Pierroz’ Sprung vom Dach

Freitod vom 20.März 2018 – freien Willens ist Pierroz aus dem digitalen Leben geschieden.
“Der Mensch ist nicht eher glücklich, als bis sein unbedingtes Streben sich selbst seine Begrenzung bestimmt” Goethe

Eine kurze Zusammenfassung der tragischen Ereignisse:

Dem Bericht der Pflegefachfrau Gabriela ist zu entnehmen, dass Patient Pierroz sich schon früh am Morgen des Unglückstages, wie schon des öfteren, exzessiv ins Unglück masturbiert habe.

Des Patienten Klage “er fühle sich seit einigen Tagen vom Verderben geschwängert”, sei laut Gabriela, im allgemeinen Stress leider zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt worden. Patient Pierroz arbeitete trotz seiner angegriffenen Verfassung aber bis zur Medikamentenausgabe um elf Uhr hart an seiner Erfindung neuartiger Empörungsrituale.

Im Bericht wird noch erwähnt, dass die anfangs Jahr eingeleitete Neugestaltung der Finanzpolitik des Patienten leider ins Leere gegriffen habe und so seien die letzten Wochen und Monate seines Aufenthaltes stark von Armut, Krankheit und Einsamkeit gezeichnet gewesen.

Reaktionen der Kontrollorgane:

Recycling – Entsorgungstelle ZH (Annahme verweigert), Portier Abteilung Sondermüll: ” Ne den wolln’ wer nich’, das ruiniert uns nur die teure Filteranlage. Das schicken’s am besten gleich selber nach Afrika”.

Der Zürcher Regierungsrat hat Pierroz Abgang zur Kenntnis genommen. Geschlossen seien sie zu der Ansicht gekommen, der Exitant wäre niemals ein richtiger Zürcher gewesen, denn ihm habe das Gesunde in seiner Denkart gefehlt. Das laufende Ausbürgerungssverfahren werde darum vorerst nicht gestoppt. Anstatt Rosen und Kränze empfiehlt der Regierungsrat Rossmist für die bereits bestehenden und leider darbenden Rosenkulturen unserer schönen Heimatstadt zu spenden.

Auch das Amt für Kultur und Bevölkerungsfragen schliesst mit einem kurzen Bericht die Akte Pierroz: Der Kulturverlust durch dessen Ausfall sei gering, besondere Massnahmen müssten daher nicht ergriffen werden. Die Beschickung der Bürger mit Kunst, sei mit grossen Reserven aus der Produktion der stadteigenen geschützten Werkstätten jederzeit gewährleistet. Unruhen diesbezüglich, könne man durch den mit gezielter Förderung erreichten Verblödungsgrad der Bevölkerung sowie der Kunstschaffenden praktisch ausschliessen.

Zur Erinnerung zeigen wir hier noch ein paar Bilder, Anekdoten und Aphorismen aus Pierroz bewegten Zeiten. Es sind die Spuren einer Jagd um die Liebesgunst der Algorithmen und die Suche eines Verzweifelten nach Geborgenheit im digitalen Freundeskreis.

Pierroz sagte uns noch, dass in einem Netzwerk wie Facebook sich zu bewegen für einen Kunstschaffenden nicht nur eine Schmach, sondern sozusagen eine Bankrott-Erklärung sei.

Er fühle sich sich in der realen Einsamkeit eigentlich geborgener, als in der des digitalen Lebens.

Er sei heute durch die ganze Stadt gefahren und habe sich alles noch einmal angeschaut, aber er habe sich gefühlt, als wäre er bereits nicht mehr hier.

Seit längerer Zeit lebe er nur noch in den wenigen verbliebenen und überhaupt noch einigermassen bewohnbaren Resten seines Menschen.

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Der Verdachtsmoment verdichtete sich, als Pierroz morgens früh am Telefon zu einer uns unbekannten Person sagte: “Er wisse jetzt, weshalb er auf der Welt sei.” Wir sahen uns gezwungen die notwendigen Massnahmen mit sofortiger Wirkung durchzusetzen.

Website: Deformer Pierroz

2 Kommentare

  • die subversiven Devotionalien (gefälschte 1. August-Abzeichen) haben bei mir einen tiefen Eindruck hinterlassen. Ist es am Züricher Sechseläuten wohl oder unwohl vielleicht auch zu solch perversen Händeln gekommen. Ich habe nämlich auch so eine Medaille zu übersetztem Preis gekauft – unter der Hand, nicht digital.

  • […] Links: Website Kardo Kosta // Website Mike Wolff // Website Vitaltransformer/Pierroz // Website […]

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