The Cotton Mafia: Red und Antwort

Igor Igorowitsch/Fjodor R. Petuschki/Ludovic

…Nach ersten Gerüchten die behaupten, dass die Bern-Russische Mafia sich in jüngster Zeit, Stadt für Stadt in der Schweiz unter ihre Nägel reisse, haben wir von Vitaltransformer beschlossen aktiv zu werden und die am virulentesten agierende Bern-Russische Bande „The Cotton Mafia“ mit ein paar Fragen belästigt: Hier nun also die Red von mir A.Koller und die Antworten von Fjodor R. Petuschki

Koller: Ein englisch klingender Bandname, ein Faible für’s Russische, die Liedtexte in Mundart? Erzählt uns mal Eure Geschichte.

Petuschki: Tja, unsere Geschichte hat viel mit der Flucht meines Vaters zu tun. Er war Direktor der Spar- und Leihkasse Thun. Vielleicht erinnerst du dich noch an die Warteschlangen vor den Türen der Bank, als diese 1991 Bankrott machte. Mein Vater musste über Nacht die Schweiz verlassen. Das einzige Land, welches bereit war, ihn aufzunehmen, war Usbekistan. Islam Karimov (der damalige erste Parteisekretär und spätere Präsident Usbekistans) hatte schliesslich persönliche Interessen, dass die Verbindungen der usbekischen Baumwollmafia mit der SLK nicht an die grosse Glocke gehängt werden. Aber unter uns gesagt: die illegalen Geschäfte meines Vaters mit Karimov sowie die monströsen Fälschungen des usbekischen Fünfjahrsplanes führten schliesslich auch zum Bankrott der Sowjetunion. Item, mein Vater fand Exil in Taschkent, zusammen mit mir sowie meinem Halbbruder Igor. Um unser Heimweh zu bekämpfen, haben wir mit Mundartmusik angefangen. Den naheliegenden Bandnamen haben wir in Englisch gewählt, weil wir eine internationale Karriere angestrebt haben. Daraus ist leider nichts geworden.

Koller: Auf dem Albumcover ist ein Zitat von ihm abgedruckt, der Liedtitel „Hilfsbuchhalter“ verweist auf ihn; – Wann seid ihr das erstemal Pessoa begegnet? Und hat er Euch einen Tipp mitgegeben?

Petuschki: Pessoa habe ich dank meinem Halbbruder Igor kennen und lieben gelernt. Igor ist ja das Produkt eines Techtelmechtels meines Vaters mit seiner portugiesischen Haushälterin. Sie hat Igor, als er noch klein war, jeweils auf portugiesisch aus dem „Buch der Unruhe“ vorgelesen. Igor kann immer noch das halbe Buch auf Portugiesisch zitieren, obwohl er immer noch kein Portugiesisch spricht.
Von Pessoa haben wir gelernt, wie wichtig Heteronyme sind, wenn man wie wir eine gespaltene Biographie aufweist. Kindheit im beschaulichen Berner Oberland, Jugend in Taschkent, das muss man erst mal verkraften.

Koller: In den Liedtexten werden existentielle wie auch gesellschaftskritische Fragen gestellt, die aber unbeantwortet bleiben: – Von wem dürfen wir eine Antwort erwarten?

Petuschki: Vielleicht von Kindern? Von Narren? Ich weiss es nicht.

Koller: Die Inhalte Eurer Lieder, die Musik, die Covergestaltung, die Ausstrahlung des Ganzen ist eine melancholisch düstere bis bizarr fatalistische, gibt es ein gesundes Leben im kranken?

Petuschki: Diese kranke Welt kann man ja nur gesund überleben, wenn man völlig ohne Gefühle ist. Das sind Igor und ich ganz sicher nicht, gerade Igor ist sehr sehr emotional. Wir beide sind wohl zu schwach für diese Welt. Du kannst unsere Kunst als unsere Überlebensstrategie betrachten. Vielleicht ist sie aber auch eine Untergangsstrategie, wir werden sehen.

Koller: Was trinkt ihr, wenn der Wodka alle ist?

Petuschki: Ich persönlich mag den Wodka nur, wenn er ins Bier gemischt ist, wie im Baltika 9. Dieses famose Getränk musst du mal probieren, wenn Du uns in Taschkent besuchen kommst, lieber Alfred.

„The Cotton Mafia“. Ihr böswilliges Werk „Wulle“ ist hier oder direkt bei der Band erhältlich. In Züri ganz klar auch im Rec Rec Plattenladen.
Am Donnerstag 2.März spielen sie in der Gotthardbar Züri am Montag 6. März im Kunstsanatorium 16b Züri / …weitere Konzertedaten

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