieser Ethio-Jazz, der uns jetzt in die Ohren bimmelt, beinah wie alles „zeitgenössische“, auch aus der Recycling-Schublade kommt.
Er rollt uns jetzt, flammrot frisch gestrichen als ein „neuer Trend“ entgegen.
In London, Genf, Berlin, Paris oder New York gehöre diese Musik bereits zur Allnacht. In den Discos werde sie in selten dagewesener Eintracht zwischen Dj’s und Bands gemeinsam gespielt. All dies kam uns durch eine Sendung von Srf 2 (Musik der Welt) zu Ohren, welche gefiel.
Der Tipp wurde an Kollegen weitergereicht, retour kamen zwei schöne Cd’s mit diversen Beispielen von diesem Sahara-Swing. Die Mischung passt wirklich in diesen, unsrigen „Start in den Sommer 2015“: afrikanische Rhythmen, tränenfeuchtes Getuute, freudige Akkorde, sinnlich-begehrliches Zeter-Mordio und weite, festliche Soloeinlagen der Stromgeigen im sechziger-siebzigerjahre Stil.
Ethio-Jazzer: Mulatu Astatke, Alemayehu Fantaye, Getatchew Mekurya oder weshalb nicht gleich aus heimischen Gefilden?
…ich meine unser tollkühnes „Imperial Tiger Orchestra“ aus Genf!
Wir empfehlen Titel Nr3:
„Emnete“ (Live – original track by Mulatu Astatqe)
Gen Atem „Not here“ Das Album
Geil. Urgewaltig. Stille wird frei, Klänge werden in den Schraubstock eingespannt, auch mal gerne bis zum freudigen Implodieren.
Diese Musik rüttelt an Existenziellem. Eine Zeremonie unserer Endzeit. Bits und Bytes spritzen wie Funkenregen unter der Trennscheibe. Schmelzpunkt. Reaktionszeit. Quantensprung. Orgasmus.
Gen Atem’s Album „Not Here“ beginnt mit tiefen, dunkle Energien tankenden Atemzügen, seiner von einem Vocoder-Effekt zersetzten Stimme, lustvoll und gefährlich. Ein skelettartiger Beat, zwei Basstöne, Gen beginnt eine Geschichte zu erzählen, aus einer mir unbekannten Welt, eines mir fremden Wortschatzes, eindringlich und beschwörend… weiterlesen!
Ein grosser, fetter, „schwarzer“ Knochen
Ihr Lieben
Bald werde ich wieder mit dem Projekt „BIG BOLD BACK BONE“ ein paar Schweizer Bühnen unsicher machen.
Die Band besteht aus zwei „vernünftigen“ Schweizern und zwei „durchgeknallten“ Portugiesen.
Das Zürcher Konzert ist an einem ganz besonderen undergroundigen Ort: Im Masterskaja (1.UG an der Limmatstrasse 73.)
Ich würde mich sehr freuen über ein Besuch von Dir an einem oder, warum nicht, auch an allen Konzerten!
ps: Wenn Du Lust hast könntest Du den Flyer auch auf Facebook posten, Ich kenne mich da überhaupt nicht aus….
Cari saluti, Sheldon
So schrieb mir heute Sheldon. Sheldon Suter ist ein prima Jazzdrummer. Wir Vitaltransformer kennen und schätzen ihn und seine Spielart als frei improvisierender Musiker schon seit Jahrzehnten. Sein Auftrag den Flyer in die digitale Welt einzuspeisen übernehmen wir doch gerne.
Big Bold Back Bone spielen am:
20.Mai 20.30 Uhr Cafe l’entre-deux La Chaux de Fonds / 21. Mai 21.00 Lady Bar Basel / 22.Mai 22.00 Uhr Masterskaja Zürich / 23.Mai 21.30 La Rada Locarno / 24.Mai Spazio Cultura Temporaneo Bellinzona
Wir wünschen der ganzen Truppe angenehme Reisestunden und vor allem viel Spass beim „Abdrücken“.
Am Zürcher Gig (Freitag 22. Mai im Masterskaja) schauen wir natürlich rein…keine Frage!
Wenn Dir auffällt dass der Gaul den Du reitest tot ist, dann steigst Du besser ab
Dies ist in etwa das passende Fazit, wenn ich jetzt nach drei Monaten Vorarbeit für die „Maus – Exposition“, die geplante Ausstellung mit Werken von Remo Andres abbreche, das Projekt für gescheitert, erkläre.
Ich werde keine solche Ausstellung machen, weil wichtige Kontakte nicht tragend zustande kommen, und mir damit der Zugang zu Remo’s Werken verwehrt ist.
Nach einem guten Start, mit einigen erfreulichen Zusagen für ein gemeinsames Organisieren, sind leider zentrale Kontaktpersonen, die Zugang zu wichtigen Exponaten von Remo haben, so spontan wie sie sich auf meine Anfragen gemeldet haben, auch wieder von der Bildfläche verschwunden.
Da Remo und sein Freundeskreis mit Drogenkriminalität und Suchtkrankheiten behaftet war, bin ich auf der Suche nach Kunstarbeiten von Remo auch teils an grenzwertige Typen geraten, in deren Nähe ich mich, mal höflich ausgedrückt, nicht besonders wohl fühlte.
Diese Hemmung glaube ich auch zum Teil bei einigen (mittlerweile) suchtfrei lebenden Freunden zu spüren, die sich nicht noch einmal in diesen unheilvollen Schatten jener Jahre stellen mochten und auch nicht gerne an diese Zeit erinnert werden.
Auch ich bin nun zu der Einsicht gelangt, dass ich meine Zeit und Energie gescheiter verwenden kann. Remo’s Suchtanfälligkeit und die begleitenden Elendserscheinungen haben mich übrigens schon damals, vor 20 Jahren gezwungen, mich von ihm zu distanzieren.
Ich muss zugeben, dass ich in dieser Hinsicht vielleicht etwas Naiv war. Immerhin habe ich mich nun klar entschieden, mich den kreativen Arbeiten, meiner, ich hoffe recht munteren, gesunden Zeitgenossen zuzuwenden, mich da zu Engagieren und den Remo und seine Altlasten ruhen zu lassen.
…es ist, wie es ist.
Ein herzliches Dankeschön an alle, die mir Werke von Remo zugesandt haben. Wie abgemacht werde ich mich melden und die Originale an Euch zurückgeben.
mit besten Grüssen: Pierroz und das Vitaltransformer-Team