Das Abenteuer „I Import-Export Mariachi“ von Larry Bang Bang und seinen Komödianten durch den Wörterwolf zu drehen ist mir ein spezielles Vergnügen.
Die Tollwut klebt an diesem Album, abgründig billiger Kitsch, Stilblüten und gefälschte Kakteen, so weit das Auge reicht. In der Summe eine überaus treffende Momentaufnahme. Der Blickwinkel eines etwas überfressenen und abgesoffenen, trotz all dem Scheiss aber auch gerne lustig lebenden Zeitgenossen. Damit meinen wir Dich.
Päng !!! Gleich im ersten Track „Konnichiwa“ wird versucht uns mit einer ausgebleichten Plastik-Orgel durchzuvögeln. Nach erfolgter Zwangsheirat und globaler Untergangs-Offerte im Sack landen wir hier auf unserem liebsten Disco-Rock-Trash Planeten.
„Shirt that fits“? Ruchloser Kultur-Clash, mit Hüftschwung, Sexofon und viel Rost unter der Gürtellinie.“no fuck for me no fuck for you“, – ob man einen alten dreckigen Kerl heiss finden kann? Das wird wie im richtigen Leben (also dem Falschen), einmal mit beherztem Ja und gleichfalls brummigem Nein beantwortet. Alles paletti?
In „Bar of broken Dreams“ grüsst ein schwerer „House of Pain“ Hop-Beat ein wurmstichiges Cello und dessen Sänger zerbrochenen Liebesträume. Larry Bang Bang ist ein superklasse Sänger, die Band collabiert trashig in einen bluthungrigen Rock, der Sänger kippt unverrichteter Dinge jammernd zurück an die Bar.
Schmeckt nach Spinat mit Himbeersirup, der Track „Marianne“; Crooner Sixty und synthetischem Sputnik. Das Elend mit dem Weiblichen, gipfelt in einer Handvoll Chickenwings die den Sänger endgültig in die Regionen türfallenfreier Wellness Suiten abdriften lässt. Schliddert dann querbeet, mit kalifornisch beefheart’schem Adel durch tausend Akkorde: grossmeisterlich!
Rocksteady, augenzwinkernd, und vielkultiger Abfall: Lee „Scratch“ Perry lässt grüssen. Ein von Tonmeister Olifr M. Guz wunderbar aufgeschichteter Trümmerhaufen. Alles gerät irgendwie ausser Kontrolle, und genau das geschieht, so denk ich, auch in der Story die da erzählt wird; aber Scheissdrauf: „No Worries“
„Singkong Keju“: man kann sie vor dem inneren Auge schwanken sehen, die morbide Truppe schon fast fertig, sich an Kakteen lehnend, knapp im Gleichgewicht haltend. Inniglich irgendwie, vergessen und verloren, in einer Welt die nüchtern eh nicht auszuhalten ist.
„Gasoline Man“: Wir hocken im dümmlich staubigen Süden von irgendwo und ein Typ behauptet er sei eine Zeitbombe. Das ist uns nach dem achten Mariachi egal. Hirnverbrannt scheppert die Gitarre, dass die Funken springen. In der Tat explosiv – und einfach geil, geil, geil…
Dass es auf diese Weise weder mit der Liebe noch mit dem Sex klappt ist klar. Da helfen weder Rosen, Champagner und auch kein Kokain. „I lost my heart“ ist eine Welt die es so nicht mehr gibt, die starb mit zerfledderten Sexheftchen unter scherbenreichen Autobahnbrücken.
Ein gerissen origineller Songschreiber ist Larry Bang Bang. Dies beweist er einmal mehr in diesem wundervollen Song „The Hollow Tooth“, wo sich die Sicht gerade an dem Punkt ins Uferlose weitet, wo man denkt da kommt nix mehr: Schlichtweg genial und einem wird klar, was der Mensch in Wahrheit ist: Ein Typ mit einem Hot-Dog in der Hand; in diesem Hot-Dog ist ein Radio versteckt mit einem kleinen Live-Musik Menu. In diesem Menu steckt eine kleine…
Ein Piano spielt mit Larry. „Invisibelle“ hinter scheuen roten Bäumen: Ach und oh weh, zum sterben schön, hoch wie die Berge im Untergrund: Bang Bang; so eine Lyrik schafft der Mann, das schafft er tatsächlich.
„Adijo“ und Tschüss, – man kriegt nicht alles kriegt man mit. Miteinander singen sie das Eine, nicht immer und doch; wer will schon seine zärtlich gepflegte Paranoia achtlos ins nächstbeste Dornengestrüpp werfen wollen: Du schon?
Ok: für solche Fälle und die meisten anderen auch, sind da noch zwei Bonustracks und wir werden ein zweites mal von dieser vermaledeiten Plastikorgel durchgevögelt. Aber unterdessen wünschen wir uns gar nix mehr anderes; gibt’s denn überhaupt was Schöneres?
I, Import-Export Mariachi ist die Interpretation einer beinah vollständig durchgeknallten Welt. Die Stilsprache des Art Brut, zu der ich dieses Album zähle, eignet sich bestens, um ohne Selbstkastration die Befindlichkeiten unserer Gegenwart zu illustrieren. Larry Bang Bang gelingt das im visuellen wie nun auch im audiophilen Genre. I, Import-Export Mariachi ist die charmante wie leidenschaftliche Ausgestaltung eines Gesamtkunstwerkes, an dem wir mit Begeisterung und grosser Freude teilhaben: Päng !!!, im gestreckten Galopp an den struppigen Kakteen vorbei an die kommenden Show’s von Larry Bang Bang…..siehe Konzertdaten…
Larry Bang Bang: „I, Import-Export Mariachi“ (Krupuk-Records/Irascible)
Links: Larry Bang Bang Website / Larry on Bandcamp (LIMITED VINYL-LP/DIGITAL) / Larry on I-Tunes / Larry on Deezer / Larry on Spotify
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Ein Kommentar
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