Archiv ‘Placebo – Texte’ Kategorie

Placebo 10

Zwei Männer vom gleichen Schlag, mit unterschiedlicher Schlagseite. Bankratz Lohngeier spielt Clubtennis, schlägt gern auf. Je älter desto teurer passt ins Bild. Werkules Dingpfeiffer läuft freizeitlich davon, Halbmarathon, stets weit abgeschlagen hinter Melki Renntyrannen, dem grossen Vorbild. Dem laufen die dopingkontrollierten Beine von alleine. Perfekt gedopt geht Lohngeier in die harten Verhandlungsmarathons die sein Kaderjob verlangt.
Zwei Männer vom gleichen Schlag, vom Gleichen geschlagen.

Der Sprechdachs singt..?

Die Schändung einer Wortleiche

Ein Reizwort als Stolperstein. Wo der wache Zeitgenosse innehält, hinschaut, um dann auf diese dumme alte Schwarte einzuschlagen.

R.Güntensperger drischt zielgerecht und mit sprachlicher Eleganz. Mit Humor und Charme fleddert er den Knochensack.

„Volkskörper“ von R. Güntensperger
Vitaltransformer 2015

Placebo 9

Placebo-Logo von F.LauberEs tut weh wenn die Betäubung versagt. Wenn das Betäubte nur ganz oder gar nicht zu töten ist, muss stetig betäubt werden, damit es nicht quält. Stetiges Betäuben tut auch weh, einfach anders. Für’s bessere Leben ist die bessere Wahl der Qual die beste. Das Betäubte zu leben wäre die Qual der einzigen Wahl. …und falls Dich dieser erste Abschnitt noch nicht niedergestreckt hat, so lies doch weiter, weil…

Placebo 8

Es unterscheiden sich die Geister
in die Meisten und die Meister.
Geistverloren selbstgedreht
pirscht einzig der Privatprolet.

Er denkt, was niemand wissen will,
hält sich diesbezüglich still,
weiss wo’s fehlt und dass es quält
selbst wenn er nichts davon erzählt.

Der dritte Vers ist für die Katz.
Zeile Zwei verbrennt den Satz.
Siebentausend Ungeheuer
prasseln mit im Freudenfeuer.
Literatur ist, wenn man trotzdem schreibt… und weiter liest

Placebo 7

Placebo-Logo von F.LauberAn einem Sonntag, schöner blies kein Föhn zuvor, zum greifen nah die Berge, blau wie Veilchenblut, das Himmelszelt in blütenweisser Glut und plötzlich stand sie da vor mir, blondes Haar, schätzungsweise siebzehn Jahr. Sie kaut Brot mit Käse drauf, mir liegt ein Kaiserbraten auf, strohgeblondet glänzt das Haar, so steht das holde Kind im schwülen Wind, als wär sie bestens siebzehn Jahr. Stimmbezirzend harfenfein, mich deucht es müsst ein Engel sein, so ruft sie Udo in den Föhn. Er springt so schön, der alte Hund und leckt entzückt den Käsemund.

Erstmals bin ich allein angetreten an der Klassenzusammenkunft. Jahrzehntelang die alleinige Klassenherrschaft im Schild zu führen und endlich am Ziel ganz allein den Muselmann singen der es nicht lassen kann, so freut man sich bestimmt aufs nächste Klassentreffen. Erpresst hat mich der letzte Konkurrent zur Gewalt, die sein Zeitliches gesegnet hat. Wildfremde Menschen nötigen seither an den abgelegensten Orten dazu, willkürlich mit ihnen Schluss zu machen, unwillkürlich.

Die Klasse der Einsamkeit, ins Mark gebrannt. Verbundenheit im Blut gebannt. Verschwindende gehen um. Alle haben etwas zu verschwinden. Vom Kopf her geht es um den Rank. Ein Leben geht ums andere. Allein ist keiner auf der Welt. Darling?