Da verfolgt man mit zunehmend säuerlicher Miene das sogenannte „Tagesgeschehen“ in den Medien von Europa und immer wieder beschleicht einem das Gefühl, all das schon irgendwann einmal gehört oder gelesen zu haben.
Man erinnert sich, streift mit beunruhigtem Auge über die Regale der Büchergestelle, tippt mal da und dorthin, greift dann zu einem bereits stark verblichenen Buch, blättert es auf und liest:
„Was sollen wir den mit ihnen machen? Wer ohne Pass aufgegriffen wird bekommt sechs Monate Gefängnis und Deportation in sein Heimatland. Ihr Heimatland wird bestritten, und wir müssen Sie in das Internierungslager schicken.
Wir können Sie doch nicht totschlagen wie ein Hund? Aber vielleicht kommen solche Gesetze noch heraus. Warum sollen wir sie durchfüttern? Wollen sie nach Deutschland?“
Das sind Sätze aus dem Roman „Das Totenschiff“ von B. Traven und handeln von einem jungen amerikanischen Seemann in den 20zger Jahren, der nach einer durchzechten Nacht an Land (in Europa) sein Schiff verpasst und so zum „Sans Papier“ wird.
Von Land zu Land wird er abgeschoben, nirgends kann er anheuern und landet schlussendlich auf einem „Totenschiff“, einem illegalen in kriminelle Geschäfte verwickelten Frachter.
Dort schuftet er und kommt schlussendlich zu Tode, als der Frachter absichtlich gegen ein Riff gesteuert wird, weil der Eigner die Versicherungsgelder abkassieren will.
B.Traven : Das Totenschiff 1926
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