
immer wieder, immer wieder bist du mir
mein liebstes schöngedicht
weil jedes blatt papier
das ich hier vom schreibblock abreiss
schreibt mir immer wieder, immer wieder dir
und warum wir von allen guten geistern
verlassen worden sind
tief unter meinem müden und
todtraurigen affenherz
ja ich weiss, dass ich dir, bis ans ende
auch nur einer von vielen
spielverderbern sein bin
aber auch in deinen augen
ist auch nicht immer sommer nein
ich habe gehört, du liest den gang vor die hunde
doch das meiste frisst dein smartphone
es löscht dich beinah aus
doch sind wir nicht alle schon lange stocktaub
ach, gebt es doch zu
warum wollt ihr denn die ganze zeit
nur meine digitale blutspur sehn
geht mir doch aus dem licht
geht von mir aus mist zetteln auf den mars
das ist mir doch scheissegal
und wenn ihr mir auch nicht mehr heimat gebt
als dieses kleine zimmer hier, ohne türgriff zuhinterst im korridor
ja dann sag ich euch:
nacht wird es mir immer wieder überall
und ich bleistiftweich
mit silbergrauen kondensstreifen über meinem bett
und in diesem buch, in dem ich ein du such
ja dich und kein dir oder mir
das mir schon lange aus dem hals raushängt
doch kalt liegt deine stimme, da draussen, gleich neben dem eingang
in diesem aschenbecher aus aluminium
doch trotz allem, liebe ich dich
als mein liebstes schöngedicht
ja immer wieder
und diese gitarre in meiner hand
hält mir den weg frei
in dein für mich so fremde, so weite, ferne land
immer wieder
Text: 2016 (in ch-mundart), 2018, überarbeitet ins Deutsche 2025, Pierroz Vitaltransformer // Musik: Patient Pierroz // Recordet Live im Bunkerstudio Zürich 2018, komplettiert, gemixt und gemastert zwischen Dezember 2024 und Februar 2025 in den Tonitronic Labs bei Langenthal
Notiz: dieser Pierroz Song »Affenherz« ist Teil des Liederzyklus »sieben lieder voller fehler«
Service Public: Pierroz »was bleibt sind irritationen« (das schwarze büchlein) bei Vitaltransformer // Kurzlesung bei Youtube von Dominik Dusek, Radiostudio Linde Winterthur // Pierroz bei Vitaltransformer // Pierroz bei Bandcamp
Ein Kommentar
immer wieder, immer wieder bist du mir… O
mein liebstes schöngedicht ohne gesicht,
weil jedes blatt papier sofort die postkarte wird, die gesammelt zur g post et wird
das ich hier vom schreibblock abreiss, aus karton herausreiße, sofort versende… ø
schreibt mir immer wieder, immer wieder dir…
warum wir von allen guten geistern
verlassen worden sind:
tief unter meinem müden und
todtraurigen affenherz
ja ich weiss, dass ich dir, bis ans ende
auch nur eine:r von vielen
spielverderbern sein werde… O:TON:MONO:Kulturen…, denn ich kann, wie viele andere auch nicht = O.1-O.1-O1
da, ich mich getraue, die sitz:blockade auf offener Straße zu verlassen, zu überwinden und
einfach zu gehen go go go
auf die bereitstehende reiseschreibmaschine hermes baby mit eingespannten papierbogen – wie im traum – leicht zu schlagen, die auf dem grund des trüben gewässers zwischen seelandschaft, spuren der kelten und in einem abgeschlossenen müllsack ruhen.
semipermeable und hydroaktive wundfolien… surreal
stadt und land an der grenze,
wohl der name des oppidums von roggwil wird es sein: wo ein #spektakel wort, bild, ton, speis und trank stattfand mit programm, plan und initiative.
wo dazumal, in zukunft, die fremden ihre »passagenwerke« am tag, am abend und im anlitz des feuerigen scheins des bunsenbrennes vorbereiten, die sich rotierend funkensprühend verbreiten.
»erinnerungen«, im andenken an künstlerische kunst- und kulturschaffende, die ewig im zu spät geborenen verhaftet bleiben werden. gefangen, gefesselt, verpackt, verbunden, verschlossen, verker(c)kert, hermetisch abgeschlossen in der tiefe ruhen unter kondensierenden bologneser tränen im sonnen- und vollmondscheinen