Tipp des Tages 7

sie machen kunst? hören sie auf damit!

ständig wursteln sie da irgendwas unmögliches zusammen und dann soll die ganze welt ihnen ihre aufmerksamkeit schenken.

was heisst da schenken, nein zahlen sollen sie auch noch dafür, um ihnen auf ihre mageren schultern klopfen zu dürfen.

sie vergessen dabei völlig, dass sie die menschen bei ihrem sinnvollen tun stören oder sie sogar davon abhalten.

dadurch behindern sie gerade jene wirtschaftlichen anstrengungen, die es ermöglichen, schlussendlich auch sie, noch irgendwie durchzufüttern.

denken sie doch nur einmal ein wenig über ihre nasenspitze hinaus und werfen sie bitteschön das, was sie als ihre kunstprodukte anschauen, doch gleich ohne viel unnötigen lärm zu veranstalten in den nächsten müllcontainer. oder noch besser, sie fangen erst gar nie damit an.

schon voltaire empfahl: pflegen sie ihren garten; der garten der ist draussen, da ist erde, da ist grün, das könnte sie beruhigen, das wird ihnen gut tun.

fazit: sie helfen der welt am meisten, indem sie nichts tun.

machen sie ausschliesslich das und beachten sie die anordnungen des bald folgenden tipp des tages 8.

Ist Pierroz ein Düsterling?

ach nein, wer behauptet denn sowas? ganz im gegenteil: er gönnt den protagonisten seiner hörstücke sogar urlaub in fernen, paradiesischen destinationen.

reisen sie doch einfach mal mit, zu einer dieser oasen von pierroz, oasen der liebe und der glückserfüllung…

 grau und alt

du bisch grau und alt
bisch grau und alt
ich weiss das tuet weh
so isches halt
bisch grau und alt

dussä isches grau und chalt
s’isch grau und chalt
blibsch lieber dihei
muäterseele ällei

all jahr emal in thailand
ä süässi muuus a diner hand …oh ez wird’s schöööööön…

„Himmu Stärne“ das starke Album von Syg Baas


eine mundart-produktion die mich stark beeindruckt, für mein eigenes tonwerk „finissage“ motiviert und inspiriert hat, ist das album „himmu stärne“ von syg baas.

die explosiv kreative truppe um den sänger daniel linder und den dichter michael stauffer haben mit diesem 2011 veröffentlichten album ein kraftpacket abgeliefert.

das klangewebe ist elektro, ist holzgebläse, ist müll, ist improvisation, dunkel, wüst, quer und kann auch als drohung verstanden werden, allzu billig erstandenen seelenfrieden zu stören.
die mundarttexte erweitern diese grauenvolle ahnung zu lustvoll gelebten albträumen.

der schweizer raubaffe kriegt ein maul voll ungehobeltes und streift so kauend und um sich spucken durch unser land…

„so itz
i bruuche me platz
i mues d’näme
vo gwüssne orte ändere,
damits wieder meh platz git,
i mim hirn….“

(aus dem hörstück „cendrars“)

link: syg baas

Dürrenmatt, Dürrenmatt, Dürrenmatt…

da sprintete grad vorhin der pierroz an meinem schreibpult vorbei, schmeisst mir ein zerfleddertes blatt papier auf den schreibtisch…begleitet von exakt zwei worten: „bring das“. …und schon ist er wieder weg. war er’s überhaupt?

„dürrenmatt, dürrenmatt, dürrenmatt“ steht da…

ohne den friedrich geht es nicht: mir nicht, dir nicht, der schweiz nicht, also nirgends.

als kleiner junge habe ich sein spiel „die physiker“ an unserem kleinen schwarzweiss-fernseher zum erstenmal gesehen und natürlich auch „der besuch der alten dame“.
der ausspruch von der zerschlissenen rachegöttin: „ich zieh immer die notbremse“ trug ich seither wie einen schlüssel zur freiheit bei mir und mehr als einmal habe ich ihn auch gebraucht.

erst spät habe ich seine prosawerke entdeckt. letzhin fand ich in der von mir so geschätzten recyclingsammelstelle, hier im heimischen „güllen“, ein frühwerk von ihm: „die stadt“ prosa I-IV (1958 peter schifferli, verlags-ag.“die arche“ zürich). zehn prosaische perlen, entstanden zwischen 1943 und 1946 wie er im nachwort selber schreibt. in diesem nachwort steht folgendes geschrieben:
„diese prosa ist nicht als versuch zu werten, irgendwelche geschichten zu erzählen, sondern als ein notwendiger versuch, mit sich selbst etwas auszufechten, oder, wie ich vielleicht besser,nachträglich, sage, einen kampf zu führen, der nur dann einen sinn haben kann wenn man ihn verlor.“

…in diesen worten ist treffend der geschmack auch meines tuns und nichtlassens umschrieben.

anna und stoffner spielten im helmhaus, in der austellung „nie jetzt“

anna+stoffner helmhaus jan15

dem duo anna und stoffner würde ich gerne, mal so zur „probe“, zwei kollegen mit auf die bühne stellen. musiker mit den qualitäten des gitarristen flo stoffner.
bass und trommel, die beiden anderen instrumente eines rock-trios.
ein trio, das die fieberkurve mitlebt, die anna mit jugendlicher lust und sprachlicher gewalt aus sich herausschwitzt.
so zu zweit, angeschlossen an diese diversen herzschrittmacher, ja das geht. der gezielte fausthieb (der rock-artistische) ins publikum, scheint mir aber eher gehemmt.
bei der performance im helmhaus in zürich überzeugte das duo. anna fegte gleich zu beginn mit ihrer munteren art den beklemmenden kunstausstellungsmief von der bühne. ihre texte sind eh das stärkste, was die schweiz zurzeit zu bieten hat.

aktuelles album (sofort kaufen weil super!)

anna und stoffner: „fieber“