Mehr als ein halbes Jahr ist es her seit meinem Besuch in der Ausstellung von Andreas Niederhauser. In der Werner Bommer Galerie im Niederdorf in Zürich zeigte er letzten Sommer zum wiederholten Mal aktuelle Arbeiten.
Niederhauser und ich haben uns ende der 80ziger Jahre im Kunsthaus Oerlikon, das für einige Jahre gleich hinter dem Hauptbahnhof Zürich an der Konradstrasse war, kennengelernt. Gemeinsam mit Martin Senn organisierte er dort Ausstellungen und Veranstaltungen, gestaltete einen wichtigen Treffpunkt für eine junge in Aufbruchstimmung befindliche Zürcher Kunstszene.
In der Bommer Galerie steigen wir gleich vom grossen Ausstellungsraum im Erdgeschoss dieses Altstadthauses in den ersten Stock hinauf. In zwei einfachen hellen Räumen stehen wir dann dort auf alten, wohltuend knarrenden Holzböden vor Niederhausers Werken.
Wir verbringen dort gute zwei Stunden und sprechen angeregt miteinander über seine Arbeiten und was es damit so auf sich hat.
Seit einiger Zeit arbeite er mit Öl auf Sperrholz (Pappel). Seit er genauer wisse, was und wohin er mit seiner Malerei wolle, sei er sehr glücklich mit Ölfarbe. Man komme am nächsten Tag ins Atelier und die am Bild aufgetragenen Farben seien noch so, wie am Vorabend, als man das Atelier verlassen habe. Aber eben, man müsse wissen man wolle, konsequent arbeiten wollen und nicht meinen, man habe am Abend ein fertiges Bild auf der Staffelei.
Zu den Farben verhalte er sich anarchistisch und habe eigentlich keine Vorlieben. Ab und an Pink, dann Silber und ein helles Grün und Braun seien Farbthemen, die er wiederholt verwende. Meine Frage, ob er denn gewisse Farben mit bestimmten Emotionen verbände, verneint er konsequent.
Dafür gibt Niederhauser freimütig zu, dass er sich vor der Leinwand weder strecken noch bücken möge, dafür sei er zu faul, er male immer in der Komfortzone und drehe das Bild so oft er wolle. Um Verläufe auszubremsen packe er das Bild und lege es flach auf den Boden, aber am Boden malen, nein danke.
Zur abstrakten Malerei befragt, meint er, er brauche dieses Leben ohne Leitplanken. Dieses Bedingungslose sei sozusagen seine Atemluft und auch sein Lebensausdruck, und der sei klar die eines Aufbegehrenden, bürgerliche Konventionen kritisierend bis klar ablehnend.
Nur durch den regelmäßigen Gang ins Atelier und den kreativen Auseinandersetzungen an der Leinwand gelänge es ihm, ein einigermassen für seine Umwelt erträglicher Mensch zu sein.
Natürlich haben wir auch einen Streifzug durch teils gemeinsame Erlebnisse in den Zürcher 80ziger und Anfang 90 Jahre gemacht. Namen wie Kubala, Zaugg, Herzog werden genannt und an deren teils tragische Schicksale erinnert. Wie wir dann auf Lilian Hasler gekommen sind, weiss ich nicht mehr genau.
Die Prozession durch die Stadt mit Haslers Skulptur »Der Fixer« zum Platzspitz, der damaligen Drogenhölle von Zürich, war eine von Niederhauser organisierten Aktionen. Daran anschliessend habe es die Zuckerausstellung im Kunsthaus Oerlikon gegeben. Jene Kunstfuhre sei für ihn die Initialzündung gewesen, der seinen Wandel vom Kurator zum Kunstschaffenden vollzogen habe.
Auch die damalige Drogensituation sei die zentrale Irritation und bis heute der Hauptantrieb zu seinem künstlerischen Schaffen. Übrigens sei Uchtenhagen, unterdessen ein 90zig jähriger Mann, hier in seiner Ausstellung gewesen. Der habe ja damals im Hintergrund an der Lösung des Problems der offenen Drogenszene wichtige Weichen gestellt.
Text und Fotografie: Pierroz
Service Public: Andreas Niederhauser Homepage // Instagram – – – Lilian Hasler: Homepage // Sikart – – – Kunsthaus Oerlikon: Wikipedia Eintrag – – – Ambros Uchtenhagen: Wikipedia Eintrag
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