Das Kunstsanatorium 16b, Vitaltransformer’s monatlicher Aktionsmontag in der Galerie 16B, ist eröffnet.
Pierroz der Verweigerer hat seine Gitarre zwar gezeigt, getätschelt, ein bisschen an den Saiten gezogen, so richtig gespielt hat er sie jedoch kaum.Die Leute wurden nach den ersten Takten, so voller Erwartung auf das Kommende, immer vom Abbruch des soeben Begonnenen heimgesucht. Kaum hatten Sie angefangen mit dem Fuss zu wippen, folgten schwermütigeTexte mit Bildern, die den endlosen Tristesse-Filmen eines Ingmar Bergmans glichen, und versauten einem so richtiggehend die aufgestellte Ausgangsstimmung.
Man feierte das kommende Ende, den Burnout, das Unvermögen, der menschlichen Existenz einen Sinn abzuringen.
Schade, dass sich der Performer dazu versteigt, sein musikalisches Talent als aufklärender Anarchist der sozialpolitischen Landschaft zu verschreiben. Im Fokus stehen heute mehr konkrete Texte, die wiederum auf Abriss aus sind, denn Sounds, Rhythmen,Melodien, Klänge, Vibrationen, die vom Musiker & Performer Pierroz erwartet wurden.
Die Vision heisst heute „Deformance“ und soll als CD ab nächstem Frühling erhältlich sein.
R. Güntensperger bestritt den zweiten Teil des Ersten mit einer Lesung, die eigentlich Drei
oder Vier waren – praktisch übergangslos, von einigem Rumpeln und Knacken übers Mikrofon mal abgesehen. Ein überaus gelungener Ausblick eines Aliens, der sich bei einem Ausflug auf Mutter Erde befand, bildete den Höhepunkt. Die weiteren Worthülsenkonstrukte waren für den Zuhörer, wenn er deren Neuerschaffung dann erkannte, höchst erhebend und belebend.
Meist aber überstrapazierten diese ungewöhnlich kreativen Wortverschmelzungen in ihrer Dichte das Aufnahmevermögen in physischer & mentaler Weise. Zumal sie manchmal in Schichtungen aufs Ohr trafen, so dass der Zuhörer sich bald einmal unter einer Wortschöpfungslawine begraben fühlte. Immerhin hat die eine oder andere Kreation, die angekommen ist auch einige breitgezogene Münder im Publikum erzeugt und der Schlussapplaus war in Relation zur Besucheranzahl überwältigend.
Nächste Konsultation im Sanatorium: 7. Montag November, Kata: „Schock-Shop auf dem Doch-Joch“ Buchtaufe
Text: Jack Broder
Bild: © Harald Hatschgy Jaberg
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