In 80 Tagen um den Napf / Kultur-Expedition 1998

Freund Nino war es, der mich damals auf dieses Projekt aufmerksam machte. Er wiederum, ist durch Menel, der die Kultur-Expedition aufgegeleist hat, zum Zug gekommen. Der Napf, um den die Reise führte, ist ein 1408 Meter hoher, kegeliger Haufen Nagelflueh, der, „da hinten irgendwo in der Schweiz“ eine Landschaft und deren Bewohner prägend bestimmt.

Alles dreht sich dort um den Napf, so auch ein Strang schmalspuriger Schienen. Auf diesen umrundete die Kulturexpedition, mit ausschweifenden Stops an allen Stationen, mehrere Kantonsgrenzen überfahrend, in 80 Tagen diesen zentralen Berg. Die Zugkombination bestand aus altem ausgemusterten Rollmaterial, zu Küchen, Bar, Atelier, Bühnen, Schlaf, Proviant – aufgeppten und spezifizierten Wagons.

Der Charme der Idee war ansteckend und die transportierten Botschaften des Entschleunigen, des Begegnen – und Austauschen, des Kommen – und Weiterziehens überzeugend. Die Zugbegleitung bestand aus Kulturschaffenden, Anverwandten und aus der Gesellschaft freiwillig Entgleisten.

Durch aufspringende Gäste und zahlreiche Einladungen, die ein reiches Veranstaltungsprogramm mitgestalteten, wurden die mehrtätigen Zwischenhalts an den jeweiligen Stationen zu überbordenden Festen in einem traumhaften gediegenen Prachtsommer.

Nach meinem ersten Besuch auf dem Zug, bin ich eigentlich nur noch kurz nach Hause, um dort alles (bis auf weiteres) abzusagen, ein bisschen Equipment einzupacken, um dann gleich wieder – die dröge Stadt verlassend, zum Zug zurückzukehren. Ich richtete mir dort im Atelierwagon ein Audio-Arbeitsplatz ein, wo ich die vor Ort und in der Umgebung gemachten Aufnahmen und Impressionen tagebuchartig verarbeitete.

Ich half in der Küche, spielte mit den Hunden und den Kindern, lernte bei Anita das Entwickeln und Vergrössern von Schwarzweissfotografien. Mit den anwesenden Musikschaffenden musizierte ich viel, meist frei improvisierend, so auch mit Toni, mit dem ich just wieder in Kontakt bin. Ohne grösseren Schaden überlebte ich die neopupertär virulente Farbpalette Menel’s Bilder, nebst unzähligen anderen interessanten und prägenden Begegnungen mit Kunstschaffenden jeglichen Couleurs.

Ein Werk Menel Rachdis, auf schwarzweiss reduziert

20 Jahre sind nun vergangen, ein Blick zurück – ein Stöbern und Sichten im Archiv. Die Fotografien, die Audiokassetten, Skizzen für Songs, Lyrik, das Buch. Sinnierend erinnern; ich muss damals noch beinahe jung gewesen sein… Ich rauchte, soff, lebte frech und ohne Limit; meist unbeschwert – von Freiheit, Sehnsucht und Liebe träumend, in einer gediegenen harmlosen schweizerischen Sommerwelt.

Es gab zwar bereits Internet und erste Handys, aber noch kaum mobiles Internet und vor allem keine sozialen Netzwerke, weder Facebook und Instagram, etc. Die Menschen waren noch auf eine andere Art anwesend – oder eben abwesend.

Mit dem folgenden Link, landen sie in einem für die Region typischen Käseblättchen, darinnen einige Jubiläumsankündigungen einen Bezug zur damaligen Kultur-Expedition versprechen. Es kann aber auch sein dass sie dann in der Kambly- Guetzli Fabrik landen oder mit Hamme, Kartoffelsalat und Zopf abgefüttert werden; man bittet um Voranmeldung.

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