Nein, in die Nihilisten-Ecke lasse ich mich nicht abdrängen, so einfach wird man mich nun auch wieder nicht los. Ich denke, dass jede Charaktere so seine eigene Medizin braucht, und auf mich, der tendenziell Vieles unnötigerweise zu wichtig, und das Weltgeschehen eher zu ernst nimmt was nicht gesund ist, wirken die Auswürfe dieser dem Abbruchwesen verpflichteten Philosophen wie an der Arzneimittelzulassungsbehörde vorbeigeschmuggelte Muntermacher.
Denn umso weniger Dinge mir in meiner Welt die Sicht in die Weite verstellen, desto weniger ist da noch etwas, über das ich stolpern kann, oder dann werde ich immerhin mehr Musse haben, über das wenige noch Verbliebene, besser stolpern zu können.
Was ich da treibe sehe ich eher als eine Auslese des Realen, und das Reale ist dem Nichts und somit dem Nihilismus wahrscheinlich näher, als es auf das erste Hinschauen den Eindruck macht. Vorteilhaft erscheint mir fast in jedem Fall eine Überprüfung des Vorhandenen auf ihre Güte und Gültigkeit zugunsten einer möglichst wirklichkeitsnahen Einschätzung der jeweiligen mich betreffenden Situation.
Übrigens wäre ich mir da nicht so sicher, dass du, wärst du ein vollendeter Nihilist, dich vor die Trambahn werfen würdest, weil du dir vom Tod genauso wenig einen Vorteil erwarten dürftest als vom Dasein, in dem du gerade steckst und dem du voll ausgeliefert bist.
Gut ist auch, wenn ich mehr oder weniger zufällig über die Eingebungen zb. eines Cioran stolpere, dass solche Köpfe sehr weit draussen in den Randbezirken der vorstellbaren Denklandschaft Markierungen hinterlassen haben, und mir durch ihre schiere Entfernung von meinem eigenen, doch eher beschränkten Horizont eines ehemaligen Topfpflanzengärtners, einen Geländegewinn offerieren, was meiner Lust für Bewegungsfreiheit sehr entgegenkommt, weshalb ich ihnen, ihre Hitler & Stalin-Irrfahrten ausgenommen, überaus dankbar für ihre konsequent forcierten Denkvorleistungen bin.
Diese Denkmodelle und die darin enthaltenen Provokationen helfen mir zudem, mich nicht zu stark in dieses Dasein zu verlieben. Ich erhoffe mir dadurch unnötige Ängste, Schmerzen, und zu grosse Wirrnis vermeiden zu können, gerade dazu sind die nihilistischen und existenzialistischen Denkmodelle ein überaus wirksame Kur.
Sollte ich einmal auf der Suche nach einer alles umfassenden Heilkunde gewesen sein, so bin ich es schon lange nicht mehr, bin eh ein durch und durch Ungläubiger. Nach etlichen, teils auch belustigenden Irrfahrten, sind mir einige wenige Denkmodelle fast wie Freundschaften erhalten geblieben, und als Fazit der beruhigend beunruhigende Verdacht, dass ich mit diesem Leben wahrscheinlich wohl eher nicht fertig werde, umgekehrt das Leben aber spielend mit mir fertig werden wird.
Gerne werde ich mich nun also um den von dir genannten Schumpeter kümmern, und da offenbaren sich je nachdem dann eben auch schon die Nachteile, die eine Vereinzelung mit sich bringen: es kann einem in der selbstforcierten Absonderung und mangels ein paar treuer Verbündeter, fast gleich, wie wenn man sich ständig in einem grossen Haufen lärmender Idioten aufhält passieren, dass wichtige Impulse an einem vorbeirauschen. Nur was heisst schon wichtig?
Und da beginne ich eben bereits schon wieder lieber Ballast abzuwerfen als noch weiteren zusammenzutragen, und erhoffe mir mit einem konsequenten Rückbau auf ein anarchisch unmittelbares Daseinserlebnis zu stossen, was mir erfreulicherweise auch immer wieder gelingt. Eine Lust, die mich wahrscheinlich in der Endzeit der Punk-Ära noch anlachte, und da sind dann wahrscheinlich auch jene Schnittmengen, die unsere Freundschaft unterfüttern, nämlich in der Frechheit, eine Mehrzahl aller Kulturereignisse als an sich relativ einfach zu entlarvende Massenhysterien und Moden ähnlicher Machart zu verwerfen, sprich: Müll als Müll auf den Müll zu werfen.
Deiner Deutung des Elitären mag ich aber noch immer nicht wirklich folgen; elitär, respektive Elite von was? müsste man dann doch fragen. Stellten denn Hitler, Stalin und deren Kumpanen dazumal nicht auch eine Elite dar, und die Führungsköpfe der Rüstungsindustrie, die wahrscheinlich keinem Staatsmann je ins Wort fallen werden, wenn diese Kriegshandlungen propagieren; sind dann die nicht auch eine Elite?
Zur Elite wird doch quasi jeder aggressive Kleinverbund, der sich von der Unmenge überzähliger hilfloser kleiner Endverbraucher, die ausserstande sind sich in irgendeiner Weise durchzusetzen, abspaltet und Machtansprüche in Taten umsetzt. Masse und Macht von Canetti kommt mir da in den Sinn, ein Gebräu, das ich aber, lange ist’s her, als ungeniessbar habe beiseite legen müssen.
Das Elitäre in der Kunst und den Kunstschaffenden zu verorten, und meinen, dort sei vielleicht ein etwas vitalerer Menschenschlag anzutreffen, und gemäss dieser Logik auch interessantere und überragendere Werke in grosser Dichte zu entdecken, von diesem Dünkel haben mich die letzten Jahre geheilt, die ich als unbedeutender Zaungast am Rande des hiesigen, grösstenteils spiessbürgerlich miefigen, und in der Summe dann einfach nur noch ätzend langweiligen Kulturbetriebs, verbracht habe. Da tummeln sich in der Überzahl Minenergieleuchten und die Überstrahler, die guten Handwerker sind rar, wie überall, wie in jeder anderen Berufsgattung auch.
Die Anlage Grossartiges zu schaffen wie auch die der Niedertracht, haben die Menschen ja gemein und setzt sich, falls überhaupt, nicht erst in Verbindung mit einer bestimmten Berufsgattung frei. Gerade diese penetrante, grössenwahnsinnige Wichtigtuerei, die man auch als eine kleinkindliche Aufmerksamkeits-Cholerik deuten könnte, die da aus der Kunstwelt einem entgegenweht, nehme ich fast ausnahmslos nur noch als Fäulnisgeruch war. Sollte sich mein Verdacht bewahrheiten, dass das Potenzial der Unternehmung Mensch an sich erschöpft, und wir derzeit die Symptome eines Ausgelaugt-Seins zu durchleben haben, wird man dann vielleicht schon bald einmal sehr tief abtauchen müssen, das Rad vergessen, um es danach wieder neu entdecken zu dürfen.
Doch auch wenn nun einiges im Niedergang begriffen sein sollte, wäre das ja an sich nichts aussergewöhnliches, sondern nicht viel anderes als die natürliche Wellenform eines Kulturzyklus. Der unsrige hat in Sachen Kunst, man nehme das Bild eines Komposthaufens, seine volle Grösse wahrscheinlich so ungefähr ende der 70ziger Jahre erreicht und sackt seither wieder in sich zusammen. Dessen Inhalt mit frivolem Übermut zu recyclen ist alles, was den tragischerweise Zuspätgeborenen übrig geblieben ist. Egal eigentlich, und wer bereit ist solche Gesetzmässigkeiten zu akzeptieren, regt sich auch gleich weniger darüber auf und einigen gelingt es sogar, sich dabei zu entspannen.
Zufrieden bin ich also, wenn es mir jeweils von Tag zu Tag gelingt mich und mein Menschenleben, nach meinen eigenen Vorstellungen, und möglichst frei von unnötigem Ballast, durch dieses Daseinsereignis zu bringen. Ich pflück mir aus all diesem menschengemachten Kulturkram das meiner Ansichten nach Beste heraus, und übe mich in der Kunst, mir den ganzen Rest, möglichst ohne dass dieser mir gröberen Schaden beifügt, den Buckel runterrutschen zu lassen. Absolut keine Lust verspüre ich, und da geht es mir wahrscheinlich ähnlich wie dir, mich bei diesen die Masse ausmachenden dumpfbackenen, stets achtsam opportun konsumierenden Vollintegrierten, sprich, Superbons sammelnden Endverbrauchern, einzureihen.
Immerhin, die bis anhin gültige und weitgehendst durchgesetzte Spielanleitung dieses Nationalstaates hier duldet, oder verbietet, oder verunmöglicht meine Art von Daseinsversuch nicht explizit, und das finde ich doch schon einmal sehr gut; sehr gut, bis ausgezeichnet.
Ich habe gesprochen und grüsse Ganz Herzlich aus dem Krankenzimmer Nr.1 des Kunstsanatoriums Zürich, Anfang Februar 2023
Euer designierte Langzeitpatient & multiple Härtefall Pierroz (fernab ernstzunehmender Aussichten auf Schadensminderung)
Dieser Essay »Ist unser Patient Pierroz Nihilist?« ist Teil eines aktuellen, öffentlich geführten Dialogs zwischen unserem Patienten Pierroz und Mike Merlot in der Kommentarspalte des allerersten Vitaltransformer-Blogeintrags aus dem Jahr 2014 mit dem Titel »Böse Musik im kommenden Pierroz-Album« mit Kommentaren im Anhang – Direktlink zu Mike Merlot’s Kommentar, der diesem Essay vorausging // Pierroz bei Vitaltransformer und Pierroz‘ Profil bei Vitaltransformer: »Unser Patient Pierroz«
Service Public – Lesetipp: Ludger Lütkehaus – »Nichts« / Gerd Haffmans bei Zweitausendeins / ISBN 3-86150-508-8 / »Der vollendete Nihilismus ist nicht mit suizidaler oder destruktiver Nekrophilie zu verwechseln, die ihm seit je her zugeschrieben wird, sondern er dient dem ältesten, ehrwürdigsten Ziel der Philosophie: der Überwindung der Angst.« (Auszug, Klappentest)
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So wie ich es ersinne ist das Leben als Künstler nicht einfach. Vor allem auch die Nahrungsbeschaffung im übersättigten Markt, wenn man feine Sinne hat. Darum bieten wir im Kramis 2 auch für Langzeitpatienten eine Kurzeitbehandlung an. Das dortige Sanatohrium wird mit jedem Kommenden Ohr erweitert…
Lieber Andreas
Ich melde mich als der für die Belange unseres designierten Langzeitpatienten Pierroz verantwortlichen Heimleiter des Zürcher Kunstsanatoriums. Meine Name ist D.T.Koller, nebst der bereits erwähnten Heimleitung, bin ich auch Vorstandsvorsitzender der Schweizer Kunstsamariter.
Als erstes möchte ich mich bei Dir bedanken für dieses, man muss es in der Tat ein heroisches Ansinnen nennen, unseren Patienten bei Euch für eine Kurzbehandlung aufnehmen zu wollen. Doch so viel Menschenfreundlichkeit auch dieser Idee zugrunde liegen mag, möchte ich Dir von dieser Unternehmung doch aufs Dringendste abraten.
Obwohl unser Patient laut Hilfspflegefachfrau Gabriela in den vergangenen Nächten nicht mehr so oft geschrien habe, ist sein Zustand, wie ich dem aktuellen Rapport meines Assistenten F. Baumscheer entnehme, leider jener, glücklicherweise eher seltenen Kategorie zuzuordnen, bei der das gängige Vokabular der modernen Medizin diesen zu beschreiben überfordert, respektive zu versagen droht.
Unser designierte Langzeitpatient Pierroz hat seinerzeit die unterdessen durch div. grosse Studien gut erforschten lauen Vorstadien eines potenziellen Kunstschaffenden, bei denen man aus medizinischer Perspektive nicht recht weiss, ist einer einfach nur ein Abgehängter, faul, blöd, oder durch eine allgemeine Lebensuntauglichkeit gedrängt Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, bereits in seiner Adoleszenz mittels manisch-depressiven Schüben übersprungen, und ist so schon sehr früh in den sicheren Hafen einer unheilbaren Virulenz eingelaufen.
Wie du dir sicher vorstellen kannst, ist sein Status für die Akquisition von Kultur- u.ä. Hilfsgeldern, um die Finanzierung seiner Werke und Projekte einschliesslich seiner Behandlung sicherzustellen, für unsere Institution eine komfortable, sprich planungssichere Situation. Die Verantwortung ist jedoch gross und der Aufwand enorm, um unseren Schützling so sicher als auch nur immer möglich durch seine ihn schwer zusetzende Existenz zu begleiten. Mit einer taffen Organisation, Administration und meinem nicht ganz unbedeutenden Führungsgeschick, ist das aber zu bewerkstelligen.
Wie du siehst, verlangt die Pflege explizit dieses Patienten auch einer Spezialklinik wie der unseren das Äusserste ab. Daher möchten wir dir aufs Dringlichste abraten, auch nur daran zu Denken, unseren Patienten Pierroz für eine Kurzbehandlung bei Euch aufzunehmen; die Akkreditierung Eurer Einrichtung wäre mit grösster Wahrscheinlichkeit in kürzester Zeit ruiniert, was in der Folge weder Eurer Sache noch unserem Patienten in irgendeiner Weise einen Gewinn bedeutete.
Gerne werde ich mich aber bei Dir gegebenenfalls melden, wenn wir infolge eines Aufnahmenotstandes unseres gut frequentierten, und eher am Rande der Überbelegung laborierenden Zürcher Kunstsanatoriums, einen unserer Schützlinge, wir denken dabei eher an einen der leichteren Fälle, an Euch temporär abzutreten uns vorstellen können.
Nochmals Herzlich Dankend, verbunden mit Lieben Grüssen
D.T.Koller, Heimleitung Kunstsanatorium Zürich – Vitaltransformer
«Der Tote Koller», der nochmals herzlich dankend, verbunden mit lieben grüssen d.t.koller, heimleitung kunstsanatorium zürich – vitaltransformer, der diese denkmodelle und die darin enthaltenen provokationen (zwar nicht laufend, doch in festen örtlichen oder zeitlichen Abständen wiederholt) verbreitet und publiziert, die angeblichen helfen (sollen). Wobei regelmässig der Hinweis unterlassen wird: https://www.youtube.com/watch?v=f2CSg4vkm2U&t=11s „Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“ bzgl. SINN UND WIRKUNG DER PFLICHTANGABEN IN PRINTMEDIEN:
Nur der lammfromme Leser der Tageszeitung erkennt in diesem, so vorläufig dahin getippten Textmanuskript in Minuskel mit den quadratischen »Bildchen«, sofort das Frei Haus Bonusmaterial. Oder eben, den letzten Götterfunken, der noch nicht vom kapitalistischen Geist besessen oder durchdrungen ist. Einer, der noch fleissig an den literarischen Diskurs glaubt und vermutlich schon das eine oder andere Buch selbst von vorne bis hinten gelesen, Musik produziert, Theater, Oper, Tonhalle, Museen sowie zahlreiche Kunstwerke der bildenden Kunst gesehen hat. Einer, der selbst macht und herstellt. Und auch schon ‚mal in einem Atelier, einer Werkstatt und einem Kino war, wo ganz grosses geboten wird. Und einer, der daran glaubt, dass Künstler, Kunstschaffende, Musiker, Autoren und sonstige spezialisierte Berufsgattungen noch kollektiv — genossenschaftlich — zeitgenössisch — zusammenarbeiten könnten, alleine der Kunst zuliebe. Das irdische Paradies:
Literatur = Kunst, Literatur + Kunst, Literatur – Kunst, Literatur — Kunst, Literatur () Kunst, Literatur { } Kunst, Literatur [ ] kunst kunst kunst in seiner (ursprünglichsten) Funktion eines letzten «anarchistischen Raumes» («Spaces») außerhalb der positivistisch faßbaren Wissenformationen (Informationsflutwellen) kann der Darstellung des Tabus anhand der Rekurrenz auf «mythische Strukturen» begegnen. Oder er kann eine solche Rekurrenz vermeiden und die Aussparung, bzw. die Leerstelle zum signifikanten Zentrum machen, um welches das textuelle Gewebe kreist und sich auszuspannen versucht (damit belässt er das Tabu zwar im Raum des ‚Nicht – Sagbaren‘, stösst den Rezipienten aber auf den in der Realität verankerten Exklusionsmechanismus (der hier wiederum raffiniert, und zwar durch das eingebaute BildchenMaterial systematisch unterbrochen, doch sofort wieder einfangend wirkt und an den Text bindet sowie das genaue Lesen: Also, keine Wirkung ohne Nebenwirkungen, werden hier sehr konsequent verfolgt und umgesetzt).
Neben dem metaphorischen Sprechen, welches das Tabu auf eine sekundäre sprachliche Ebene transponiert und dort verhandelt, ist die explizite bildliche Darstellung tabuisierter Sachverhalte die wohl konsequenteste Auflösung des gesellschaftlich konsensierten (Kunstwort) Meidungsgebotes:
1. Zu dem zu kommen, ich zitiere hierzu aus dem obigen Text: „sich nicht zu stark in dieses dasein zu verlieben. da man sich dadurch erhoffen könnte, unnötige ängste, schmerzen, und zu grosse wirrnis zu vermeiden. gerade dazu sind die nihilistischen und existenzialistischen denkmodelle «eine überaus wirksame kur»“. Man sieht sich förmlich sofort in Davos liegen, bei einer Liegekur in Wolldecken gehüllt auf einem sonnigen Balkon, das weite Bergpanorama der Landschaft geniessen, während die aufgeschlagenen Buchflügel vor dem Zauberberg und unter den eigenen Hànden ruhen. „Wie bringt die Sprache selbst diese fiktive Konstruktion hervor“ lautet eine, wenn auch theoretische, Leitfrage, einer treuen Leserin.
2. Und da beginne ich mit (Beginnergefühlen) zu zitieren: „eben bereits schon wieder lieber ballast abzuwerfen als noch weiteren zusammenzutragen, und erhoffe mir mit einem konsequenten rückbau auf ein anarchisch unmittelbares daseinserlebnis zu stossen, was mir erfreulicherweise auch immer wieder gelingt. eine lust, die mich wahrscheinlich in der endzeit der punk-ära noch anlachte, und da sind dann wahrscheinlich auch jene schnittmengen, die unsere freundschaft unterfüttern, nämlich in der frechheit, eine mehrzahl aller kulturereignisse als an sich relativ einfach zu entlarvende massenhysterien und moden ähnlicher machart zu verwerfen, sprich: müll als müll auf den müll zu werfen.“ (Das wandelnde Skandalon des literarischen Textes beschreibt hiermit auch wirklich und tatsächlich die Poesie, den und nicht nur einen HärteFallpatienten, sondern den designierten langzeitpatient & multiplen härtefall mit einem bekannten namen). Dies sowohl handwerklich geschickt, wie ein Schriftsteller, Schriftsetzer und Verleger dies heutzutage eben macht oder machen muss. Optisch, dazu ansprechend, kompetent und ziemlich gekonnt – ins Bild – den Text — gesetzt. Seitdem ein Mönch in Fulda begann in karolingischer Minuskel unter Karl dem Grossen (742-814) diese gebräuchliche Schrift aus Kleinbuchstaben (Minuskeln) einzusetzen, um damit Zaubersprüche aufzuschreiben:
Eiris sàzun idisi (Idise sind göttliche Frauen, den Walküren ähnlich, die als Schlachtenlenkerinnen die Gefallenen nach Walhall geleiten). Denn, die germanischen Dichter der heidnischen Zeit kennen wir nicht. Vor der Christianisierung im 8. Jahrhundert in Zürich schrieb und las im deutschen Sprachraum kaum jemand. Und auf die erzählerische Einleitung (spel) und die dreigliederige Vorbildhandlung folgt in Befehlsform das eigentlich Mahn- und Zauberwort (galstar) »Geflüster«. Dies unendliche RAUSCHEN des Windes, der einem schon Mal in die Nase steigt, wenn es aus der falschen Richtung weht oder zu blasen scheint.
3. Entblösst wird durch diesen Beitrag der «kapitalistische Geist» (nicht weltgeist) in seiner elitärsten Funktionsweise, die bis in das Innerste des sozio-kulturellen Gefüges eines Bildchens (und sei es noch so klein, etwa Briefmarkengrösse herunter gepixelt) hinein zu reichen vermag. Bildchen, die sowohl zum Ausdruck als auch zur Wurzel einer [infantilen] Konsumgesellschaft werden. Dieser Tabubruch, der hierin verankert ist, lässt sich nur schwer mit den von Freud gesetzten Schwerpunkten der Analyse in «Totem und Tabu» greifen, handelt es sich bei dem im Fokus stehenden Tabu
doch weder um eine primäre „psychische Disposition des Einzelnen“ noch um ein Meidungsgebot, das die Grundbedingungen von Kultur sichert und
das sich vor allem in ‚archaischen‘ aber weiterhin validen Tabus, wie
Mord oder ‚Inzest‘ (die heutzutage auch gesetzlich verankert sind) manifestiert.
Vielmehr lässt es sich mit Émile Durkheim auch als ‚negativer Ritus‘ verstehen, „durch welche[n] bestimmte Bereiche oder Handlungen vor Veränderung geschützt werden sollen“. Und
warum dieses ‚Neo-Tabu‘ von Text & Bildchen oder Bildchen & Text oder kurz Bild & Text oder Text & Bild als Kunst (Blog, Artikel) nicht „ins kulturelle Bewusstsein gelangen darf“????
Weiss ich nicht; und mit welcher Absicht die Einhaltung desselben eingefordert wird, und wie sich diese Grenzziehung in der Gesellschaft artikuliert, wird anhand wichtiger Theoreme (im Subtext) vermutlich von Weber, Benjamin, Baudrillard und dem ‚transzendenten Kapitalismus‘ nachvollzog. Und hierzu schrieb deshalb der d.t.koller:
„gerade diese penetrante, grössenwahnsinnige wichtigtuerei, die man auch als eine kleinkindliche aufmerksamkeits-cholerik deuten könnte, die da aus der kunstwelt einem entgegenweht, nehme ich fast ausnahmslos nur noch als fäulnisgeruch war. sollte sich mein verdacht bewahrheiten, dass das potenzial der unternehmung mensch an sich erschöpft, und wir derzeit die symptome eines ausgelaugt-seins zu durchleben haben, wird man dann vielleicht schon bald einmal sehr tief abtauchen müssen, das rad vergessen, um es danach wieder neu entdecken zu dürfen.“
4. hier schreibt (noch) einer, d.t.koller mit handgeschmiedeter mechanischer stahlfeder die rotz- bis rostgrüne poesie seines praktikus und praktikanten aus der region zürich, die er heimlich und hinterlistig seinem privatpatienten PIERROZ klaut. seit jahren verwahrt er ihn in seinem heim und dieser anstalt und behauptet dessen seele sei abgestorben und tot. DABEI ist er der wahre POET, der den «welt- und grossstadtmief» der verwesung (Putrefaktion) und fäulnis (Agonie) in die nase nimmt und bedacht etwas zu bewahrheiten (versucht), um neben den zaubersprüchen, rätseln, sprichwörtern und merkversen, welche die germanen kannten. wobei der, noch singbare text offensichtlich bevorzugt wird, [damals wie heute als wini-loid (»Liebeslied«) oder als preislied vorgetragen], um dem heroisch-schöpferischen Getue (des Menschens) endlich (bewusst) ein für alle Mal ein Ende zu setzen. Im Kreislaufbetrieb der kulturellen Kehrichtverwertungsanlagen, die heute mit «thermo-re» ausgezeichnet werden, sobald sie den Müll und Abfall geruchsneutral und ohne Rückstände verbrennen.
Chapeau!
Und jetzt nur noch hoffen (hozzen), dass der Leser entscheiden wird, ob’s sich um den «Ausruf der Anerkennung» oder um den mündlichen «Einwurf» handelt.
Mit herzlichen Grüssen
https://www.youtube.com/live/O8pz6kdix_s?feature=share&t=6369