Man muss natürlich schon irgendwann einmal jemanden gehabt haben, um dann sie, ihn oder es in die Wüste schicken zu können. Und selbstverständlich hat unser Patient, ausser unserem leidgeprüften Kunstsanatoriums-Pflegepersonal, schon lange niemanden mehr, um in die Wüste zu schicken. Das hält Pierroz aber, wie sein aktueller Song »Ich weiss jetzt was ich will« beweist, leider keineswegs davon ab, sich vorzustellen, was sich denn in einer Herumleberei eines quasi gewöhnlichen Menschen abspielt.
Persönlich finde ich den soziophoben Blick unseres Patienten auf unsere lieben Mitmenschen, vor allem auf die vielen, die noch zu wissen glauben was sie wollen, äusserst despektierlich um nicht zu sagen scheusslich!
Die rote Linie überschreitet Patient Pierroz in seinem »Ich weiss jetzt was ich will« Musik-Video spätestens bei seinem mutwillig forcierten zernichten einer unserer wohlbehüteten nationalkulturellen Devotonalie. Wir vermuten, es handelt sich um eine Trotzhandlung, ausgelöst durch seine (selbstverschuldete) Verlegung in den nationalsozialistisch geprägten Oberaargau.
Einmal mehr strapaziert Pierroz durch sein zivilisationsblasphemisches Verhalten seinen Patientenstatus, sprich, seine amtlich beglaubigte Narrenfreiheit, aufs peinlichste. Leider können wir ihn aus wohlfahrtstechnischen Gründen nicht eigens in eine Wüste schicken. Eine ihm eventuell zustehende Schuldminderung ist in der Administration unseres Sanatoriums als Notiz zu den Akten gelegt worden deren Inhalt besagt, dass die Servelaz-Idee ihm vom Zürcher Mundartpoet Paul Weixler zugespielt worden sei.
D.T.Koller, Heimleiter Kunstsanatorium Zürich, Vorstandsvorsitzender der Schweizer Kunstsamariter, Sommer 2024
Service Public: Patient Pierroz bei Vitaltransformer // Pierroz bei Bandcamp
»Pierroz – Ich weiss jetzt was ich will« – Video: Idee, Paul Weixler // Kamera, Lilly Gurzeler // Produktion, Vitaltransformer 2024 – Aufgenommen im Bunker Studio Zürich, komplettiert, gemixt und gemastert in den Tonitronic Labs bei Langenthal
3 Kommentare
ciao Pierroz. Danke für das aufschlussreiche Video. ich bin Andi, dem du das Tonisrad übergeben hast. Da du das Kunstsanatorium immer noch in Zürich verortest, befindest du dich ja geistig im exil im oberaargau. Ein hartes pflaster, aber nur dann wenn man weiss was die anderen wollen.
Natürlich hast Du recht lieber Andi: Eigentlich sollte man sich einen Teufel drum scheren, was die Anderen wollen; es ist nun aber leider so, dass man sich selbst erst durch diese Anderen zu erkennen vermag – ein Elendskreis also – ohne Gegenpart kein Zugang zu einer Abgrenzung nach Wahl. Und ja, geistig bin ich hier im nationalsozialistisch geprägten Oberaargau im Exil, das bin ich aber eigentlich fast überall, auch in Zürich.
Einen herzlichen Gruss
Patient Pierroz
ein Loch in der Suppe und ein Haar ist im Eimer
nur nicht zu früh zufrieden sein
was ist im unlogischsten
das logische element
upside down konfuserion
¡welsch hoffnugslaufgewinnerinnen
im finale ist¿
go with the flow¡
spend it a quell¿
,,,