Am Freitag 31. August 2018 wird Multimedia Artist Pedro Meier an der Eröffnung vom ArtWalk in Bremgarten seine Rauchpeformance „Smoke On The Water“ inszenieren. Wir haben Pedro Meier in Bremgarten getroffen und ein Interview gemacht:

Pedro Meier, was bedeutet dir Kunst?

Ja gut, jetzt kommen die ganz schönen Fragen. Kunst ist selbstverständlich ein Teil vom Leben. Für mich ist Kunst keine Frage – Kunst ist Leben, Leben ist Kunst.

Was gibt sie dir, die Kunst?

Wie das Leben so ist – sie gibt einem eigentlich nichts.

Was erhoffst du dir von der Kunst indem du dich mit ihr auseinandersetzt, Werke schaffst?

Die Kunst eröffnet neue Wege, oder neue Sichten, das ist das interessante an der Kunst. Es sind nicht die ausgefahrenen Wege – Kunst ist im wahrsten Sinne des Wortes ein: – Horizontöffner.

Wohin führt dieser Weg?

Das ist leider tragisch, dieser Weg führt dahin wo alle Wege hinführen – ans Ende.

Wo bist du gestartet auf diesem Weg, mit der Kunst?

Ja gut, das geht natürlich in die Kindheit zurück…
Wenn man Kunst macht, heisst das ja auch indirekt, vielleicht, dass man das Leben nicht allzu ernst nimmt – dass man dem sogenannten gewöhnlichen Leben misstraut, dass man das Leben zwischen den Zeilen sucht und vielleicht auch findet …
Kunst ist auch ein Spiel, das ganze Leben ist ja ein Spiel, auch eine Tragödie vielleicht, ein Spiel im Sinne von Theater – Tragödie und Komödie zugleich – Tragikkomödie…

Du nennst dich Multimediakünstler, konntest du dich einfach nicht entscheiden für ein spezifisches Genre?

Nein, das greift jetzt wirklich zu kurz – da hast Du mich gänzlich missverstanden.
Multimedia – gut, das ist ein Schlagwort – aber das heisst, ich gehe die Kunst, wie das Leben, von verschiedenen Seiten aus an.
Also Malerei, aber dann gibt es ja nicht nur die Malerei, es gibt auch das Wort, die Schrift, den Text, die Geschichte, die Story, ja sogar den Film, zudem gibt es natürlich die Musik, das ist: – Multimedia. Malen, Schreiben, Musik, Film – und was ich jetzt gemacht habe, oder was für mich noch eine totale Erweiterung, eine Bewusstseinserweiterung ist, ist eben mit diesem farbigen Rauch zu arbeiten.
Der Titel meiner Rauchperformance hier in Bremgarten heisst sinnigerweise: »Smoke On The Water« und ist eine künstlerische Intervention in die Landschaft, in den Raum – Wasser – Rauch – Luft – spielerisch, raumgreifend …
Man könnte auch mit Feuer arbeiten, das gibt es viele, die das tun: in der Musik, in Bands, in Rockbands, die mit Feuer und Feuerwerk arbeiten, laut und explosiv… Ich hingegen arbeite mit der Stille … jetzt vor allem mit Rauch, farbigem Rauch – »Color Smoke Performance« in Räumen, in Landschaften, verbunden mit einer Örtlichkeit. Wie zum Beispiel hier in Bremgarten mit einem Fluss, mit einer Insel, mit der Stadtsilhouette im Hintergrund … oder einem Berg, oder einem Hügel, einer weiten Ebene oder weiss ich was, oder einer Ruine … Ich arbeite mit Rauch, mit verschiedenfarbigem Rauch – das ist Stille, ich zelebriere die Lautlosigkeit im Raum, ich inszenierte quasi überdimensionale, raumgreifende Poesie …

Bist du durch diese verschiedenen Medien zu einem Suchenden geworden?

Nein, eigentlich nicht. Man sucht nicht – man findet.

…Oder scheiterst du jeweils und versuchst es neu woanders?

Der erste Teil des Satzes ist korrekt: Scheitern – es gibt im Leben nur eins: Scheitern, und selbstverständlich, um schön zu scheitern, muss man immer wieder neu beginnen, neu Scheitern.

Seit vielen Jahren scheiterst du schon?

Ja, dass muss man auf dem Zivilstandsamt fragen ja, Geburtsregister: Seit ich lebe, ist es eigentlich ein einziges Scheitern.

Wo bleibt der Erfolg – des Scheiterns?

Ja, gross Scheitern – das ist der Erfolg.

Das wäre die nächste Frage: was ist für dich Erfolg, als Kunstschaffender?

Ja – das Leben hinter sich bringen, einigermassen.

Schmerzte es dich, wenn du von deinem Umfeld, als ein alter Kunstclown wahrgenommen würdest?

Ja, das ist möglich – aber das mit dem Kunstclown ist eine bürgerliche Unterstellung. Der, der wirklich Kunst macht, das kümmert ihn nicht. Man kann nicht Rücksicht nehmen auf die sogenannte Öffentlichkeit, das sogenannte Popolo, oder weiss ich was – Kunst ist Kunst.

Was sind die grössten Gefahren, die einem Kunstschaffenden auflauern?

Es braucht Gefahren, es braucht Herausforderungen. Gut, die grösste Gefahr ist natürlich der Tod, dann ist „out and finish“ …

Fühlst du dich gewappnet für das Abenteuer „Zeitgenössische Kunst“?

Ja gut, das ist auch wieder so ein Schlagwort; – zeitgenössisch – alles ist zeitgenössisch, inklusive die Höhlenbewohner. Also ich lebe in meiner Zeit, ich kann gar nicht anders – ich kann auch nicht futuristisch sein – ich kann lediglich zeitgenössisch sein, also nur mein Leben im Hier und Jetzt abbilden…

Lassen wir das Zeitgenössische weg; was ist für dich die Postmoderne?

Gut – Postmodern – das ist auch wieder so ein Schlagwort…, ich habe das Wort übrigens ganz gerne, postmodern man will es nicht sagen, aber es hat etwas mit „Post“ zu tun… (lacht)

Der ArtWalk 2018 hier in Bremgarten, was reizt dich daran?

Ich bin ja eigentlich nicht der Typ, der sich da so in Gruppen präsentiert. Aber es ist dann doch wieder eine Herausforderung, weil ich kenne die Stadt nur vom Durchfahren, Bremgarten nur als Transit und dann sind immerhin fünfzig Leute, die sich hier versuchen zu positionieren und das wird doch irgendwie interessant…

Ist es nicht eine Provinz-Veranstaltung?

Immer diese Schlagwörter – Provinz ist überall.

Rentiert das für dich oder legst du drauf?

Ich habe noch nie, nicht draufgelegt.

Macht das Sinn?

Wie schon vorhin gesagt, Sinn macht es so oder so nicht, aber trotzdem – alles macht Sinn.

Was meinst du, wirst du hier auf direkte oder indirekte Weise etwas verkaufen?

Eigentlich bin ich nicht der Typ zum »verkaufen« – verkaufen kann der Jelmoli und der Globus und der Migros – ich mache Kunst…

Was für eine Wirkung erhoffst du dir von deiner Rauchperformance?

Das ist für mich ein Teil in einer langen Abfolge. Das ist jetzt in der Landschaft mit der Reuss, mit dem Fluss, mit der Stadt im Hintergrund, das ist einfach spannend. Und dann kommt’s auch aufs Wetter an, da sind viele Ungewissheiten, und der Zufall… und das ist auch der Reiz am ganzen.

Was ist eigentlich der richtige Ausdruck für diese Art von Performance?

Du meinst von der »Colors Smoke Performance« bzw. »Smoke On The Water«? …es ist einfach farbiger Rauch – profaner Rauch – kolorierter Rauch. Also: kein Feuer, keine Raketen, kein Getöse, kein Lärm – eben nur Rauch – der Rauch ist lautlos, schwebt träumerisch in der Landschaft, lässt sich treiben vom Wind – spielerisch – poetisch… Poesie pure..

Hast du früher auch schon Land-Art gemacht? das wäre ja auch ein Teilaspekt…

Gut, genau, was ich hier mache ist eine erweiterte Land-Art. Land-Art ist normalerweise in der Landschaft draussen, man arbeitet mit Holz, mit Steinen etc.
Was ich jetzt aber hier mache – ich erweitere die Land-Art – ich arbeite nicht nur am Boden, ich gehe über den Boden hinaus. – Wasser – Luft – Horizont – die ganze Landschaft, der Raum wird mit einbezogen – und zusammen mit dem farbigen Rauch entsteht ein Gesamtkunstwerk.

Und früher hast Du schon Land-Art Projekte gemacht?

Ja, ich habe früher schon LandArt Projekte gemacht. Ich habe zum Beispiel in Asien mit Bambus Installationen in die Landschaft integriert. Riesensachen. Auf einer Sandbank oben am Mekong River, dem Grenzfluss zwischen Laos und Thailand, habe ich eine Lichtperformance gemacht – wunderbare Erfahrung – mit Wasser und Sand vom Himalaya, dem Mont Everest angeschwemmt aus China… Oder auch mit Büschen, Sträuchern habe ich gearbeitet… Oder auch nur ganz kleine Veränderungen in der Landschaft vorgenommen, wo man nicht recht weiss, ist jetzt das gewollt, oder ist es Zufall…

Der Reiz an diesem Farbrauch, was reizt dich daran mit Rauch zu arbeiten?

Das ist natürlich schon eine unwahrscheinliche Überraschung. Man weiss ja nicht wie sich der Rauch im Raum, in der Landschaft entwickelt, ausbreitet, das ist wie wenn sie Tinte in ein Glas Wasser giessen, dann gibt es schöne Spiralen – aber man weiss nie genau, wie das rauskommt.

Wo ist da die Kunst, wenn man Rauchpetarden abbrennt?

Ja, schöne, ketzerische Frage… das ist der erweiterte Kunstbegriff: Normalerweise, bürgerlich, im klassischen Sinn ist Kunst zum Beispiel Ölbilder malen… Aber bei Musik wird’s schon sphärisch und beim Rauch wird’s eben noch mehr. Und Rauch ist auch etwas urdemokratisches, keine Leinwand, kein Holzrahmen, keine Bühne, kein Orchester – der ganze Raum wird zur Projektionsfläche – frei in der Landschaft bis über den Horizont hinaus…

Was ist der Unterschied zur Folklore eines 1.August-Feuerwerks?

Das ist ein Riesenunterschied. Erstens mache ich ja kein Feuerwerk, ich mache nicht Ramba-Zamba, ich spiele nicht mit Hurra Hurra, und was bei mir noch spannend ist, ich brauche nicht Nacht, das Feuerwerk geht ja nur nachts, ich mache eine Farb-Rauch-Performance, die geht am Tag. Es ist eine ganz stille Kunst, Poesie in der Landschaft, Poesie im Raum….

Meinst du die Bremgartner checken das?

Wir werden sehen – also fotogen ist die ganze Sache auf jeden Fall …

Hast du Visionen von Werken, was man mit diesem Räucherzeug noch machen könnte?

Ja, wie ich das schon bei der letzten Performance abschliessend gesagt habe: Was ich möchte, ist natürlich einmal in den Alpen, auf dem Aletschgletscher so eine Rauchperformance machen, oder auf Spitzbergen, oder wie gesagt in der Antarktika, in der Arktis, oder im Amazonasgebiet.

Ich danke herzlich für diese Antworten, noch eine letzte Frage: Wann hast du das letzte mal geweint?

Heute morgen…. (mit einem Lächeln im Gesicht)

Weshalb?

Secret!

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Links: Multimedia Artist Pedro Meier Homepage // ArtWalk

„Smoke On The Water“ Bilder © Pedro Meier, mit der freundlichen Gemehmigung von Pedro Meier