frakturen, bruchstücke, zersplitterndes erinnern, in den frühling verwelkt, vom blütenstaub blind und taub, im trockenen mund die worte formlos schluckend, dann wieder erbrechend, aus mir blutend, alleine, so verflucht alleine mit diesem sehnen und suchen, das schmuckstück an der brust zärtlich küssend, die tränen die nicht wissen wohin sie fliessen sollen, weil alles gut ist und doch schmerzt, gesund ist und doch weh tut, die zeit die sinnlos gefriert, das essen, das nur das trennende nährt, dieser mich in die knie zwingende, unsägliche verlust.
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Endergebnis (Rezension vom Pierroz Album „Finissage“)

das rockstar magazin hat für unser findelkind pierroz (er trieb damals in einem hanfkörbchen die limmat runter), die beiden originalen elternteile eruiert. den anaconda (vuetti) und den stahlberger (materli).
der pierroz ist nach dieser legende ähnlich dem unbefleckten empfängnis von maria, zwar kein produkt des heiligen geistes, aber doch auch ein kind stark desillusionierender substanzen.
einzig der miteinbezug dieses politikers bastien girod ist ein religiös schwacher moment, weil, wo unser pierroz so jung war wie der, war er doch um einiges grüner im gesicht als dieser grüne nun farblos die langstrasse hinabschleicht.
das stört dann aber wieder diesen typen vor dem coop mit der dunklen brille nicht, weil der sieht eh alles hundekackfarben.
Der totale Verlust jeglichen Vertrauens
das hörstück „lüüt“ entstand spontan bei einer session im „bunker“ an einem abend im vergangenen jahr. fish sass am schlagzeug, nino spielte den kontrabass und ich fuchtelte da im würgegriff der schtromgitarre hinter dem mikrofon.
bevor wir mit dem stück begannen, war da noch so ein für uns typisch gesellschaftkritisches gespräch. ich mag mich erinnern, das mich in der zeit meine niedergeschlagenheit, ausgelöst durch das gefühl „des totalen verlustes jeglichen vertrauens“ beschäftigte.
es ist typisch für mich, dass ich den inhalt eines gesprächs, spontan improvisierend aufgreife und die jeweilig angesprochenen emotionen weiterentwickle. manchmal komme ich ins stocken, die worte fehlen, aber es kann auch sein, dass die verse aus mir heraus zu sprudeln beginnen, dass ich mal kurz ausflippe.
im kopf eingefädelt hatte ich nur die eine zeile: „ich glaub dä lüüt, ich glaub ne nüüt“, daraus hat sich dann diese grauslige geschichte entwickelt, wo ich jetzt aber auch nicht mehr sicher weiss, ob das loch im herz und der fünfliber schon dabei war. was aber klar da war, ist diese schroffe, diese beklemmende, würgende stimmung und das ist auch das, was ich anstrebe; eine starke expression, egal was für eine art von emotion dann das ist.
nach den lezten klängen, dem letzten schlag, fragte mich fish als erstes, ob das jetzt „freestile“ gewesen wäre. nino antwortete stellvertretend für mich: „das war es“, mit betonung auf „war“, weil ich bereits am niederschreiben der urfassung war.
15.03.2014, ist das datum, wo dieses hörstück zum erstenmal im rechner als pilottrack auftaucht.
Ist Pierroz ein Düsterling?
ach nein, wer behauptet denn sowas? ganz im gegenteil: er gönnt den protagonisten seiner hörstücke sogar urlaub in fernen, paradiesischen destinationen.
reisen sie doch einfach mal mit, zu einer dieser oasen von pierroz, oasen der liebe und der glückserfüllung…
grau und alt
du bisch grau und alt
bisch grau und alt
ich weiss das tuet weh
so isches halt
bisch grau und alt
dussä isches grau und chalt
s’isch grau und chalt
blibsch lieber dihei
muäterseele ällei
all jahr emal in thailand
ä süässi muuus a diner hand …oh ez wird’s schöööööön…
Dürrenmatt, Dürrenmatt, Dürrenmatt…
da sprintete grad vorhin der pierroz an meinem schreibpult vorbei, schmeisst mir ein zerfleddertes blatt papier auf den schreibtisch…begleitet von exakt zwei worten: „bring das“. …und schon ist er wieder weg. war er’s überhaupt?
„dürrenmatt, dürrenmatt, dürrenmatt“ steht da…
ohne den friedrich geht es nicht: mir nicht, dir nicht, der schweiz nicht, also nirgends.
als kleiner junge habe ich sein spiel „die physiker“ an unserem kleinen schwarzweiss-fernseher zum erstenmal gesehen und natürlich auch „der besuch der alten dame“.
der ausspruch von der zerschlissenen rachegöttin: „ich zieh immer die notbremse“ trug ich seither wie einen schlüssel zur freiheit bei mir und mehr als einmal habe ich ihn auch gebraucht.
erst spät habe ich seine prosawerke entdeckt. letzhin fand ich in der von mir so geschätzten recyclingsammelstelle, hier im heimischen „güllen“, ein frühwerk von ihm: „die stadt“ prosa I-IV (1958 peter schifferli, verlags-ag.“die arche“ zürich). zehn prosaische perlen, entstanden zwischen 1943 und 1946 wie er im nachwort selber schreibt. in diesem nachwort steht folgendes geschrieben:
„diese prosa ist nicht als versuch zu werten, irgendwelche geschichten zu erzählen, sondern als ein notwendiger versuch, mit sich selbst etwas auszufechten, oder, wie ich vielleicht besser,nachträglich, sage, einen kampf zu führen, der nur dann einen sinn haben kann wenn man ihn verlor.“
…in diesen worten ist treffend der geschmack auch meines tuns und nichtlassens umschrieben.
