ZLÄBE DRÄT SICH IM
CHREIS UND MÄNGISCH
CHUNTER DER
SCHWEISS
UF ALL DE SCHEISS
UND VÖLLIG UFGLÖST
SITZISCH DA MIT
DEPRESSIONE
UND TUESCH DIN
FRUSCHT MIT PSICHO-
PHARMAKA BILOHNE
WESHALB WARUM WISO
ISCH DAS IM LÄBE SO
WAS HÄT DAS FÜR
EN SINN
WARUM ISCH ES SO
SCHLIMM
VERGISS DE SCHEISS
WO DRA TUESCH
VERRECKE
UND FANG A Z’WAHRI
LÄBE ENTDECKE
LASS DER NÜD BIETE
VO DERE HANDVOLL
NIETE
+
ENTECKTI SÄLBER…….
STOP FUCKING LIES / VITAL TRANSFORMER / DIE MAUS
Publikation (Text) DJ DIE MAUS – Z’LÄBE PART I: Vitaltransformer Zeitbildschrift 001 / 1. 11. 1994
Publikation (Audio) DJ DIE MAUS – Z’LÄBE PART I: Vitaltransformer Compact-Digital-Cocktail
Aufgenommen im Startrack Tonstudio, Schaffhausen, Abgemischt von Tom Etter und Olifr Maurmann, Produziert von Vitaltransformer 1995
REMO ANDRES (20. 09. 1963 – 04. 04. 2014) aka DJ DIE MAUS bei Vitaltransformer
Bild: Remo in seiner Karlsson auf dem Dach Bude an der Sihl, Zürich Ende der 90ziger
Ein Kommentar
»lass dir nichts bieten, von dieser handvoll nieten«, ist wohl der kernsatz, der mich am direktesten in diesem poem von remo anspricht: sich nichts bieten lassen, sich nichts verbieten lassen, und schon gar nicht von einer handvoll nieten. wohl habe ich mir schon einiges bieten lassen müssen von dieser handvoll nieten und ich werde mir, nolens volens, auch in zukunft noch einiges bieten lassen müssen; unweigerlich, denn diese handvoll nieten sind noch immer, und so wie es ausschaut, noch bis auf weiteres am drücker.
insofern hat sich in in diesen inzwischen vergangenen dreissig jahren, seit remo diese zeilen mitte der neunziger jahre notiert hat, nur wenig bis rein gar nichts verändert. das leben dreht sich im kreis, so ist es, und noch immer kommt mir allenthalben der schweiss, ab dem ganzen scheiss, worüber ich aber in einer zerknirschten weise froh bin, weil ich es für ein zeichen halte, dass ich noch nicht komplett resigniert habe. auch belohne ich meine frustrationen nicht mit psychopharmaka, sondern lasse diese unbelohnt, und bündle meine lebenskraft und entdeckungslust lieber für dieses von remo gepriesene »wahre leben«
remo, so wie ich ihn in erinnerung habe, ist diesem versuch eines wahren lebens und dem damit verbundenen freiheitsanspruch zeitlebens treu geblieben, obwohl das wahrscheinlich keine treue zu einer idee war, sondern es einfach so war, dass er nicht anders konnte, nicht anders wollte. dies war nebst seiner lebensart, seiner unverwüstlichkeit immens in seinen unternehmungen, seinen werken und performances spürbar, wo er keinerlei kompromisse duldete, was mich bis heute sehr beeindruckt. »stop fucking lies« war eines seiner eingedickten kürzel für diese thematik, wie auch das label »vitaltransformer«, das seines geistes kind ist.
remos entdeckungsreise hat vor zehn jahren ein abruptes ende gefunden, und ich hatte lange an diesem verlust zu leiden. ich musste mir eingestehen, dass mir durch sein tod nicht nur der beste kumpane meiner entscheidenden jugendjahre in zürich verloren gegangen, sondern mit seinem abgang mein eigener innerer antrieb ins stocken geraten war; eine kraft im unsichtbaren hintergrund wirkte nicht mehr. nun, wunden heilen, wenn auch langsam, und verluste, das lernte ich inzwischen, sind fester bestandteil des gebotenen spektakels.
was mir aber geblieben und in keiner weise verloren gegangen ist, sind die erinnerungen an das gemeinsam erlebte und erlittene, ist seine lebenslust, sein spirit, sein unkonventioneller unternehmungsgeist, und vor allem die schlagkraft seiner vision für eine kreative kunst ausser rand und band.
ich verbleibe mit einem wackeren gruss an den weit gestreuten freundeskreis von vitaltransformer,
bis bald, euer patient pierroz