Vorneweg: Tom Combo’s Schreibe hat Klasse, sein Roman »Inneres Lind« knackt gut, von der ersten bis hin zur letzten Zeile
In Rückblenden erfahren wir von den Eskapaden einer jugendlichen Clique: Partie – und Drogenexzesse, Gewalt- und Beziehungsunfälle, mit teils fatalen Folgen. In einer dementsprechend desolaten Verfassung treten die Protagonisten in ein sogenanntes Erwachsenenleben. Von da weg, ihrem weiteren Schlingern infolge Altlasten, schwächelnder Überzeugungen und Ziele, bis hin zum finalen Desaster, berichtet uns Tom Combo aus der schweizerisch bürgerlichen Provinzstadt Winterthur, in seinem Roman »Inneres Lind«
Das Erwachsenenleben in einer schweizerisch bürgerlichen Provinzstadt: Ein Leben auf Fremdplätzen die nicht dem Menschen, sondern der Kapitalvermehrung dienen. Eine Zeitspanne in der der Vereinzelte – nach dem nur zum Teil geglückten Abwürgen des jugendlichen Freiheitsdrangs -, mit wenig Gewinn zu Gunsten nüchternen Bodens, die Tendenzen zur Zerstörung seines Selbst und der Reste des ihn umgebenden sozialen Lebensraums, herabzumildern versucht
Schleuderkurs ohne Ende, Aufbegehren, Zittern und Zaudern, schliesslich aber Rückfahrt zur Hölle. Das Finale am Sterbebett des besten Kumpels gestaltet das als inneren Dialog geführte Résumé einer das Desaster überdauernden Gespielin. Wie in der Tragik üblich, war gerade sie die Chaotin, die viel Unheil stiftete. Auf die Phrase »Opfer sucht Täter«, könnte man das Ganze einkochen, diese Formulierung ist zwar dumm, aggressiv und bösartig, aber das ist – so schreibt uns Tom Combo – das Leben auch
Tom Combo schönt in seinem Roman »Inneres Lind« das Dasein nicht, verunstaltet es aber auch nicht mehr, als es ohnehin ist. Das Buch generiert weder den Helden noch den Verlierer und ist auch keine »Anleitung zum besser Dümpeln«
Was bleibt, wenn man selbst und auch sonst nicht wirklich was taugt, ist der Zauber unabhängiger Augenblicke, die der Spieltrieb uns eröffnet. In Tom Combo’s Buch kommen die in irren Zeilen, literarisch verarbeiteter Geräuschaufnahmen aus den die Stadt Winterthur umgebenden Wäldern, zum Ausdruck: »Bruch, hell, trocken, Tanne, Esche, trocken, Schlag und…«
Mich hat »Inneres Lind« beunruhigt, und das werte ich als ein gutes Zeichen, als das bestmögliche eigentlich. Wenn ich an das Gelesene denke, beginnt einiges in mir mitzuschwingen: Szenen die Schriftsteller Tom Combo entwirft, die ich selber ähnlich erlebte, andere, wo ich nun eine Vorstellung davon habe wie es auch noch hätte schief laufen können; straucheln eben
Links: Website Tom Combo, Tom Combo bei Instagram, Tom Combo bei Facebook
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ps: Und wenn es auch nicht seine Absicht war, doch Tom Combo klatscht mit seinem Roman »Inneres Lind« diese Schweizer Polizischt Wäckerli Literaten, wie Capus, Hohler, Lenz und Camenisch mit ihrem peinlich gehaltlosen Geschwätz spielend an die Wand
Text: Pierroz / Photographie: Vitaltransformer
Verwendetes Zitat: »Anleitung zum besser Dümpeln« Titel einer Lyrik-Broschüre von Susann Klossek
2 Kommentare
Er macht es sich nicht einfach mit seinen Texten, seinen Auftritten, seinem Gesang. Manchmal ist es schwer zu verstehen wie ernst er zu nehmen sein will.
Ob es wirklich so gemeint ist wie es tönt – oder ob er sich nur lustig macht über sein Publikum.
Seit drei Jahren begegne ich ihm in unregelmässigen Abständen, an den verschiedensten Ort und zu unterschiedlichen Tageszeiten.
Jetzt weiss ich aber – er ist ernst zu nehmen. Jedoch:
Er macht es uns nicht leicht …
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