Seinen Penis habe er nun vor kurzem ganz entfernen lassen. Die seit neuestem im Handel in guter Qualität erhältlichen Applikationen erlaubten ein direktes Bespielen der in Frage kommenden Synapsen.
Patient Pierroz‘ Aussage nach, hole man mit diesen Tools erheblich härtere Orgasmen ab, als mit dem in der Originalpackung mitgelieferten, sprich angeborenen Geschlechtsorgan. Dieses sei naturbedingt primitiv und daher in seinem Stimulationsvolumen limitiert.
Es mache auch keinen Unterschied, ob dieser fleischliche Lustschlauch ein nach aussen oder nach innen gestülpter, oder eine Mischform von beidem sei. Er habe vieles ausprobiert und sei damit nicht glücklich geworden. Auch seien die jeweiligen Eingriffe, von den postoperativen Morphiumflashes einmal abgesehen, eher unangenehm und schnitten darum auch im Ranking eher schlecht ab.
Das nun für ihn überflüssig gewordene Genital sei übrigens nicht etwa im Futtertrog eines Schweinemastbetriebs gelandet, sondern im Webkatalog einer russischen Organauktionsplattform. Über die habe er sein quasi bestes Stück noch zu einem überraschend guten Preis an einen Oldschooler verscherbeln können.
Und ja, es sei schon so, die bis anhin noch als gängig taxierten, vermeintlich natürlichen Sexualpraktiken, entlarvten unterdessen die Retrosexuellen mit ihren lächerlichen Toys in ihrer ganzen Zurückgebliebenheit als hoffnungslos Ewiggestrige. Dieses Vor- und Zurückschnellen, an einen Kolben im Zylinder eines Explosionsmotoren erinnernde Rammeln, sei aber nun ja wirklich zum Totlachen.
Er selber orientiere sich ganz am Outsource der Postgender-Community, in der er mit seinem vollzogenen Schnitt nun voll angekommen sei. Seine Postgenders hätten diese uncoolen Diskussionen um bestimmte Identifikationsmodelle und der hochnotpeinlichen Qual einer Geschlechtswahl mit endgültiger Konsequenz verworfen und den Weg zu einem barrierefreien Sexkonsum geebnet.
Dann erzählt mir Patient Pierroz noch etwas über den Verbleib seiner Hoden. Die habe er in die vorgeburtliche Postion in die Bauchhöhle verschwinden und den abgetrennten Hodensack in einer romantischen Aufwallung von einem Urbandruiden zu einem Talismanbag verarbeiten lassen. Diesen trage er jetzt an einer Schnur um den Hals.
Meine Frage nach einem späten Kinderwunsch oder der Ausschau nach möglichen Sex?gespielinnen, beantwortete mir Patient Pierroz mit einem gelangweilt müd mitleidigen Lächeln.
(Bericht: D.T.Koller, Heimleiter Kunstsanatorium, Vorstandsvorsitzender der Schweizer Kunstsamariter)
Service Public: Patient Pierroz bei Vitaltransformer // D.T.Koller bei Echo Kollektiv News // Fotografie: Vitaltransformer
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