Endlich haben wir ihn wieder, unseren Larry Bang Bang. Stattlich schaut er aus, der Schwerenöter. Nach romantischen Jahren scheint er im Milieu reüssiert zu haben. Es wird gemunkelt, er sei durch Import von Wollsocken zu einem ansehnlichen Vermögen gekommen. Möglich wäre es, man weiss nichts Genaueres… Doch wie auch immer, sein neues Album The Cazebo ist der helle Wahnsinn!
Von wegen Wahnsinn: The Cazebo, dieses auf dem Cover gezeigte Getier, ist schon ein wenig schräg. Letzthin, bei einem meiner abendlichen Spaziergänge durch den Palast von Knossos, bin ich zufällig an einem Wandfresko vorbeigelatscht, worauf etwas gemalt war, das mich irgendwie an The Cazebo erinnerte. Diesem Wink bin ich dann nachgegangen, und so rein aus dem Nichts, kommt also dieses Mischwesen keineswegs. Das Cazebo ist ziemlich klar ein sogenannter »Greif«. Laut Wikipedia seien diese die ganze Geschichte hindurch Symbol für Stärke und Wachsamkeit gewesen, und sollen es noch immer sein.
Nun aber zum Album The Cazebo, das steckt voller quirliger Ideen und total lässiger Musik. Larry Bang Bang und seine Truppe schaffen es nun wirklich spielend, die vielleicht durch die gegenwärtigen Menschheitskrisen teils etwas eingetrübten Gemüter von der ersten Rille weg aufzuhellen. Die Musik von The Cazebo entführt einen in Welten, die lustig sind, die überraschend, bunt und frech sind, und so ganz anders, als die rund um uns wuchernde Sch-Welt. In diesem Zusammenhang gedacht, schafft Larry Bang Bang mit seinem Album ein überlebensnotwendiges Stück Gegenkultur.
Es ist ein Riesenspass, wie Larry Bang Bang auf der bunt glitzernden Müllhalde der Postmoderne sein Tänzchen tanzt. Wie er launisch mal da, mal dort, etwas aus dem Haufen herauspickt und einen Song daraus macht. Larry Bang Bang ist stilsicherer geworden, überzeugender, er singt auch schlichtweg besser. Nebst seinen romantischen Stärken hat er weitere neue entdeckt, so sind seine Arrangements verspielter, überraschender, sind rundum musikalischer geworden.
Larry traut sich mehr zu, er versucht sich an post-popmodernen Stilen und bringt das ganz flott rüber. Der Song Emotional könnte wegweisend sein für Zukünftiges – gut, vielleicht ist das persönliches Wunschdenken. Von meinem Wunschdenken aus betrachtet, würde ich das aktuelle Album The Cazebo als ein Übergangsalbum sehen: Larry Bang Bang bei einem Zwischenhalt, unterwegs zu einem ganz grossen Larry Bang Bang.
Sein Grosswerden ruft natürlich auch die Melancholie auf den Plan, und auch da enttäuscht uns Larry Bang Bang nicht. Er findet die richtigen Töne, die adäquaten Worte und vor allem auch Trost durch seinen guten Humor, seinem für ihn typischen Augenzwinkern, für das wir ihn so lieben. Das Terrain, das Larry Bang Bang bespielt, ist aber auch wirklich eine ungemein abenteuerlich fröhliche Spielwiese, oder eben was Pop Brut typischerweise Buntes und Knalliges für Aug und Ohr anzubieten hat.
Von wegen Pop Brut: Im Vergleich zu eben diesem Pop Brut, der Larry Bang Bang alias Roman Maeder und Teil von Milk&Wodka als eine gestalterische Ausdruckssprache entwickelt hat, klingt der Larry Bang Bang Sound in meinen Ohren noch ein wenig unentschlossen, noch zu wenig konsequent, in der Summe noch zu wenig rabiat. Darum mein Begriff Übergangsalbum. Und weil er ja mit der The Cazebo Cover Art sein illustratives Schaffen mit seinem musikalischen in Beziehung bringt, bleibt ihm eigentlich gar nicht viel anderes übrig, als musikalisch gleichzuziehen.
Ich habe mich oft gefragt, wie Pop Brut als Musik klingen könnte, und wenn es einen gibt, dem ich das in die Welt zu bringen zutraue, dann Larry Bang Bang. Ich bin gespannt, wann er uns seinen ultimativen Pop Brut Sound präsentieren wird. Keine Frage, da steckt noch viel Potential drin und Larry ist und bleibt der Mann, der für die unglaublichsten Überraschungen gut ist.
Nun, so geniessen wir doch jetzt einfach unseren Larry Bang Bang, wie er leibt und lebt. Das Album The Cazebo ist da, es sind Konzertdaten da, Liveauftritte, die mitzuerleben ich nur wärmstens empfehlen kann. Seine Band ist nicht nur im Studio sondern auch Live eine der spritzig spielendsten, buntesten und frechsten, weit und breit. – mit einem lieben Gruss in die traute Runde, Euer Patient Pierroz
Service Public: Larry Bang Bang The Cazebo bei Bandcamp // Larry Bang Bang Webpage // Larry Bang Bang Instagram // Larry Bang Bang Facebook // Larry Bang Bang bei Tik Tok // Larry Bang Bang bei Vitaltransformer // Historische Annäherung an The Cazebo bei Wikipedia – Die im Beitrag verwendeten Bilder sind von Vitaltransformer
Ein Kommentar
„…I’m twisting my tongue for the better people…“ nice.