Am 2. Dezember tauft Hansueli Homberger sein an Wertesystemen kratzende Buch „Die Sicherung“. Eine Groteske mit vier Enden, die den postindustriell programmierten Menschen auf den Prüfstand stellt.
An der Buchtaufe werde ich, Pierroz, mit H.Homberger und seinen Kollegen den Aufstand proben. Als Rebell soll ich auf der Bühne stehen, resp. liegen; – liegen, weil die Regieanweisung wie folgt lautet: „Und es scheint, als würde jemand mit zugehaltenem Mund zu schreien versuchen. Taschenlampenlicht bewegt sich in die Richtung, aus der die Geräusche kommen. Da fällt es… auf einen Rebellen…?! Der liegt hier einfach… Geknebelt!? Und erst noch – in seinen Exkrementen…?“ (Zitat aus „die Sicherung“).
Es wird also reichlich für verunsichernde Momente gesorgt. Eine frei improvisierte und aber auch tanzbare Nacht ist Programm. Der spielerische Tanz ins Ungewisse ist H. Hombergers unverwüstliche Logo, der energetische Stammnerv eines hoffnungslos frohen Aktivisten.
Das freut mich und ich sammle auch bereits fleissig Exkremente für meinen Auftritt. An Scheissdreck mangelt es hierzulande ja keineswegs.
Meine Rolle als einen gestrauchelt darniederliegenden Aufrührer wird mir ein Genuss sein, habe ich doch schon seit langem ein Faible für’s lustvolle abgründige Scheitern.
Überhaupt wünschte ich mir mehr rebellische, aufständische Charakteren. Persönlichkeiten wie zb. Jean Ziegler, die es schaffen den Mief zu durchbrechen und ein bisschen interessanteres Wetter zu machen. Vorzeichen, die grossartige Veränderungen in unserem kaputten Wertesystem versprächen, sind aber rar, leider.
Grossen Respekt zolle ich einer rebellischen Kunstschaffenden, die ihre Arbeit mit politischem Engagement zu verbinden wusste: Die afro-amerikanische Musikerin und in den 60zger Jahren aktive Bürgerrechtlerin Nina Simone (1933 – 2003). Als Beispiel rebellischen Ausdruckes möchte ich hier aber auf eine Künstlerin der Gegenwart verweisen, die es schafft mit einer beseelten Dringlichkeit, Worte und Klänge zu verbinden und als klare Protestbotschaften dieser Welt ins Angesicht zu schleudern: Sophie Hunger
Im Stillen hoffe ich, dass die Grenzlinie wo die Abgebrannten potenter auftreten als die Brandstifter, bald überschritten wird. Die Direktiven was in naher Zukunft zu tun respektive zu unterlassen ist, wird ohnehin von „Unten“ kommen müssen, weil von „Oben“ offensichtlich nichts Wegweisendes mehr zu erwarten ist.
Das aktuelle Buch von H.Homberger „Die Sicherung“ (Groteske mit vier Enden), ist eines dieser wichtigen Puzzle-Teile vom neuen Spiel.
– Das Vitaltransformer – Interview mit dem Autor
– Buchtaufe: 2.Dez. 2017, Türöffnung 20h, Beginn 21h, Eintritt 24.- / 18.- Raum 132, Bahnhofstrasse 132, 8620 Wetzikon
3 Kommentare
Die Rolle des Rebellen ist oft nah am Märtyrertod – lass mich bitte Dir ein Antidot zustecken. Ein Hoch auf die lebenden Querdenker.
Danke Käptn: Ich werde das Antidot immer bei mir tragen – und tod ist für mich gleich tod; ich sehe da keinen Grund spez. Ansprüche anzumelden. Und ja, stell Dir vor, ohne Querdenker würden wir zb. noch immer auf einer flachen Scheibe leben und uns ängstigen dass uns der Himmel auf den Kopf fällt.
Leider (Gottes) waren und sind wir aber mit vergleichsweise destruktiv virtuosem Elan dabei, uns immer wieder neue Probleme anzulachen.
Die Bereitschaft sich neue Probleme anzulachen – mein Pfadi-Leitmotiv. Jack Broder