Schlachtpläne zu Friedensanleihen

Scum "Wunderkerzen" (Ausschnitt)

Scum „Wunderkerzen“ (Ausschnitt)

Die Galerie Streetart.Limited in Baden (CH) zeigt Arbeiten von Neon, Soniconer und Scum

Alle drei hier ausstellenden Künstler betonen, dass sie als authentische Individuen wahrgenommen werden wollen und keineswegs gewillt seien sich in eine Kultur einzufügen, die sie im Grundsatz ablehnten.
Auch nach dreissig Jahren Graffiti ist ihre Art und ihre Identität eine Kampfansage gegen die Systeme.

Neon Letter Skulptur

Neon Letter Skulptur

Besonders Neon (seit der 90zger Jahre in Berlin lebend) betont mehrfach, er wolle sich nirgends anbiedern, überhaupt halte er sich raus wo er nur könne, weil er mit dem was da ablaufe überhaupt nicht einverstanden sei. Als ich ihn frug was sich denn in der Zeit, wo er aktiv als Stilwriter arbeite verändert habe meint er: „Die Dinge sind schnelllebiger, oberflächlicher und belangloser geworden, es sind sehr viele Marktschreier unterwegs.“

© Neon

© Neon

Neon baut seine Arbeiten im „Bone-Style“ organisch auf, es entstehen Labyrintsituationen. Am Werk wird gearbeitet, ein andauernder Prozess, der vielmals erst mit dem Verkauf und der Trennung zwischen Künstler und seinem Werk ein Ende findet.

Soniconer Frog (Ausschnitt)

Soniconer Frog (Ausschnitt)

Auch Soniconer sieht sich in einer Welt die sich dem menschlichen Wesen immer mehr entfremdet. Aus dieser Situation heraus konfrontiert er in seinen Visualisierungen das streng Mechanische mit dem Zauber und dem Urschönen der Natur. Im Gespräch die Denkschraube immer tiefer drehend sagt er abschliessend: „Im Gegensatz zur kreativen Natur macht der Mensch aus Lebendigem tote Materie, verhält sich zu vielen Dingen grundsätzlich destruktiv“.
Auf meine Frage, wohin er seine Arbeiten zu entwickeln gedenke, meinte er, Lasereffekte seien jetzt an der Reihe, das Element der Transparenz noch weiter ausarbeiten, die Spirale der Letter noch stärker verdrehen, einzelne Teile spiegeln usw. Es liege da noch einiges drin und dann habe er ja auch noch diese Makro-Animal-Portraits von Insekten oder dem Frosch, wo noch viel tu tun sei.

Soniconer (Ausschnitt)

Soniconer (Ausschnitt)

Neon wie Soniconer trieb der Widerstandswille und das ständig begleitende Unbehagen, oder anders formuliert, der Spannung die einen fast zerreisst, wenn die Vision einer friedlichen Welt fortdauernd an der Realität zerbricht, in das Künstlerleben, dass sie jetzt führen.

Scum stammt, so hat er mir einmal bei einer anderen Gelegenheit erzählt aus einer Künstlerfamilie und wollte ursprünglich Schauspieler werden. Auf meine Frage hin, ob er mir seinen Weg von den Wandbildern zu seinen jetztigen Collage-Arbeiten begründen könne, schafft er mal kurz Klarheit in dem er mir sagt: „2010 haben sie mir die Spraydosen weggenommen, ich war auf Hartz IV und stand vor der Wahl mich in die Wälder zu schlagen. Da begann ich mit den Dingen zu arbeiten die auf der Strasse liegen und verarbeitete auch Materialien aus meinem Archiv, das ich noch hatte in meine Bilder.“

So zeichnen sich die Orte in seinen Bildern ab, wo er sich gerade aufhält. Grundsätzlich drehten sich diese Arbeiten um seine eigene Person, sagt er, hättten Tagebuchcharakter, seien aber auch politisches Mittel.
Ich habe den Eindruck er pflege mit Lust die „Form der Propaganda durch Überfrachtung“ (Zitat von Scum, sowie auch der Blog-Titel) und stelle so eine Welt die schon Kopf steht noch eine Dimension verkehrter hin, so verdreht, dass sie einen bereits wieder schmunzeln macht.

Scum "11.3.2011"(Ausschnitt)

Scum „11.3.2011“ (Ausschnitt)

In der Streetart.Limited: Ausstellung noch bis am 29. Oktober http://www.streetart.limited
(Im Falken, neben dem Denner)
Mellingerstr.2b
5400 Baden

Open: Do und FR 12-19 Uhr Sa 10-14 Uhr

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