Geil. Urgewaltig. Stille wird frei, Klänge werden in den Schraubstock eingespannt, auch mal gerne bis zum freudigen Implodieren.
Diese Musik rüttelt an Existenziellem. Eine Zeremonie unserer Endzeit. Bits und Bytes spritzen wie Funkenregen unter der Trennscheibe. Schmelzpunkt. Reaktionszeit. Quantensprung. Orgasmus.
Gen Atem’s Album „Not Here“ beginnt mit tiefen, dunkle Energien tankenden Atemzügen, seiner von einem Vocoder-Effekt zersetzten Stimme, lustvoll und gefährlich. Ein skelettartiger Beat, zwei Basstöne, Gen beginnt eine Geschichte zu erzählen, aus einer mir unbekannten Welt, eines mir fremden Wortschatzes, eindringlich und beschwörend…
Der Graffiti-Sprüher ist ein Kämpfer soviel kann ich als erstes heraushören. Ein clowneskes Melodiekürzel folgt, dass den Ernst der Dinge wieder in Frage stellt…
…schon hat sich der Track in mein Hirn gebohrt, und die Melodie folgt mir überallhin.
Gen Atem lässt sich Zeit innerhalb seines Werkes, er zeichnet gekonnt und überzeugend ein Gegenbild zur krankhaften Atemlosigkeit unserer Zeit. Mit klaren Strichen, harten Kontrasten öffnet er grosse, karge Landschaften, wo ich als Hörer jeden in mir fliessenden Blutstropfen zu feiern, als Manifest des Lebendigen anzubeten beginne.
Er fordert mich zu einem radikalen Existenzialismus heraus, er gibt mir damit eine vielleicht letzte Chance, in dieser von uns weitgehend zerstörten Welt, ein Bruchstück wahren Lebens zu erfahren.
In jedem der sieben Tracks wirkt die Summe einer Kraft, einer Urgewalt, die von ganz unten aus düsteren Gefilden zu kommen scheint, die da seit Jahrtausenden ruht, um jetzt hervorzubrechen. Schwefeldämpfe, das Schnauben von geifernden Drachen, vielköpfige….neunschwänzige…
Da öffnen sich verborgene Welten nach aussen hin, zum fürchten schön. Das ist eine Musik in der auf einen möglichen Weg zur Stille hingewiesen wird. Danke, Gen Atem.
Gen Atem „Not here“ (iTunes) / Gen Atem Homepage
Gen Atem: Hörprobe bei Soundcloud
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