
»Lieber Freund, lass uns weiterhin unseren Schlamm mit dem Knistern des Feuers, guter Musik und Freunden, die unser Herz berühren, in Einklang bringen.«
Mit diesem poesievollen Satz schliesst Xylograph und Landart-Artist Kardo Kosta einen Briefwechsel ab, der zwischen ihm und Pierroz vom Kulturmagazin Vitaltransformer Ende 2024 entstanden ist.
Wir möchten diesen Briefwechsel hier ohne weitere Anmerkungen publizieren, ausser vielleicht dem Hinweis auf ein erstes Gespräch, das zwischen den beiden Kunstschaffenden 2021 stattgefunden und quasi die Vorgeschichte zu den hier behandelten Themen enthält: Mail-Interview: Kardo Kosta mit Pierroz, Vitaltransformer 2021
Nachfolgend einige Ausschnitte des Briefwechsels zwischen Kardo Kosta und Pierroz. Den lesefreundlichen Volltext kannst du über diesen Link hier »Xylograph und Landart-Artist Kardo Kosta im Briefwechsel mit Pierroz« abrufen. Viel Vergnügen bei der Lektüre wünscht euch Kunstsanatorium Heimleiter D.T.Koller, Zürich, Anfang März 2025
Kardo Kosta’s Reflexionen: »Es gibt so viele Konzepte, die sich mit dem Nicht-Tun, der Kontemplation auseinandersetzen, und für die Wahrnehmung anderer Ebenen des Seins, die wir nicht kennen. Mein Ziel ist es, die Zeit fühlen zu können und zu fühlen, wie sie sich durch die Kontemplation erweitert.«
»Ich glaube, dass ein schnelles Leben kein Leben ist, sondern ein Überleben. Unsere Kultur lehrt uns die Angst, Zeit zu verschwenden, aber das Paradoxe ist, dass wir durch die Beschleunigung unser Leben verschwenden.«
»Heute leidet jeder an der Zeitkrankheit: dem zwanghaften Glauben, dass die Zeit einem davonläuft und man deshalb immer schneller in die Pedale treten muss.«
»Geschwindigkeit ist eine Art Flucht, um sich nicht mit dem auseinanderzusetzen, was mit dem Körper und dem Geist passiert, um den Körper und den Geist aus dem Bewusstsein zu verdrängen, um Körper und Geist zu negieren, und damit wichtige Fragen zu unterdrücken. Wir sind ständig auf der Überholspur unterwegs, aufgeladen mit Emotionen, von Adrenalin, von Reizen, und das bedeutet, dass wir nie die Zeit und die Ruhe haben, die wir brauchen, um nachzudenken und uns zu fragen, was wirklich wichtig ist.«
»Entschleunigung ermöglicht uns, bei der Arbeit kreativer zu sein, gesünder zu sein, und sich mit anderen Menschen zu verbinden.«
»Oft bedeutet weniger arbeiten, besser zu arbeiten. Aber jenseits der großen Produktivitätsdebatte ist die wahrscheinlich wichtigste Frage von allen: Wozu ist das Leben da? Wir müssen uns sehr ernsthaft fragen, womit wir unsere Zeit verbringen. Niemand denkt auf seinem Sterbebett: „Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit im Büro oder vor dem Bildschirm verbracht.“ Und doch sind das die Dinge, die die meiste Zeit im Leben eines Menschen in Anspruch nehmen.«
Service Public: Xylograph und Landart-Artist Kardo Kosta: Webpage / Instagram 1 / Instagram 2 // Pierroz bei Vitaltransformer // Pierroz bei Bandcamp
6 Kommentare
chapeau!
jetzt mach‘ ich gleich eine sicherungkopie, damit dieser kommentar nicht mehr verloren geht.
wenn es einen konstruktiven und ungehaltenen »briefwechsel« gibt: dann zu #PIERROZ!.
(man möchte meinen ein bruder im geiste, doch wie schnell vertippt man sich auf der tastaur)
einer, der niemals vergißt; schon gar nicht die post –
die geschriebenen din-a4 seiten aus papier zu falten und ins kuvert zu stecken –
brot selbst zu backen, während er es zu einer poststelle als den brief zu tragen hat, mit einer briefmarke zu versehen, damit der post und die post entsprechend wirklich sowie tatsächlich versendet wird:
direkt im postkasten der empfangenden ankommt.
[physisch-hölzern-statisch-
im format-materiell-als standardpapier in dinA4 :norm – material – briefkuvert – adressiert]!
adresse steht vorne – absender inmer hinten darauf – wer hat sich diese briefpost ausgedacht?!
neben all‘ der werbung in hochglanzformaten im postfach heutzutage;
nehme ich seine briefe immer sehr gespannt und erwartungsvoll aus dem jeweiligen postfach entgegen,
nüchtern – schmucklos – direkt,
erfreut;
die oftmals schreibmaschinengeschrieben und nicht handschriftlich sind. ich meinte bereits, intuitiv einen brief bzw. das kuvert von ihm ins altpapier entsorgt zu haben …. – da ich so lang nichts mehr enthielt aus diesen briefwechseln, wobei ich mittlerweile wohl an der reihe bin oder gewesen wäre: #keineAhnung.
ich hab‘ heute das altpapier daraufhin konsequent und bis zur letzten seite heute durchwühlt:
kein brief.
die briefe – seine – lagern zwischen den büchern – teilweise in der schublade – unter den aktendeckeln – offensichtlich auf dem hölzernen eßtisch ohne tischdecke. ja, damit sie nicht und in keinem fall verloren gehen oder vergessen werden, daß sie noch zu beantworten sind:
die briefepost,
die neben den formularen und behördlichen papieren, den alltag heute
bereichtert.
merci vielmal,
danke vielmal: wunderbarer beitrag _ blogbeitrag _ »Lieber Freund, lass uns weiterhin unseren Schlamm mit dem Knistern des Feuers, guter Musik und Freunden, die unser Herz berühren, in Einklang bringen.« – ich kann, wie schon so oft betont: nicht und überhaupt nicht singen!!!
vermutlich, wie die meisten menschen nicht, wozu es talent, entsprechendes training und eine ausbildung seit kindesbeinen = kindesalter benötigt?!
in jedem fall ist #PIERROZ einer, der sich keine und möglicherweise kaum gedanken zwischen kreativ bis kommerziell macht: »was steckt hinter content creator, influencer und adfluencer« heute?!
das soziale, kulturelle und künstlerische moment, welches die »soziale plastik« aktiviert und in gang und bewegung hält_?!
ich sollte, hätte, müsste sowie könnte : unterlassen ist die, eine und zwar die besondere und geschätzte form der kunst und #diekunst heutzutage.
somit wünsche ich
gut
zur nacht zu ruhen und morgen wieder aufzustehen : wir werden sehen, mit besten grüßen b.m
Werte Kunstforscherin Matter
Wir, sprich: ich und mein Patient Pierroz, müssen leider berichten, dass wir entsetzlich schlecht geruht haben letzte Nacht. Gut möglich, dass es dem zweifelhaften Genuss in einem Gesöff gelöster Aminosäure oder den fünf Tonnen zu stapelnden Heuballen geschuldet war. Aber was soll’s – scheiss drauf!
Immerhin hat sich am folgenden Morgen der Patient an die Schreibmaschine gesetzt und eine Briefseite an dich mit seinen besten in den letzten Wochen gesammelten provokativen Falschaussagen und einigen in der Region in der Mitte des neunzehnten Jahrhundert gebräuchlichen Ausdrücken aus einem alten Schinken namens „Lonny die Heimatlose“ von Joseph Joachims überzogen.
Der Brief sollte inzwischen in deinem Altpapier angekommen sein; richtig, die Suche geht von neuem los….
Frohes kramen & beste Grüsse sendet Dir Kunstsanatorium Heimleiter D.T.Koller
werter d.t.koller,
danke,
wir,
wenn wir doch so scheinen,
dann könnten wir doch nur noch so erscheinen :
die Tücke des »Objekts«,
der »Dialog«.
Die »Interaktion« _,_ . – ; – . – . – wobei oftmals
die AKTION und TAT auf der Strecke zu bleiben scheint, da sie der Motivation {eines einzelnen} und keineswegs einer Mediation bedarf?
Die Elemente lassen wir mal‘ kurzer Hand so stehen_:
Die deutsche Sprache ist so untersagend _,
es gibt zwei Ebenen und mehrere Ebenen –
manche sprachen schon von Dimensionen.
Raum und Zeit.
Doch welche treffe ich nun, heutzutage : an?
Mit hoffnungsvollen Grüßen
b.m.
Werte Kunstforscherin Matter
ob es der Motivation bedarf, fragst du: Nein, es braucht keine Motivation, bin ich geneigt zu antworten – die Einsicht / das Zugeständnis, dass ein Menschenleben für seinen zeitweiligen Erhalt einer gewissen / bestimmten Pflege, man könnte es auch „Unterhalt“ nennen, bedarf, sollte hinreichend Grund sein, um sich zum Beispiel hinzusetzen und sich dem Briefeschreiben zu widmen – in Raum und Zeit, davor sollte man sich keineswegs scheuen, und die Drohung, dass unser Leben in Zukunft zur Hauptsache in digitalen Besatzungszonen stattfinden wird, habe ich im Radio vernommen, und es stimmt mich als Heimleiter überaus glücklich, dass solches und ähnliches unser Patient Pierroz mit seinen guten Freunden, wie eben Kardo Kosta ihm einer ist, diskutieren kann.
Ich verbleibe hochachtungsvoll
Ihr D.T.Koller
sehr geehrter herr (prof. dr.) d.t.koller,
besten dank für die nachricht am morgen; die leider kaum sofort – zeitnah in einem zeitfenster von ca. 3 bis maximal 4 stunden – wie es heute erwartet und gefordert wird, um die »sache~n« im digitalen »umlauf« zu halten, beantwortet worden ist. bei einem direkt adressierten werten anschreiben an die immer »freischaffende« kunstforscherin, die sich heute so gar nicht hat »blicken« lassen. da sie sich gestern den »mund« verbrannt hatte und zwar an dem viel zu stark aufgewärmten veganen teigtaschen auf kaum zart gegartem wurzelgemüse.
informationen, die laufend einströmen, mußten aus diesem grund unbeantwortet und unbearbeitet bleiben. sie wurden weder gestern,
noch heute und werden morgen vermutlich auch nicht beantwortet.
zum einen, da die schreibassistenz gekündigt hat und ausgestiegen ist.
die sekretäre, die sich dieser kommunikativen aufgabe widmen, diese voraussichtlich nicht übernehmen wollen. die kündigung der social media managerin, neben der kündigung des creative und digtal directors vorliegen. zum anderen die fehlenden team-projektmitarbeitenden, die künstlerkollegen sowie -kolleginnen, die sich krank gemeldet haben. dazu, ungefähr gegen die mittagszeit, dann auch noch die krankmeldung der praktikanten und einer im prinzip sehr zuverlässigen aushilfsperson, die als springer tätig ist. die saisonale grippe (influenza-a und influenza-b viren mit diversen subtypen) grassiert, wie jede:r weiss.
eine kollegin, aufgrund eines velounfalls wurde sofort ins spital eingeliefert, die diagnostizierte fraktur operativ versorgt. »höllenqualen«, die jede:r kennt, der zu einem »unfallopfer« wurde.
die korrespondenz blieb deshalb in einem größeren umfang unerledigt,
telefonate unabgenommen,
termine und meetings unkoordiniert.
dokumentation und mitschrift wurde unterlassen sowie die rechnungsstellung blieb unkontiert. zudem gab’s einige kleine »krisen«, problem- und fragestellungen, die nicht aufgeschoben werden konnten. von dem gestohlen toilettenpapier möchte ich in diesem zusammenhang nicht berichten, dem vandalismus im garten und sogenannten »gemeinschaftsbeet«. von almende spricht heute ja keine:r mehr.
soviel zum stichwort „#unterhalt“, „#pflege“ und „#hege“;
von konstruktivem aufbau, umstrukturierungsmassnahmen, derzeitig – noch zu erhaltenden -nutzungsmöglichkeiten von gewissen infrastrukturen, systemen, körperschaften und diensten spricht heute kaum eine:r mehr. vom krieg spricht jedoch fast jede:r wieder und von aufrüstung, nicht nur im radio. die digitalisierten organisations- und informationseinheiten sowie die anwendungsprogramme mit diversen und spezifischen abteilungen, die sich laufend verändern und zwar in einem modus operandi, wo kaum eine:r mehr mit und hinterherkommt. jede:r doch irgendwie mit muß, um nach und hinterherzukommen. im endeffekt und tatsächlich musste ich dann doch höchstpersönlich die post zur poststelle zu fuß tragen. kurz vor halb sechs, noch schnell mit einem adressaufkleber versehen und aufgeben.
dies etwas,
welches in »zierwut« einer schützenden kartonhülle zum versand durch klebesstreifen entstanden ist. ein großbrief, um den wesentlichen inhalt des handschriftlich-materialisierten dokuments einwandfrei zu versenden, damit es prompt ankommt: a-post
b.m.
https://www.aica.ch/wir-fuerchten-wir-brauchen-eine-erklaerung/ …