Liebe Leser, alleweil fällt uns diese Woche noch etwas ein / oder: Die neuen Leiden sind die alten…

Da schreibt einer (Ulrich Plenzdorf) in den 70zgern, im damalig Deutschen Osten ein Buch, wo er direkt Bezug nimmt zu Goethes „Werther“ und Salingers „Fänger im Roggen“, dessen jungenhafte schnoddrige Sprache er noch toppt.

Unglaublich, ein absolut köstlicher Lesespass, wirkt befreiend und erfrischend für überspannte, gereizte Gehirnwindungen…nun wen sprich ich jetzt mit dieser knappen Befindlichkeitsanalyse eigentlich an? …uns alle!

Die aus dem Jenseits (weil das Ganze ja in einem Desaster endet) erzählende Hauptfigur, der Edgar, schmiert da am Rande einer bürgerlichen Gesellschaft entlang und fällt dann nicht nur wegen einer unmöglichen Verliebtheit ins Abseits, sondern weil er als Idiot, nicht willens ist etwas aufzugeben, wovon er zwar kaum eine Ahnung hat was es genau ist, dieses Unbekannte aber als einziges, in dieser sonst total „fertigen“ Welt seine Lebenslust entfesselt.

Das Gegenteil vom gemachten Normalbürger also, der sich als Individuum schon aufgibt (der Eintrittspreis ins Erwachsenenleben), bevor er auch nur eine Ahnung davon hat, ob er vielleicht etwas Eigenes werden könnte.

Dieses Buch wird immer ein Aktuelles sein, weil dieser Ein – oder eben auch Nichteintritt in eine bestehende Ordnung ein schmerzlicher Prozess oder gar einer mit einem vorzeitig tödlichen Ausgang ist.

Ulrich Plenzdorf: Die neuen Leiden des jungen W. (1973, das gleichnamige Theaterstück wurde in der DDR und der BRD aufgeführt)

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