Placebo 7

Placebo-Logo von F.LauberAn einem Sonntag, schöner blies kein Föhn zuvor, zum greifen nah die Berge, blau wie Veilchenblut, das Himmelszelt in blütenweisser Glut und plötzlich stand sie da vor mir, blondes Haar, schätzungsweise siebzehn Jahr. Sie kaut Brot mit Käse drauf, mir liegt ein Kaiserbraten auf, strohgeblondet glänzt das Haar, so steht das holde Kind im schwülen Wind, als wär sie bestens siebzehn Jahr. Stimmbezirzend harfenfein, mich deucht es müsst ein Engel sein, so ruft sie Udo in den Föhn. Er springt so schön, der alte Hund und leckt entzückt den Käsemund.

Erstmals bin ich allein angetreten an der Klassenzusammenkunft. Jahrzehntelang die alleinige Klassenherrschaft im Schild zu führen und endlich am Ziel ganz allein den Muselmann singen der es nicht lassen kann, so freut man sich bestimmt aufs nächste Klassentreffen. Erpresst hat mich der letzte Konkurrent zur Gewalt, die sein Zeitliches gesegnet hat. Wildfremde Menschen nötigen seither an den abgelegensten Orten dazu, willkürlich mit ihnen Schluss zu machen, unwillkürlich.

Die Klasse der Einsamkeit, ins Mark gebrannt. Verbundenheit im Blut gebannt. Verschwindende gehen um. Alle haben etwas zu verschwinden. Vom Kopf her geht es um den Rank. Ein Leben geht ums andere. Allein ist keiner auf der Welt. Darling?

Das Licht am Ende des Tunnels

Reinart-Installation-Georgette Maag

„Offener Ausgang“ so der lautet der Titel dieser Installation von Georgette Maag. Gesehen und fotografiert (inkl. jungem Besucher) im Kunstraum Reinart in Neuhausen am Rheinfall.
Solche und andere berührende Einblicke sind noch bis am Sonntag 21.Juni in der Ausstellung „Zwischen Zwei Oasen“ zu entdecken.

Geöffnet jeweils: Sa 16 – 18 Uhr, So 16 – 19 Uhr oder nach Vereinbarung

…Und überhaupt die Musik – was für eine entsetzliche Sache!

Köstlich wie in dieser Geschichte einer Ehe (von L.N. Tolstoi), der gehörnte Gatte faucht, beisst und kratzt, wie er den Mord an seiner ungetreuen Patnerin als logische Tat verteidigt, Schuldige sucht und findet.
Schuld an seinem Unglück sind u.a. ein Musiker als Verführer und die Musik an sich als eine teuflische Sache, genauer des Ludwig van Beethovens Keutzersonate.

Gut haben’s wir Liebenden heute, wo der Beweis einer Zuneigung sich nicht mehr in einem gesetzlich verbrieften Alleinanspruch auf den Leib der Lebenspartner/innen manifestiert.

Überhaupt sind Begriffe wie Sitte, Ehre, Demut und Treue in unseren postmodernen Gesellschaftstrukturen schon lange im Landesmuseum hinter Glas und Staub entsorgt, wo mässig interessierte Schüler sie beim Klassenausflug bestaunen mögen. Oder?

Leo N. Tolstoi „Die Kreutzersonate“ / zwei Schnipsel aus dem 23.Kapitel lesenswert? …ja sehr!

So klingt der Sommer 2015

Seit etwa einem Monat beglücken uns hier im Verlagsbüro neu – alte Klänge.
Neu, weil wir das noch nicht hatten und alt, weil die Musik, dieser Ethio-Jazz, der uns jetzt in die Ohren bimmelt, beinah wie alles „zeitgenössische“, auch aus der Recycling-Schublade kommt.
Er rollt uns jetzt, flammrot frisch gestrichen als ein „neuer Trend“ entgegen.

In London, Genf, Berlin, Paris oder New York gehöre diese Musik bereits zur Allnacht. In den Discos werde sie in selten dagewesener Eintracht zwischen Dj’s und Bands gemeinsam gespielt. All dies kam uns durch eine Sendung von Srf 2 (Musik der Welt) zu Ohren, welche gefiel.

Der Tipp wurde an Kollegen weitergereicht, retour kamen zwei schöne Cd’s mit diversen Beispielen von diesem Sahara-Swing. Die Mischung passt wirklich in diesen, unsrigen „Start in den Sommer 2015“: afrikanische Rhythmen, tränenfeuchtes Getuute, freudige Akkorde, sinnlich-begehrliches Zeter-Mordio und weite, festliche Soloeinlagen der Stromgeigen im sechziger-siebzigerjahre Stil.

Ethio-Jazzer: Mulatu Astatke, Alemayehu Fantaye, Getatchew Mekurya oder weshalb nicht gleich aus heimischen Gefilden?
…ich meine unser tollkühnes „Imperial Tiger Orchestra“ aus Genf!


Wir empfehlen Titel Nr3:
„Emnete“ (Live – original track by Mulatu Astatqe)

Placebo 6

Placebo-Logo von F.LauberIn der guten alten Zeit hat der Teufel Seelen gekauft und ordentlich dafür bezahlt. Heute in der besseren Neuen verkauft er Seelen und wird ordentlich dafür bezahlt. Die moderne Kaufseele muss nicht mehr ewig im Fegefeuer herhalten. Der irrationale Ablasshandel für etwas Erlösung ist abgeschafft. Man schafft sich rationelle Abstotterverträge an und erlöst sich etwas am Produkt. Weiss der Himmel, was dabei zum Teufel geht. Das Inferno steckt im Detail. Verhext sind wir so oder so.

Über kurz oder lang ein Weltuntergang.
Ein neues Lied vom Omnizid.
Sie sangen alte Katha-strophen.
Lasset uns aufs Neue hoffen.

Die dummen Atome, erbaut und gesteuert von ihren intelligenten Bewohnern, wir, die riesigen Raumstationen der subnuklearen Atombevölkerung, leisten den nuklearen Vormarsch auf Erden, zum Lohn der Angst.