Lebensabend in Übersee – Sha Ji Jing Hou (Ein Huhn schlachten, um die Affen einzuschüchtern), so der Titel vom neusten Streich des genialen Hörspielmachers Hermann Bohlen.
Dank einem Gesetz, das die Altersarmut verbietet, werden pensionierte Menschen, die in ihrem Erwerbsleben zu wenig Kasse gemacht haben in Billigländer ausgelagert, um sie dort kostengünstig zu pflegen.
Im Hörspiel lernen wir zwei solche finale Existenzen kennen: Der Rentner Poldi (Ulrich Pleitgen) landet in Polen und darf sich noch privilegiert nennen (weil er es sich leisten kann in Europa zu leben und weil er seine Bienen mitzügeln konnte), sein Schulschatz von früher, Gretchen (Christine Schorn) verschlägt’s infolge einem eher mageren Altersguthaben in eine der vergessensten Ecken von China.
Dort wird sie mit künstlicher Intelligenz und diversen Automaten in einem sogenannten „Resort“ mit jenen Sachen bedient, die in ihrem Arrangement-Vertrag enthalten sind.
Über wackelige Bits und Bytes, mit Mail und Skipe versuchen sie mit der Heimat, der Familie und alten Bekannten in Kontakt, – und überhaupt, irgendwie am Leben zu bleiben.
Hermann Bohlen spielt das Spiel unseres Systems, wo alles mit einer Rechnung beginnt und endet sorgfältig und konsequent zu ende und lehrt uns so das Fürchten. Bohlen ermöglicht uns einen ziemlich klaren Ausblick in den Abgrund, auf den wir zusteuern, auf meisterliche Weise, nicht spottend und höhnisch, sondern schlussendlich anrührig und zu tieferem emotionalen Nachsinnen herausfordernd.
In der Mediathek von ARD ist „Lebensabend in Übersee“ jederzeit zum Anhören oder auch Download bereit.
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