»Broken ships keep sailing waiting for the ocean to dry« heisst es da in diesem neuen Deserto Parallax Song Broken Ships einmal. Wäre dem so, dann hätten wir jetzt gerade mal sehr viel und sehr lange zu warten.
Ist aber nicht so wild gemeint mit dem Trockenlegen der Ozeane, Maximilian Spyridon Tzortzatos bleibt in seinen Texten gerne etwas vage, hegt auch eine Vorliebe für falsche Fährten. Wer mag, darf sich dann jeweils unter diesen falschen Fährten die richtige aussuchen.
Derweil gehen Maximilian und Gastmusikerin Adaya, in deren Homestudio dieser Song entstanden ist, die Dinge ruhig an. Trautes Beisammensein in der Küche, es werden Nägel gefeilt, Kaffee gebraut und Zigaretten geraucht, immerhin, Ozeane trockenlegen ist ja ein stiller, unaufgeregter Vorgang. Im wortfreien Raum werden Blicke gewechselt, es scheint so, als hätten die Beiden ihre Sammlung unlösbarer Fragen vor längerer Zeit bereits in den besagten Ozean gekippt.
Den Ozean nicht trocken zu legen, scheint keine Option sein, und auch nicht Teil des besungenen Aufwachens aus Träumereien. »Dream your Life awake« heisst es da: in was denn für ein Leben nun hinein erwacht werden soll, wäre eventuell eine berechtigte Rückfrage. Vielleicht ist dieses »awake« dieser Zeile auch eher ein »away«, was der Stimmung des Songs genauso gut entspräche.
Die Unaufgeregtheit der Beiden, die da daheim abhängen, wirkt sehr anziehend und der Gedanke das Leben einfach vorbeirauschen zu lassen nicht mal so abwegig. Wirkt auf mich zugegebenermassen überzeugender, als es jene tun, die mittels hilflosem Gefuchtel und ätzendem Aktionismus zwischen den Gartenzwergen ihres keinbürgerlichen Vorgarten vorgeben die Welt zu retten, in Wirklichkeit aber nur sich selbst meinen.*
Maximilian, der diesen launigen Song Broken Ships geschrieben hat, ist Grieche, typischerweise gibt er seinen Songs nebst seiner Gelassenheit auch eine Prise jener stoischen Philosophie der Antike mit, etwas, das manchen hierzulande leider oft abgeht: die Liebe zur Weisheit. (Text: D.T.Koller)
* verschandeltes Zitat – Original: »Die Welt retten und sich meinen« – Sibylle Berg in GRM. Brainfuck
Video: einmal mehr eine sehr gelungene Arbeit von Miguel Làzaro Velàzquez // Beitragsbilder: Videostandstill Miguel Làzaro Velàzquez, alle anderen Vitaltransformer
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Service Public 2: Deserto Parallax und Adaya spannen übrigens nicht zum ersten Mal zusammen, das haben sie auch schon beim Song »Song of Fortune« gemacht. Damals war ich nicht so zufrieden damit, nicht aus musikalischen Gründen, sondern der Liedtext kam mir irgendwie in den falschen Hals. Mein giftelndes Geschreibsel dazu findest Du hier: Deserto Parallax & Adaya – Song of Fortune
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