Gen Atem und Miriam Bossard »Truth«

Es lohnt der Mühe nicht, – die Suche nach der Wahrheit ist vergeblich – es gibt sie nicht. Besser so für uns, weil fänden wir die Wahrheit, wir stürzten toten Fliegen gleich zu Boden. Unsere Lebensluft sind die Wahrscheinlichkeiten, also auch das Scheiternde und dadurch Humane. Hauptsache, die Welt dreht sich….

Als Eckpfeiler unseres Denkspielplatzes und der Kultur als solches, hat die Vorstellung von so etwas wie Wahrheit aber seine Berechtigung. Mit derartigen Maximen lassen sich Spannungen erzeugen, die uns den Kick geben, das Unerreichbare herauszufordern. Der Garant für eine Vitalität, die uns erst die Voraussetzung schafft, so etwas wie Menschen aus uns zu machen.

Gäbe es Wahrheit, müsste es ein Gefühl sein: Das Bild als Medium nonverbaler Ausdrucks- und Mitteilungskraft, enthält diese Intension, die zu spielen beginnt, wenn Kunstschaffende sich dieser bewusst zuwenden. Der Begriff erfüllt also den Anspruch der darstellenden Kunst, der Radikalität, der Sinneslust und auch den, des in den Arbeiten von Gen Atem und Miriam Bossard zentral verankerten Vandalismus.

Die Thematik Wahrheit in Bildern auslotend, legt das Künstlerduo mit Irritationen, Provokationen, mit Interventionen gekonnt Fallstricke. Sich selbst einen fulminanten Schub zugunsten künstlerischer Auseinandersetzung gebend, schicken sie diese Energien teils transformiert, teils in naturbelassener Rohheit dem Betrachter entgegen. Entstanden ist eine reichhaltige Werkreihe aus überarbeiteten Fotografien, mit Sichten in verwilderte, kultivierte, naturbelassene, gefangene, paradoxe, vergessene, und in ihrer Summe immer wieder neu zu entdeckende Welten.

Qualität entsteht in der Subtilität der Herangehens – und Schaffensweise. Gelungen sind Gen Atem und Miriam Bossard Werke grosser künstlerischer Reife. Nicht mit dem Vorschlaghammer wird dem Betrachter und Kunstliebhaber das Unmögliche ins Gesicht geschlagen. Die aus einer Position harmonischer Ruhe gestalteten Perspektiven, senden Hinweise und Vorschläge, die Thematik in ihrer Tiefe und schliesslich durch den Reiz ihrer Unergründlichkeit, in ihrer Grösse zu erfahren.

Wer das Angebot annimmt, wird mit Rührung entdecken, dass der Weg auf den das Künstlerduo Gen Atem und Miriam Bossard den Betrachter da weisen, in Richtung grosser Weite, Stille und tiefer Empfindungen ist.

Kritik: Die Arbeiten werden zur Zeit (mit Absicht) hinter Spiegelglas präsentiert: Meiner Ansicht nach ist das für einige der Werke eine Komponente zu viel. Spiegelware haben wir sowieso in unseren Lebensräumen schon mehr als genug. Das spiegelnde Glas trennt das Bild zu hart von der Welt in der wir leben.

Die Werke ohne Glas präsentierten sich, so meine Vorstellung, als Teil unserer Welt. Ohne Schutz verletzlich, nähmen sie vielleicht auch mal Schaden, wenn bei fröhlichen Mahlzeiten, die Tomatensauce bis zu den Bildern an den Wänden hochspritzte. Als gefühlte Verwirklichung von Wahrheit, wäre mir das dann aber sowas von egal

Bild 0: @ Corydor Artspace, letzter Schliff vor der Eröffnung

Bild 1: Truth, Perspective 6, (The Facade) 40 x 50 cm

Bild 2: Truth, Perspective 1, (The Flower) 100 x 70 cm,

(The Meadow) 100 x 70 cm, (The Car) 100 x 70 cm

Bild 3: Truth, Perspective 3, (The Walk) 21 x 29,9 cm

Die Ausstellung der Werkreihe „Truth“ von Gen Atem und Miriam Bossard dauert noch bis 12. Mai 2019, Corydor Artspace, Wallisellen ZH

An alle Raubritter und Wegelagerer: Für alle Inhalte dieser Website, ob Text, Bild, Video oder Audio, gelten Urheberschutzrechte. Die Autoren dieses Beitrags sind: Text: © Pierroz / Bilder 1, 2 und 3: © Gen Atem und Miriam Bossard / Beitragsbild (0): © Vitaltransformer

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