»Die neuen Medien, wie facebook, youtube, instagram, usw. geben uns vor zu wissen, was uns gefällt, wer wir sind und wer unsere Freunde sein sollen«. Solche Worte drängt es Markus Meyle aka Leto, Skulptur- und Installationsschaffender, seinem Werk, das im Stadtpark Uster gezeigt wird, beizufügen. Radikalisiert man die Ausdrucksweise der angesprochenen Thematik, spricht Leto von Diktat, von Manipulation, von Übergriff in die Privatsphäre.
»Glücklicherweise gibt es aber ein probates Gegenmittel zu diesen Algorithmen: die Realität!«
Dies der zweite Schlag Leto’s gegen das virtuelle Böse, doch der Schlag geht fehl, denn wer die Realität auf ein Gegenmittel zur Bekämpfung von etwas anderem reduziert, propagiert die eigene Kapitulation.
Zudem platzt die Wortblase des Begriffs »Realität« ohnehin an der subjektiven Wahrnehmung jedes einzelnen. Denkt man über dieses sich im Nichts auflösende Sprachgebilde nach, trifft man auf andere, wie zb. Imagination, Phantasie, Erinnerung, Traum, Emotion, etc., mit dem Resultat, dass sich in Anbetracht so unterschiedlicher Welten kaum mehr so etwas wie ein Gemeinplatz »Realität« feststellen lässt.
Einen Vorzug, der von Leto beworbenen Realität, die wie ich annehme, auch das von ihm zusammengenagelte und bunt bemalte Zeug enthält, kann ich nicht ausmachen. Die virtuell digitale Realität oder von mir aus Scheinwelt, bietet mir im Gegensatz zu seiner, die Möglichkeit der Selektion an und auch, was ich grade nicht angucken will, wegzuklicken.
Abseits meiner Kritik an Leto’s Text, macht mir sein sperrig humoriges Werk aus Holz, die frech bunten Fratzen, die in der Nacht in poppigen Farben leuchten, viel Freude. Die 0815 Lenzlinger-Box in der Mitte, die guck ich mir dann, die Realität einmal mehr unterwandernd, einfach weg.
Die in jene Box geheftete Packungsbeilage schwächelt aber an allen Ecken und Enden; nebst dem Debakel mit dem verunglückten Impfstoff »Realität«, begeht Leto den Fehler der Moralisten, die zu wissen vorgeben, was für andere gut oder schädlich sei.
Es ist zu kurz gedacht die Einwirkungen der durch Algorithmen gesteuerten Portale und »sozialen« Netzwerke dramatisierend zu überschätzen. Doch der Mangel an abrufbaren Feindbildern verleiten zum einen die postmodernen Rebellen und zum anderen die in der Vorstellung von Diktatur durch Software in Panik Erstarrten, zu hilflosen und lächerlichen Fuchteleien gegen das sie überfordernde Unbekannte.
Klar schnappen sich Instagram, Facebook und Co einiges weg, packen uns Lümmels beim Spieltrieb, der Angst vor Isolation und der Not von Anfang bis zum Schluss in der Welt ein Niemand zu sein. Wache Geister vermögen aber gerade durch diese Anfeindungen die eigenen individuellen, sowie die Charakterzüge des menschlichen Wesens im Allgemeinen, mit Gewinn beobachten.
Leto’s Skulptur »BREAK UP your BUBBLE« steht noch bis zum 1. Sept 2019 zur freien Besichtigung im rund um die Uhr offenen Stadtpark Uster
Links: www.leto.ch // Akku Uster bei Instagram // Leto bei Facebook
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