Die Welt geht schlafen
nur ich finde keine Ruhe
schon wieder einer dieser Tage
die namenlos verloren gehn
Ich bin mir fremd
als wär ich irgendwer
ich treibe so dahin
frag mich nicht warum ich bin
Das sind die Steine sie säumen diesen Weg
viele sind ihn gegangen
doch ich geh hier und seh
am Abgrund wo sie gestanden
steht schon lange keiner mehr
es ist hier menschenleer
Die Welt ist eine Lüge
und ich kann niemandem traun
Antworten und Fragen
ich will nichts dazu sagen
Denn die Sprache ist böse
und die Wörter werden zu Eisen
sie werden mir (nur) beweisen
dass ich nie bei Sinnen war
Musik/Lyrik: Patient Pierroz, 2024 // Patient Pierroz bei Vitaltransformer // Pierroz bei Bandcamp
Aufgenommen in den Tonitronic Labs bei Langenthal // Gemischt und Gemastert: Tonitronic Laboratorium // Video, Idee und Produktion: Vitaltransformer / Kunstsanatorium, 2024
Unser Patient Pierroz ist und bleibt unruhig, vielleicht pflegt er aber auch nur einfach seinen Status seiner, seine Existenz infrage stellenden kritischen Zustände. Wie auch immer: mit »Namenlos verloren gehn« realisiert er einen Song, dessen Text er 2012 niedergeschrieben und kürzlich beim Blättern in alten Notizbüchern wiederentdeckt hat. Der Songtext, so Pierroz, habe ihn geradezu angesprungen, er habe auf den Punkt seiner momentanen Verfassung entsprochen.
Dieser Verfassung, so darf zu Recht befürchtet werden, fällt unser Patient mehr als nur alle Dutzend Jahre anheim, was sicherlich etwas mit seinem, wie wir vermuten, nicht ausschliesslich künstlerischen Dasein prägenden »Dauertiefflug« zu tun haben wird.
Chrigel Fisch hat diese umsichgreifende Verbiesterung angezählter Kulturschaffenden in seinem Nachruf für Olifr Guz Maurmann »Guz’s not dead« im Ostschweizer Kulturmagazin Saiten treffend auf den Punkt gebracht: »Müde sind wir geworden, wir Überlebenden der glorreichen Zeit der Unangepassten … müde in den Knochen von den langen, immerselben, nutzlosen Wegen … müde vom Abschiednehmen von den Guten und auch von unserem jüngeren Ich.«
Es grüsst mit kollegialem Zähneknirschen und stillem Aufheulen, Kunstsanatorium Heimleiter D.T.Koller, Sommer 2024
2 Kommentare
ferroerotische worte
bösartige heiterkeit
gutartiger schwermut
~geistasyl
lingualanágnoszilationsmotivation
wirklich treffend – herzlichen Dank