Sich zusammensetzen, es gelingt…

Den Nu-Jazz erlebt man hierzulande leider selten als Spielform der aktuellen Musikkultur. Schade eigentlich, weil dieser Stil dem Hörer viele vergnüglich kreativ anregende Reize zu bieten hat. Eigentlich ein idealer Clubsound, tanzbar auch – und nicht übermässig durch eine sich aufdrängende Intellektualität verseucht. Denken, wie unlängst bewiesen, füttert ja ohnehin nur den Trübsinn im Kopf.

Motek, die Band um den Trompeter Kurt Söldi ist eine dieser seltenen Bands. Sie haben gerade zwei neue Tonträger produziert und sind nun in Deutschland, der Schweiz und Österreich unterwegs. Wir sind hingegangen.

Die Band ist wirklich super aufeinander eingespielt. Das mitzuerleben macht schon mal einfach viel Spass. Durch dieses hervorragende Zusammenspiel der Musiker, wird der Bandsound zu einem, durch einen vielfarbig akkustischen Sinnesraum gleitenden, freundlichen Wesen. Der Vinyl kratzende Meister an den Plattenspielern schenkt uns Hörern auch immer mal wieder einen humorigen Kick zum Schmunzeln.

Des Nu Jazz‘ typischer Antrieb kommt klar von Drummer Tobias Hunziker, der ein durchgehend fliessend leichtes, sich in Spiralen drehendes, federndes Spiel hinlegt. Diese ständig frechen Wandlungen konstrastiert Bassist J.-Pierre Dix mit energiegeladenen Pattern und schafft so den notwendigen Urgrund in den tiefen Regionen.

Akkorde, weitere rhythmischen Pattern und teils sphärischen Klänge kommen vom E Piano und Shyntesizer, das sind die Collagierungen des Keyboarders Alain v. Ritter und Scratch Einlagen seitens des Dj Little Maze, sie mischen die Farben unter den Lack. Die Band musiziert auf der Bühne sehr geschlossen, konzentriert und agiert mit viel Sorgfalt für das gemeinschaftlich zu gestaltende Ganze.

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Motek: „Warten“ mit Anna v. Schrottenfels Voice / Cd „chapter two“

Die Kompositionen von Bandleader Söldi wirken mit anspruchsvoller Einfachheit. Wie das Konzept seines Trompetenspiels, ist seine Gestik eine feinstofflich verwobene. Die Songs erweitern sich überraschend in schillernde Gewebe minimaler Mutationen. Die verwendeten Ton und Akkordmaterialien sind sensibel verarbeitet und die Spielkonzepte schaffen den überzeugenden und als einen spezifischen Bandsound wahrnehmbaren Motek-Stil.

Den Trompete spielenden Musikschaffenden typisch zugeordnete Melancholie, wirkt bei Söldi als bewusst verarbeitete und massvoll verwertete Ingredienz.

Das lyrische Spiel Söldis setzt sich hörbar aus einer Überzeugung für expressive Intensität und Emotionalität zusammen und vermeidet klar unterhaltende Effekte. Er schafft es mit leicht schwebenden und skizzenhaften Melodiefragmenten die Spannung auf kommenden Töne fortdauernd aufrecht zu erhalten.

Wenn eine Band, wie Motek, modernen Clubsound spielt, kommt man an einem Vergleich mit Erik Truffat schwer vorbei. Nun, im Verleich zu Truffat, so finden wir; – spielt Truffat phatetischer, zuckriger, also poppiger, Motek dagegen eher kühler und nüchterner, in den Stimmungen sensibler, verspielter, experimenteller und humorvoller. Die Hinzunahme von Anna v. Schrottenfels, einer Sprachwerkerin, in der aktuellen Produktion, bringt eine sehr gelungene erweiternde Dimension des Verbal – Nonverbalen. Sie wird am zweiten Abend in Winterthur und noch an einigen folgenden Konzerten Live mit der Band zu erleben sein. Nun gut, – was gibt es schlimmeres als zeitgenössisches Musikschaffen ? Na also, – darum jetzt gleich reinhören, dann Hingehen !

„sich zusammensetzen, es gelingt“ ist ein Zitat aus dem Song „warten“ © söldi /v. schrottenfels

Motek Bandwebsite

Ein Kommentar

  • Möchte mal mit Anna ausgehen…
    die Band höchstens im iTune-Ohr gestöppselt.
    J.B.

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