Archiv ‘Schreibware’ Kategorie

Blut

Ich schreibe. Ich schreibe und ich blute. Mit jeder Zeile, mit jeder weiteren Silbe, meine Pulsadern tiefer ritzend. Blut, viel Blut, mit dem ich diese Tischplatte hier und alles andere verschmiere.

Mit dem Schreiben und Bluten versiegt meine Wut, es schwinden all die Ängste, in die Du mich mit Deinem Schweigen fallen liessest. Ich verliere den Willen, mich in Dein Verliess hineinzusprengen. Ich gebe mich ganz hin, meinem nicht mehr Sein Können und berausche mich an meinem Verbluten, auf das, seiner Endlichkeit bewusst werdende, zitternde Herz horchend.

Sterbend hier auf diesem Stuhl zu sitzen, in Gedanken verloren, im Erinnern an Dich. Das Denken, das mir entgleitet, das Messer nun endlich, matter werdend, aus der Hand fallen lassen zu dürfen.

Kassandra und eine Empfehlung

Kassandra Schnitt 2

Ein Freund hat mir empfohlen, mich, vom unseligen Treiben der Menschen, mit einem Glückssprung ins Elitäre, zu verabschieden.

Gut, wird gemacht. Im Anfang vielleicht nur als ein Ersatzspieler in einer der untersten Ligen der Elite, aber immerhin. Auf jedenfall gehen mich von dieser erhöhten Warte die weltlichen Sorgen rein gar nichts mehr an.

Diese, meine neue, bessere Welt, dreht sich nun also jenseits von Gut und Böse und entfernt sich mit immer grösser werdender Geschwindigkeit vom Elend des Allgemeinen (welches sich ja in ähnlich progressiver Weise erweitert).

Die mit diesem Auseinandriften entstehende Anziehung, kann ich paradoxerweise aber leichtfüssig, durch gelegentliches Abschiessen von Placebo-Signalraketen im digitalen Netzwerk ausgleichen. Bis jetzt.

„Apfelblüten“ oder „In der Nacht alleine am Küchentisch sitzend“

blüten der nacht

frakturen, bruchstücke, zersplitterndes erinnern, in den frühling verwelkt, vom blütenstaub blind und taub, im trockenen mund die worte formlos schluckend, dann wieder erbrechend, aus mir blutend, alleine, so verflucht alleine mit diesem sehnen und suchen, das schmuckstück an der brust zärtlich küssend, die tränen die nicht wissen wohin sie fliessen sollen, weil alles gut ist und doch schmerzt, gesund ist und doch weh tut, die zeit die sinnlos gefriert, das essen, das nur das trennende nährt, dieser mich in die knie zwingende, unsägliche verlust.

Anonyme Botschaften

Dass unser Spam-Ordner von jungen afrikanischen Frauen bevölkert wird, die bis in die letzten geheimnislosen Ritzen ausgeleuchtet in Erscheinung treten, daran haben wir uns gewöhnt.
Mehr Sorgen bereitet uns zurzeit Botschaften, die von unbekannter Hand, in unseren Briefkasten eingeworfen werden.
Den Inhalt der letzten empfangenen Botschaft drucken wir hier nun ab.
Vielleicht können Sie uns bei der Deutung derselben helfen, oder lassen uns sonst einen hilfreichen Ratschlag zukommen.

wir wissen was ihr da treibt. denkt ja nicht wir wüssten das nicht. wir wissen beinah alles, was ihr da macht. und wir wissen auch warum ihr das macht. ihr könnt nämlich gar nicht anders. denkt nun aber ja nicht, dass wir gegen euch etwas unternehmen werden. nein das werden wir nicht. das brauchen wir gar nicht. mit dem was ihr da treibt, werdet ihr ganz von alleine vor die hunde gehen. da brauchen wir gar nicht noch zusätzlich etwas dafür zu tun. ihr macht das gut. sehr gut sogar. besser kann man das gar nicht machen, als ihr das macht. macht nur weiter so. macht immer weiter so.

Radio SRF3 „Focus“ mit Sibylle Berg

Schon mit den ersten Worten des Moderators (Hannes Hug) habe ich’s geahnt: Das wird ein Scheiss.
Da war in dieser Stimme sowas von „Alles ist so nett und das Leben ist immer lustig“. Die Berg hat sich, nach anfänglich humorigem Stocken („das fängt ja gut an“), in das leere Gelaber (üb)ergeben müssen.
Focusiert wurde in dieser Stunde rein gar nichts, da war nur dieser süssliche Brei, von diesem „Glückspost“-Moderator, der sich zur Hauptsache in seiner eigenen biederen Witzigkeit gefällt und den Anspruch erfüllt, dass er eine Stunde ohne Inhalte durchbringen kann und’s keiner merkt.

Was ich jetzt am Schluss von dieser Sendung weiss: Seitensprung ist nix, offene Beziehung is nix, als Schriftsteller/in muss man arbeiten, Boxerhunde sind auch nix, das Leben soll man sich am besten verkneiffen (am Schluss: „alle tot“), den Mc Kutti sollte man schnell wieder ausblenden und wenn man 60% vom Leben begriffen hat, zufrieden sein kann.
Ich weiss jetzt, dass die Berg für die nächsten fünfzig Jahre neunundzwanzig Jahre alt sein wird und soooooooo langsam ist, sich von Grüntee ernährt, aber nicht mehr im Bett schreibt, dass die Berg Softwareentwickler und Schachspieler beeindruckend intelligent findet, ….und wäre sie nicht zu doof, dann wäre Sie heute Quantenphysikerin.
….fehlt da noch was in dem Salat? nein? ….ich finde auch nicht, da ist alles drin…..

ps: Kein Wunder hockt die Berg am liebsten alleine in ihren eigenen vier Wänden, und schreibt sich da eine Welt weg, die, in dieser explosionartig sich ausbreitenden Dümmlichkeit kaum mehr zu ertragen ist.

Die aktuelle Schreibe von der Berg: „Der Tag, als meine Frau einen Mann fand“
Die Berg sagt dazu: „brilliant geschrieben, sehr lustig, und sie habe das geschrieben, weil sie das verkaufen muss.“

Mein Lesetipp von der Berg: „Ende gut“

Pierroz