Das Gewicht des Schattens im Sonnenschein – diese Zeile, was für ein Riesenblödsinn. Aneinandergereihter Riesenblödsinn ergebe in der Summe also Poesie. So so.
Rainer Maria Rilke rühmte man dafür, wie er Einsamkeit vom Meer den Abenden entgegen steigen liess* oder beobachtete, wie der Tod zu weinen wage, mitten in uns**.
»Grossgütiger«, höre ich die Klossek aufseufzen – ich seufze mit. Aus der Zeit gefallen ist solcher Schmus. Ist aber nicht weiter schlimm.
Pedro Meier handelt in seinem Sammelband »Das Gewicht des Schattens im Sonnenschein« eine Auswahl von Gedichten ab, die innerhalb der letzten sechs Jahrzehnte entstanden sind.
Sechs Jahrzehnte! Lyrik im Wandel der Zeit und des eigenen Erlebens Polaroidbildern gegenübergestellt. Die Bilder sind Mitbringsel einer Berlinreise – Polaroids, schon wieder sowas Vorgestriges. Werde aber als Kult gehandelt. So so.
Frühe Gedichte – Unterwegs – Zwischen den Welten – Schattenrisse – &Pink Evolution Neue Blocksatz Gedichte, so lauten die fünf Kapitel.
Pedro Meiers Lyrik ist (einmal abgesehen vom Buchtitel) alles andere als ein Riesenblödsinn. Im Gegenteil, in dieser über sechzig Gedichte umfassenden Sammlung gibt es allerlei Perlen zu entdecken. »Tarnung« zum Beispiel: »Schreiben ist auch eine Tarnung. Tarnung vor den Menschen, vor der Welt, vor mir«.
Pedro hält die Welt und auch sich selbst auf Distanz, so mein Eindruck. Damit erspart er sich und vor allem uns Leser*innen überkandidelte Irrfahrten im Geistesraum. Pedro bleibt mit den Füssen auf dem Boden – gut so, Daumen hoch. Seinem feinsinnigen Humor verleiht Pedro Worte, in »Rotkehlchen« zum Beispiel, oder in »Meine Mutter sagt«.
Komfortabel dümpeln wir nun also mit Pedro Meier in einer Zeitreise um den in den letzten Jahren ein wenig vor die Hunde gegangenen Globus und tauchen in Welten ein, die es so nicht mehr gibt. Ist aber nicht seine Schuld. Zum letzen Mal seufz.
Bang Saen Golf von Siam, Venedig, Bahnhofbuffet Zürich, Benares Indien, Kyoto, Guadalajara Mexiko, Tanger, Saigon Vietnam, Alexandria Ägypten, New York Coney Island, dann die teils echten und teils wahrscheinlich gefakten Poloraids einer Berlinreise. Schlingel der.
Pedro’s Trip endet in seinem Dorf, in Niederbipp alias Amrain am Jurasüdfuss. Dort hockt er nun in der von seinem Alten übernommenen Bruchbude und dichtet und dichtet – und dichtet. Ab und an hört man es in einer Zeile oder einem der morschen Dachbalken knacken. (Text: Pierroz)
*Einsamkeit / **Schlussstück – Rainer Maria Rilke: Das Buch der Bilder
Pedro Meier – «Das Gewicht des Schattens im Sonnenschein» Gedichte und Polaroids von Berlin – 146 Seiten – Klapp-Broschur ISBN: 978-3-8260-7110-2 / Verlag Königshausen & Neumann, Würzburg – Im Schweizer Buchhandel erhältlich.
Pedro Meier – Parallelwelten – Wasteland Factory oder Der Garten der Lüste –In Search of Lost Time – Lyrik und Mauerspuren – Amrain Books Literatur Verlag – ISBN 978-3-9525246-0-2 – 2020, Broschur mit Abb. sFr 19.90 (bei Multimedia Artist Pedro Meier direkt bestellen)
Links I: Lyriksammlung »Parallelwelten« im Amrain Books Literatur Verlag von Pedro Meier
Links II: Pedro Meier Homepage // Pedro Meier bei Vitaltransformer: Interview (Smoke on the Water – Bremgarten 2018) // Pedro Meier: Permament im Kreativ-Modus (Campus Attisholz – Solothurn 2019) // Pedro Meier Lyrik: »Rätsel« // Pedro Meier bei Echo Kollektiv News: Pedro Meier – Parallelwelten
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