Man könnte auf den Gedanken kommen, dass die Sprache an sich, nationalsozialistische Züge in sich trage.
So jedenfalls erging es mir, als ich vernahm, dass geschlossene Aufnahmelager für Menschen, die sich auf ihrer Flucht in die Ländereien der EU verirrt haben, in einem Text der EU-Kommission, als „kontrollierte Zentren“ bezeichnet werden.
Ich hätte diesem Gremium abgeraten, die durch ihre Beschlüsse beförderten Institutionen und für solche Zwecke einzurichtenden Bauten so zu nennen, da die Kürzel dieses altbekannte „KZ“ (Konzentrationslager) ergeben.
So haftet man mit grober sprachlicher Dummheit dieses albtraumhafte Vermächtnis der deutschen diktatorischen Phase des vergangenen Jahrhunderts einer Flüchtlingsproblematik der Gegenwart an.
Die Aufgabe der Politik wäre es, innerhalb der geltenden Vereinbarungen, dazu gehören auch die Wahrung der Menschenrechte, Lösungsvorschläge auszuarbeiten.
Einer Politik leider, die feige, kleingeistig und auf eine unwürdige Art Menschen behandelt, die jeder Vorstellung einer humanen Gemeinschaft spottet und die Errungenschaften dieser, gerade nach dem zweiten Weltkrieg mit viel Engagement und guten Vorsätzen wieder aufgebauten europäischen Kultur des Vereinenden, Befriedenden und Gemeinsamen, verhöhnt und zunichte macht.
Alte, überwunden geglaubte Gesellschaftskrankheiten schleusen sich an Kommissionen, an Kongressen und Vorstandsvorsitzenden etc. vorbei, tauchen zuerst als einzelne Worte und Begriffe wieder auf, Taten folgen und machen unmenschliches zu geltendem Recht.
Vorbemerkung von Elias Canetti in seinem Buch „Das Gewissen der Worte“: „Die Feinde der Menschheit haben rapide an Macht gewonnen, sie sind einem Endziel der Zerstörung der Erde sehr nah gekommen, es ist unmöglich von ihnen abzusehen…“
„Das Gewissen der Worte“: Essays von Elias Canetti, Buch © 1975,1976 Carl Hanser Verlag München
Die missmutig stimmenden Bilder stammen aus der Industriebrache Attisholz/Projekt Kettenreaktion 2016
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