Bockmist – Ein Interview mit Pierroz

alfred: pierroz, du gibst ein album raus und planst keine auftritte, das ist doch bockmist?

pierroz: das album wird toll, aufritte sind bockmist, ja.

a: warum sind die bockmist?

p: todlangweilig: autobahn, schlechter frass, warten, warten…. beinah so spannend wie militärdienst, da geh ich lieber gleich in die klappse, dort gibts immerhin tischtennis.

a: unterwegs sein, andere städte und leute kennenlernen, ist das nicht das wahre musikerleben?
was ist das wahre musikerleben? lies weiter…

Bewerbung

Da hat sich doch, während ich grad mal mit den Plüschtieren auf der verlassenen Redaktion kuscheln wollte, ein gewisser Alvaro de Campos an der Tür gemeldet und wollte den wieder mal abwesenden Verlagsleiter sprechen. Er wäre das uneheliche Kind seines Vaters, Fernando Pessoa, und käme, sich für eine Anstellung zu bewerben. Auf der Rückseite seiner Visitenkarte schrieb er als Referenz:

„ich bin leer
wie ein versiegter Brunnen.
Habe wahrlich keinerlei Wirklichkeit.
Bin ein Deckel auf dem Bemühen der Phantasie!“

Würde doch zu uns passen, was meinsch Köllä? Visitcard liegt unter der Wurmbüchse auf deinem Schreibtisch.

Eines Menschen Zeit

ich habe mich in den letzten tagen durch das leben von peter bamm gelesen. 1897 in deutschland geboren: ausbildung als arzt, chirurg, sinologe (chinakunde). er schrieb für feuilletons (daz), wurde später schriftsteller, starb 1975 in der schweiz.

in seinem 1972 herausgegebenen autobiographischen buch „eines menschen zeit“ durchlebt man als leser die teils heftigen geschehnisse des vergangenen jahrhunderts an der seite eines klugen, aufrechten, aber auch humorvollen humanisten.

mit einer notwendigen portion glück, hat er die groben erschütterungen zweier weltkriege mit – und überlebt, also auch zwei nachkriegszeiten, kulturelle, politische und gesellschaftliche wandlungen.

warum lese ich sowas? weil…

Eine Zerreissprobe

schluss
wir arbeiten fleissig an einem zweiten video, um pierroz’s kommende album „finissage“ in ein bewegtes bild zu rücken. am liebsten wäre pierroz aber ein video ohne bilder, weil er keine bilder mehr sehen mag.
er sagt: „viel zu flach, unmöglich die farben und langweilig die formate….ächz!“ dann schüttelt er sich wie ein nasser hund und verschwindet im tonstudio.

Tipp des Tages 5

surfen sie ausschliesslich in angetrunkenem zustand im internet.

folgende argumente sprechen für eine scharf geladene hausbar in greifbarer nähe ihres computers:

im suff leiden sie weniger unter ihrer verklemmtheit, sie agieren risikofreudiger und das ist schlichtweg spannender.

sie gehen freizügiger mit ihren adressen, passwörtern und kontonummern um, dadurch kriegt ihr leben etwas mehr schwung.

sie können sich schneller für dinge begeistern und kaufen diese auch. sie schliessen verträge ab, erleben freudige augenblicke und helfen, die zurzeit etwas schrumplige wirtschaft zu revitalisieren.

sie agieren primitiv, vielleicht sogar viehisch und werden so besser als mensch erkannt und akzeptiert.

also prost allerseits! …und schätzen sie sich glücklich, mit diesem und natürlich dem bald folgenden tipp des tages nummer 6.