Amrain gibt es nicht – und gibt es doch. Amrain ist ein von Schriftsteller Gerhard Meier erfundener Ort, so wie zum Beispiel Seldwyla von Gottfried Keller. Amrain ist durch die schriftstellerischen Arbeiten von Gerhard Meier auch eine Metapher für das Provinzielle mit Weltausstrahlung geworden.
Unter Provinz versteht man laut NSB Universal Lexikon: »In röm. Zeit ein unterworfenes, von einem Statthalter verwaltetes Land; Verwaltungsbezirk eines Landes: auch verächtlicher Ausdruck für das Land im Gegensatz zu den grossen Städten – provinzlerisch, mundartliche Ausdrücke.«
Wer nun diese Unterschiede zwischen Provinz und Städten, zwischen einem Dorf und der Welt machen will, kann das tun. In meinen Augen ist das alles in der Summe aber einfach nur simple Menschenwelt.
»Was im Dorf geschieht, geschieht in der Welt, und was in der Welt geschieht, geschieht im Dorf. Im Prinzip. Nur das Ausmass ist nicht dasselbe« Gerhard Meier (1917 – 2008)
Die Ausstattung für sein Amrain hat Gerhard Meier in Niederbipp einem zwischen Olten und Solothurn am Jurasüdfuss gelegenen Strassenkaff gefunden. Dort kam er zur Welt, oder eben ins Dorf und ist nach einigen unbedeutenden Schlenkern in der nahen Umgebung wieder dahin zurückgekehrt. Er hat sein Geburtshaus gekauft und mit seiner Lebenspartnerin Dora darin gelebt und geschrieben.
Zurzeit findet in Gerhard Meiers Amrain alias Niederbipp ein Umbruch statt. Einige der eher letzten grossen, teils Jahrhunderte alten Bauten -sozusagen Meiers Bühnenstaffage- werden oder sind bereits abgerissen worden.
Es entstehen dort nun etliche Neubauten. Betonklötze werden aneinandergereiht und ineinander geschachtelt. So wie überall, und die meiner These einer Unterschiedslosigkeit zwischen Provinz und Welt entgegenzukommen scheinen.
Wie weltlich oder provinziell es heute in den Köpfen der Alteingesessenen und etwaigen Neuzuzügern von Niederbipp alias Amrain ausschaut, möchte ich doch vielleicht lieber gar nicht wissen.
Aber diese an diesem Ort durch den Schriftsteller Gerhard Meier geschaffene Literatur, sein mäandern zwischen individuellem Erinnern und dem Reflektieren bedeutender Werke der Kunst, zwischen historischen als auch aktuellen Geschehnissen, sein Blick auf den Weltenlauf im Spiegel des Provinziellen, schätze ich ungemein.
Text: Pierroz Vitaltransformer
Gerhard Meier Werke: Der schnurgerade Kanal, Die Toteninsel, Borodino, Land der Winde, Die Ballade vom Schneien, Ob die Granatbäume blühen, Das dunkle Fest des Lebens
Beitragsbild: Porta vor dem Gemeindehaus von Niederbipp, ein Werk mit einem Meier-Zitat von Martin Hufschmid / Fotografie Vitaltransformer
Links: Beiträge bei Vitaltransformer von und über Multimedia Artist – Lyriker und Schriftsteller Pedro Meier, Sohn von Gerhard und Dora Meier, Besitzer des Geburtshauses in dem er eines seiner diversen Ateliers hat und auch dort arbeitet.
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