Archiv ‘Fundstücke’ Kategorie

ARS am Rheinfall / Beatrix Schären, eine alte Frau zeigt, wo’s langgeht.

Was: Kunstausstellung. Wo: am Rheinfall. Wetter: nasskalt. Ausstellungsräume: mehrheitlich in Abruchliegenschaften. Art der Kunstobjekte: überwiegend in Bildform. Menge: viele. Farben: bunt. Tendenzen: ?, Ausstellungskonzept:?, digital/medialer Auftritt /Dokumentation: mässig. Qualität der gezeigten Werke: durchzogen

Der Lichtblick: zwei Kohlezeichnungen und eine Installation von Beatrix Schären.

Beatrix Schären (Jrg. 1940), die alte Frau, sie zeigt wie man in verlebten und geschundenen Räumen Kunst vermittelt.
Die eine der zwei gezeigten grossformatigen Kohlezeichnungen zeigt eine Gruppe von Flüchtlingen die eng aneinanderliegend, sich fast zu einem Haufen verwischend, am Boden liegend in Decken gehüllt, sich dem Betrachter entgegenstellen. Mit harten, schmerzenden Kohlestrichen ist die Not und das Ausgesetztsein dieser Menschen stark zum Ausdruck gebracht.

Beatrix Schaeren/Installation 2015/Teilansicht

Beatrix Schaeren/Installation 2015/Teilansicht

Die Installation: In einem kleinen gewölbeartigen Schutzraum um die Ecke, hinterlässt sie Spuren einer Flucht… lies weiter…

„Apfelblüten“ oder „In der Nacht alleine am Küchentisch sitzend“

blüten der nacht

frakturen, bruchstücke, zersplitterndes erinnern, in den frühling verwelkt, vom blütenstaub blind und taub, im trockenen mund die worte formlos schluckend, dann wieder erbrechend, aus mir blutend, alleine, so verflucht alleine mit diesem sehnen und suchen, das schmuckstück an der brust zärtlich küssend, die tränen die nicht wissen wohin sie fliessen sollen, weil alles gut ist und doch schmerzt, gesund ist und doch weh tut, die zeit die sinnlos gefriert, das essen, das nur das trennende nährt, dieser mich in die knie zwingende, unsägliche verlust.

Anonyme Botschaften

Dass unser Spam-Ordner von jungen afrikanischen Frauen bevölkert wird, die bis in die letzten geheimnislosen Ritzen ausgeleuchtet in Erscheinung treten, daran haben wir uns gewöhnt.
Mehr Sorgen bereitet uns zurzeit Botschaften, die von unbekannter Hand, in unseren Briefkasten eingeworfen werden.
Den Inhalt der letzten empfangenen Botschaft drucken wir hier nun ab.
Vielleicht können Sie uns bei der Deutung derselben helfen, oder lassen uns sonst einen hilfreichen Ratschlag zukommen.

wir wissen was ihr da treibt. denkt ja nicht wir wüssten das nicht. wir wissen beinah alles, was ihr da macht. und wir wissen auch warum ihr das macht. ihr könnt nämlich gar nicht anders. denkt nun aber ja nicht, dass wir gegen euch etwas unternehmen werden. nein das werden wir nicht. das brauchen wir gar nicht. mit dem was ihr da treibt, werdet ihr ganz von alleine vor die hunde gehen. da brauchen wir gar nicht noch zusätzlich etwas dafür zu tun. ihr macht das gut. sehr gut sogar. besser kann man das gar nicht machen, als ihr das macht. macht nur weiter so. macht immer weiter so.

Recycling-Sammelstelle

Einmal mehr kann ich nur betonen, dass die Recycling-Sammelstelle, hier in diesem Kaff wo ich wohnhaftiert bin, das Beste ist, was es hier gibt. Das ist der Ort wo der Normalverbraucher seinen Abfall hinbringt, das ist der Ort wo ich aus diesem Abfall schönstglänzende Perlen herausfische.

So geschehen wieder gestern, wo ich eine ehrwürdige Ausgabe von Herman Hesse’s „Siddharta“ fand. In Buchform kam diese „indische Dichtung“ erstmals 1922 bei S. Fischer heraus, meine Perle ist die erste Einzelausgabe vom Suhrkamp Verlag von 1950, gedruckt in dieser altehrwürdigen Frakturschrift, mit einem Waschzettel von Hugo Ball im Schutzumschlag, den ich hier ohne freundliche Genehmigung ins Web schicke.
siddhartaklein
Hugo Ball (1886-1927) ist jener, der als Dadaist startete und als Emigrant in der Nähe von Hesse im Tessin eine neue Heimat fand, sich dort strengläubigen Kreisen anschloss und alte Mystiker studierte…(das sowas von sowas kommt?) „Flametti oder vom Dandysmus der Armen.“ ist ein Lesevergnügen erster Güte; eines der raren Prosawerke von eben diesem Hugo Ball. jetzt folgt der klappentext….

„Himmu Stärne“ das starke Album von Syg Baas


eine mundart-produktion die mich stark beeindruckt, für mein eigenes tonwerk „finissage“ motiviert und inspiriert hat, ist das album „himmu stärne“ von syg baas.

die explosiv kreative truppe um den sänger daniel linder und den dichter michael stauffer haben mit diesem 2011 veröffentlichten album ein kraftpacket abgeliefert.

das klangewebe ist elektro, ist holzgebläse, ist müll, ist improvisation, dunkel, wüst, quer und kann auch als drohung verstanden werden, allzu billig erstandenen seelenfrieden zu stören.
die mundarttexte erweitern diese grauenvolle ahnung zu lustvoll gelebten albträumen.

der schweizer raubaffe kriegt ein maul voll ungehobeltes und streift so kauend und um sich spucken durch unser land…

„so itz
i bruuche me platz
i mues d’näme
vo gwüssne orte ändere,
damits wieder meh platz git,
i mim hirn….“

(aus dem hörstück „cendrars“)

link: syg baas