Ich dörf gar nüt me säge, es spricht alles dägege, eifach offe und ehrlich, es isch nume no gfährlich,
es isch wie es Labyrinth wo me nüme usefindt. es isch nume no zum schreie, ich muess mi befreie: – gueti Reis im alte Gleis, ä Ehrerundi im Tüfels-Chreis.
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Schwerfällig zu keiner Tiefe sich hochraffend
Ein paar Anmerkungen zur Ausstellung „100 Jahre Gerhard Meier – der Weltenbürger aus Amrain“ im Kulturzentrum Räberstöckli in Niederbipp.
„Das Land gibt sich heute, wie Leute sich geben können: schwerfällig zu keiner Tiefe sich hochraffend, zu keiner Weite sich hinreissen lassend“ (Zitat Gerhard Meier, in „Der schnurgerade Kanal“)
Gerhard Meier, so dünkt mich manchmal, ist immer noch ein grosser Unbekannter. Viele meiner nicht unbedingt unbelesenen Kollegen sagt der Name nichts und wenn ich einen Begriff wie „Amrainer Tetralogie“ nenne, hilft das auch nichts.
In Niederbipp, diesem Dorf zwischen Olten und Solothurn am Jurasüdfuss, welches der Literat und Lyriker als „Amrain“ in seinen Werken verewigt hat, wird nun der hundertste Geburtstag des 2008 verstorbenen Schriftstellers mit einer ausgesprochen reichhaltigen und stimmungsvollen Ausstellung im dortigen Kulturzentrum Räberstöckli gewürdigt.
Franz Hohler hielt die Eröffnungsrede, in der er in persönlichen Erinnerungen….
Anja Nora Schulthess: Schreiben hat für mich existenziellen Charakter
Ich habe mich nicht getraut ihr Werk zu rezensieren. Aber ich habe Anja ein paar Fragen zum Schreiben im Allgemeinen und zu ihrem beeindruckenden Debut Lyrikband „worthülsen luftlettern dreck“ gestellt.
Hier nun meine Fragen – und die Antworten der Lyrikerin Anja Nora Schulthess.
-Ist das Schreiben Teil Deiner täglichen Arbeit oder braucht es eine bestimmte emotionale Verfassung, wo Du dann schreiben musst?
Letzteres. Abgesehen davon, dass mir, seit ich letztes Jahr Mutter geworden bin, wirklich die Zeit fehlt zu schreiben, braucht das schon eine bestimmte emotionale und mentale Verfassung. Es gibt aber diese intensiven Phasen, da schreibe ich täglich. Nachts, wenn mich etwas umtreibt, unmittelbar nach dem Aufstehen, noch halb im Traumtaumel, oder bei langen Spaziergängen. Ich schreibe, wenn mich etwas bewegt und beunruhigt. Nur dann.
-Ist das Schreiben für Dich eine reine Spielform der Kunst oder…
worthülsen luftlettern dreck
du bist nie etwas anderes als ein gespenst gewesen
traum
gewundene wunschmaschine
du bist über den abgrund getaumelt
hast dich mit dem rücken zur kluft gestellt
blind und stumpf –
Cyrilov
Wenn ich mich durch den Schlamm und Mist kämpfe, verstecke ich den Zorn unter dem Mantel,
die Laterne schwingt im Luftzug.
Im Dunkel lauern wilde Katzen, schon bald kommt der erste Schnee, das Selbstvertrauen schwindet.
Sind das Teufel oder Ziegen, oder sogar Heidengötter, ungreifbare Erscheinungen.
Ich staple die Hölzer, eine Barrikade gegen die Wildnis, ich verschliesse mich in einer Festung.