Sam Snitchy – get me wrong

Ein überaus gelungenes Brevier für Aussenseiter, Desperados und Troublemakers, das Sam Snitchy mit seinem Synth-Punk Album »get me wrong« in die Runde wirft.

»Sam Snitchy ist der Clown unserer Stadt, ein wilder und ungehobelter Gossendichter«, schreibt mir Beat-Man von Voodoo Rhythm Records aus Bern. Das klingt doch alles sehr vernünftig, knallen wir doch gleich mal die Nadel aufs Vinyl:

1. snake: Der Song klebt halb eingetrocknet mit der Scheisse am Klorand. Meine Knochen liegen verstreut irgendwo hier rum, der Tag beginnt – ich kapituliere. Den Kopf gleich mal im Rhythmus markig an die Wand schlagen.

2. cake: Auskotzen im Betonquartier. Weil mit der Klimaanlage was nicht stimmt und weil Sam Snitchy wer versalzene Cookies ins Maul gesteckt hat. Was ihm bleibt ist die Wut, die gelbsäuerliche Miene und sein No Future Wave.

3. ready: Nein, ich bin nicht ready, war es nie – da kommt ein jazziger Alptraum auf mich zu. Ich komme grade vom Balkon, wo ich mir den Sonnaufgang angeschaut habe und wie dann diese Sonne oder was es auch immer war hinter den Müllcontainern verschwunden und es darauf sehr schnell sehr dunkel geworden ist. Für Zuspätgeborene: Jazz, das war einmal – der Trash der 30iger Jahre vom letzten Jahrtausend.

4. down: Da will einer umsverrecken nicht tanzen, aber es kommt mir ohnehin vor als hätt‘ er sich bereits ein bisschen zu viel reingepfiffen, um noch in Stimmung zu kommen. Er wird in den Seilen hängen bleiben – mir egal.

5. kim: Die fetten lofi Synth-Punk Bässe sind wirklich kool. Ich und mein Arsch sitzen in der Wärme, dem wohligen Vibrieren, das da von ganz unten kommt – was will man mehr. Sam hat irgendwas mit einem Mädel – sein Problem.

6. jacksonville: Sam ist auf Städtetour und macht schon wieder rum mit Mädels, mit Boys auch, oder würd‘ es gern – immer noch sein Problem. Der Drive stimmt, der Beat knackt, die Geräte fippen krank aber lustvoll, Vielleicht hilft das Sam, was weiss ich.

7. plea: Sam hat jetzt sein Mädel. Die Sehnsucht und die Probleme aber bleiben, sind unlösbarer als je zuvor. Immerhin braucht er nicht mehr nach einem Grund zu suchen, wenn er sich was reinhauen will.

8. back: Jetzt hat Sam alles drin was er braucht, um diese Nacht durchzustehen und entert die Bühne. Die Show geht los, kool der Mann, seine virulenten Vibes durchzittern den Raum bis ganz hinten. Hätt‘ ich mir doch als ich reinkam die Notausgänge gemerkt – zu spät.

9. get me wrong: Vielleicht doch lieber nicht nüchtern werden oder doch? Vielleicht auch einfach von einem Flash in den nächsten driften, so sanft als auch immer möglich, ohne hässliche Brüche also, ohne die Komfortzone zu gefährden, aber genau das provoziert Sam mit seinem Troublemaker-Elektro-Punk Track.

10. match: Da wummerts wieder vollgeil aus dem Keller zu uns rauf. Sam Snitchy predigt was wahr ist und was nicht.

11. jacksonville II: Sam steckt sich Blumen in die Haare und mich umschleicht der Verdacht, dass er in die falsche Pillentüte gegriffen hat. Überhaupt, was hetzt er rund um den Globus, ist er auf der Suche nach neuen Problemen? Keine Frage, er wird welche finden…

Die Produkte von Voodoo Rhythm Records geben mir immer wieder das gute Gefühl, dass es ausser mir, da draussen noch viele andere Totaldurchgeknallte gibt. Sam Snitchy passt da bestens mit rein. Auf »get me wrong« bellt uns Sam Snitchy seine abgefuckten Phrasen ins Hirn und die Beats und Bässe rumoren in ner Art unten rum, dass ich nie ne Angst kriege, dass jemand kommen, das Licht andrehen und mir meine Muntermacher wegnehmen wird. Natürlich lauern hinter jedem dieser Songs bipolare Grenzübertretungen und deren Folgen lassen sich erahnen. Falls du also mal nicht mehr so recht checkst wo es lang geht und es dir an Problemen mangelt, dann frag Sam Snitchy, er weiss Bescheid. Text: D.T.Koller

sam snitchy – vocals // marco fuorigioco – machines // maze k – bass // tobi highm – drums

Service Public: Kommende Gigs von Sam Snitchy: 24.2. Gotthard-Bar Zureich, 26.2. Dachstock Reitschule Bern – Release Party, 17.3. Renée Basel, 19.3. Café Mokka Thun, 26.3. Café Bar Treppenhaus Rorschach, 2.4. Gummizelle, Solothurn // Sam Snitchy bei Voodoo Rhythm Records // bei Bandcamp, Album »get me wrong« (Voodoo Rhythm Records) // Homepage // Sam Snitchy bei Echo Kollektiv

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